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       # taz.de -- Hilfe bei der Berufswahl: Auf Talentesuche
       
       > Wirtschaft, Senat und Arbeitsagentur planen einen Parcours, auf dem
       > Achtklässler ihre Fähigkeiten testen sollen. Das Ziel: weniger
       > Ausbildungsabbrecher.
       
   IMG Bild: Ein Talente-Check soll dazu führen, dass weniger Auszubildende ihre Lehre abbrechen
       
       Es soll wie ein großer Abenteuer-Parcours sein: In einem Gebäude der
       Bundesagentur für Arbeit in der Königin-Elisabeth-Straße in Westend sollen
       Achtklässler binnen vier Stunden erkennen, wo ihre Stärken liegen und
       welcher Beruf dazu passt. „Talente Check Berlin“ ist dieses Projekt
       überschrieben, das helfen soll, die Abbrecherquote unter Auszubildenden zu
       senken. Derzeit steigt nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK)
       jeder Dritte vorzeitig aus. Vorbild ist ein Projekt in Salzburg, getragen
       wird das Ganze von der IHK, der Senatsverwaltung für Bildung und der
       Arbeitsagentur, und starten soll es Anfang 2020.
       
       Weil es im Interesse der Wirtschaft liegt, wenn weniger Ausbildungen
       abgebrochen werden, will die IHK 3 Millionen Euro investieren und die
       Ausstattung des Gebäudes finanzieren. In Salzburg, wo
       IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder bei einer Tagung auf das Projekt stieß,
       gebe es spielerische Tests wie ein simuliertes Autorennen, das
       Reaktionsfähigkeit verlangt, oder eine Kletterwand, die Geschicklichkeit
       erfordert.
       
       Mehrere achte Klassen sollen den Parcours jeden Tag durchlaufen, damit alle
       Schüler der Jahrgangsstufe diese Möglichkeit haben, also mehrere
       zehntausend. „Logistisch wird das eine Herausforderung“, schätzt der
       Regionalchef der Arbeitsagentur, Bernd Brecking.
       
       Zwar wüssten manche Schüler schon früh, was sie werden wollen, sagt
       Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), „die meisten aber benötigen Hilfe,
       um sich selbst orientieren zu können“. Der Talentecheck ergänze die
       bestehenden Angebote dazu. „Ich begrüße ausdrücklich das umfangreiche
       Engagement der Berliner Wirtschaft“, sagt die Senatorin.
       
       Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus,
       Maja Lasic, weist darauf hin, dass die rot-rot-grüne Koalition für
       besondere Fälle noch eine Ergänzung beschlossen habe: Für 19 Schulen, an
       denen es besonders wenige Schüler direkt in eine Ausbildung schaffen, seien
       je zwei Helfer der Initiative „Teach First Deutschland“ vorgesehen.
       
       Nachdem die IHK-Spitze das Projekt unterstützt, muss im März noch die
       Vollversammlung der Kammer zustimmen. Wegen Ausschreibungen, aufwendiger
       Bauarbeiten und weil Baufirmen nicht immer gleich verfügbar sind, kann es
       laut IHK-Chef Eder noch fast zwei Jahre dauern, bis die ersten Schüler den
       Parcours durchlaufen.
       
       24 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
       ## TAGS
       
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