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       # taz.de -- Wer darf Mitglied beim HSV werden?: Antrag auf Ablehnung von AfDlern
       
       > Auf der kommenden Mitgliederversammlung will der Hamburger SV
       > entscheiden, ob AfD-Anhänger dem Verein beitreten dürfen. Die AfD ist
       > empört.
       
   IMG Bild: Mitgliederversammlung beim HSV: So sah sie am 8. Januar 2017 aus
       
       HAMBURG taz | Die AfD-Bürgerschaftsfraktion ist über den Antrag beim HSV
       mehr als empört. „Skandalös“ sei der Vorgang, wettert der
       Fraktionsvorsitzende Alexander Wolf. Bei der Mitgliederversammlung des HSV
       am 18. Februar sollen die Mitglieder des Traditionsvereins darüber
       abstimmen ob AfD-Mitglieder und Gleichgesinnte Vereinsmitglieder werden
       dürfen.
       
       Der Antrag des langjährigen Vorsitzenden des Seniorenrates, Peter
       Gottschalk, ist deutlich. Die Mitgliederversammlung solle das Präsidium
       auffordern, dafür zu sorgen, dass „AfD-Mitglieder oder gleichgesinnte
       Personen nicht Mitglied im Hamburger-Sport-Verein e.V. werden oder der HSV
       Fußball AG angehören“, schreibt Gottschalk. Die Begründung des
       HSV-Mitglieds seit 1954 ist knapp: „Kein Platz für Rassismus! Toleranz und
       Solidarität sind Werte, die innerhalb jeder Sportart zählen.“
       
       Seit Jahren setzen sich der Verein und seine Fans immer wieder gegen
       Rechtsextremismus und Rassismus ein. In der Fankurve hängen bei Spielen
       große Transparente mit der Aufschrift „Hamburg, das Tor zur Welt – Refugees
       Welcome!!!“; ein Fanshirt „Love Hamburg – Hate Racism“ mit der Raute ist zu
       erwerben; Workshops zum HSV im Nationalsozialismus werden angeboten,
       Gedenkstättenfahrten in das ehemalige Konzentrationslager Neuengamme
       werden organisiert, wie auch Antifaschistische Stadtteilrundgänge.
       
       Geschlossene rechtsextreme Fangruppen agieren schon lange nicht mehr offen
       beim HSV. Doch das rechtsradikale Gedankengut ist nicht verschwunden. Die
       Ressentiments offenbaren sich in antisemitische Schmierereien beim Stadion.
       
       In der aktuellen Stadionordnung hat der Verein festgeschrieben, dass
       „rassistisches, fremdenfeindliches, diskriminierendes sowie politisch
       radikales Propagandamaterial“ untersagt ist. Entsprechende Schriftzüge und
       Symbole seien verboten. Wer mit beliebten Modemarken aus der rechten Szene
       – wie Thor Steinar – in die Arena will, wird abgewiesen.
       
       ## Der Antrag passt zur Vereinspolitik
       
       Der Antrag des Alt-Mitglieds Gottschalks passt zur Vereinspolitik. Zu der
       Idee könnte ihn der Präsident von Eintracht Frankfurt, Peter Fischer,
       inspiriert haben. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte er unlängst
       zum Thema AfD: „Es kann niemand bei uns Mitglied sein, der diese Partei
       wählt, in der es rassistische und menschenverachtende Tendenzen gibt.“ In
       dem Sender hr-sport legte er nach: „Es gibt für die braune Brut keinen
       Platz. Solange ich da bin, wird es keine Nazis bei Eintracht Frankfurt
       geben.“ Die AfD Hessen hatte daraufhin Anzeige gegen Fischer gestellt.
       
       An der Elbe beklagt AfD-Fraktionschef Wolf nicht bloß, dass Sport mit
       Politik vermengt werde. „Während führende Sportfunktionäre, Verbände und
       Spitzensportler immer wieder zu Toleranz aufrufen, wird hier das genaue
       Gegenteil gefordert – Intoleranz pur“, kritisiert er. Geflissentlich
       ignoriert Wolf dabei, dass diese Reaktion den ausgrenzenden Ressentiments
       der AfD geschuldet ist.
       
       ## Die AfD macht auf Opfer
       
       Stattdessen bemüht er einen historischen Vergleich und macht die AfD selbst
       zum Opfer: „Diese undemokratische Ausgrenzungspolitik erinnert an ganz
       dunkle Zeiten der deutschen Geschichte.“ Das sagt der Mann, der vor Kurzem
       in die Kritik geriet, weil er vor vielen Jahren ein Liederbuch
       veröffentlichte, das auch die Hymne der „Hitler Jugend“ (HJ) beinhaltete;
       und der kurz vor der Bürgerschaftswahl gegenüber der taz einräumte, Alter
       Herr der vom bayrischen Verfassungsschutz beobachten Burschenschaft Danubia
       München zu sein.
       
       Wolfs Parteikollege Kay Gottschalk, stellvertretender Bundesvorsitzender
       und nicht mit dem Autor des Ausschluss-Antrages verwandt, gibt sich
       moderater: „Ich bin relativ entsetzt“, sagt er. Seit 2005 ist Gottschalk,
       Mitglied des Bundestags über die Landesliste Nordrhein-Westfalen,
       HSV-Mitglied und hat als Jugendlicher bei dem Verein Fußball gespielt. Er
       hat angekündigt, bei der nächsten Mitgliederversammlung „auch das Wort
       ergreifen“ zu wollen.
       
       Im Mittelpunkt der Versammlung soll eigentlich die Wahl des Präsidenten
       stehen. Amtsinhaber Jens Meier und der ehemalige Vorstandschef Bernd
       Hoffmann bewerben sich um den Posten.
       
       25 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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       Richtigen.