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       # taz.de -- Führungsdebatte bei den Grünen: Eine Brücke für Robert Habeck
       
       > Acht Monate Übergang: Die Grünen-Spitze ebnet dem Landesumweltminister
       > den Weg in den Parteivorsitz. Ob das klappt, ist keineswegs sicher.
       
   IMG Bild: Die KandidatInnen: Anja Piel, Annalena Baerbock und Robert Habeck
       
       Berlin taz | Bei den Grünen steigt die Spannung. Am Freitag und Samstag,
       auf dem Parteitag in Hannover, soll der große Erneuerungsprozess starten –
       und am wichtigsten ist eine Personalie. Schleswig-Holsteins Umweltminister
       Robert Habeck bewirbt sich um den Parteivorsitz. Viele Grüne geraten ins
       Schwärmen, wenn sie von dem charismatischen 48-Jährigen sprechen. Sie loben
       den Drive Habecks, seine besondere Sprache oder den Aufbruchsgeist, den er
       verströme.
       
       Allerdings gibt es eine Hürde. Als Robert Habeck im Dezember in einem
       taz-Interview ankündigte, kandidieren zu wollen, stellte er seiner Partei
       eine Bedingung. So formulierte er, er brauche eine Übergangsphase von „pi
       mal Daumen einem Jahr“, um Themen im Ministeramt abzuschließen und seine
       Nachfolge verantwortungsvoll zu regeln. So etwas ist in der Grünen-Satzung
       nicht vorgesehen. Eigentlich darf ein Landesminister nicht Mitglied im
       Bundesvorstand sein.
       
       Der Parteitag wird sich deshalb mit einer Satzungsänderung befassen, für
       die eine Zweidrittelmehrheit nötig ist. Bundesgeschäftsführer Michael
       Kellner kündigte am Mittwoch an, dass drei Vorschläge zur Abstimmung
       stünden. Einer sieht eine Übergangsfrist von bis zu zwölf Monaten vor,
       erfüllte also Habecks Wunsch. Einer gewährt acht Monate, einer lediglich
       drei. Diese drei Varianten sind das Ergebnis einer internen
       Kompromissfindung – und vieler Telefonate Kellners. Das Problem: Habeck
       hatte früh deutlich gemacht, dass er auf einer Frist besteht. Solle
       Holterdiepolter die Einstellungsvoraussetzung sein, könnte er nicht
       antreten. Eine Erpressung? Gar eine „Lex Habeck“?
       
       Bei diesem Verdacht reagieren manche Grüne empfindlich. Berlins Landeschef
       [1][Werner Graf begründete in einem Text für den Tagesspiegel], warum es
       problematisch ist, zwei zeitraubende Ämter auszuüben – und warum dies das
       grüne Urprinzip, die Trennung von Amt und Mandat, aufweiche. Sein Fazit:
       Drei Monate müssten reichen. Diverse Anträge wurden für die Satzungsdebatte
       auf dem Parteitag eingereicht. Großzügige und knickrige Übergangsfristen
       waren dabei, sogar eine Urabstimmung der Basis über die Satzungsänderung
       wurde gefordert.
       
       Die Parteispitze griff ein – und verabredete mit führenden Grünen aus dem
       Sondierungsteam und Habeck einen Kompromiss. „Wir hatten mit einigen Leuten
       aus dem Spitzenteam ein Gespräch mit Robert Habeck, dass wir acht Monate
       als eine Möglichkeit sehen würden“, sagte Parteichefin Simone Peter am
       Montag. Und warb indirekt für die Zustimmung. Sie sei überzeugt, dass die
       Delegierten „verantwortlich“ diskutieren würden, wie die Partei dem Prinzip
       der Trennung von Amt und Mandat treu bleiben und einen Wechsel an der
       Spitze ohne Brüche ermöglichen könne.
       
       Acht Monate wären auch für Habeck okay. Nun ist die Frage, wie der
       Parteitag entscheidet. Es wird viel Gewicht haben, wenn Linksgrüne wie
       Jürgen Trittin für die Acht-Monate-Lösung werben. Gleichzeitig gelten
       Satzungsdebatten als unkalkulierbar, weil ein Drittel der Stimmen für ein
       Veto reicht.
       
       25 Jan 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.tagesspiegel.de/politik/trennung-von-amt-und-mandat-warum-robert-habeck-sich-entscheiden-muss/20853912.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrich Schulte
       
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