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       # taz.de -- Kommentar Sozialpolitik der AfD: Ins Herz der Linkspartei
       
       > Ein taktisches Manöver? Mit ihren sozialpolitischen Forderungen zielt die
       > AfD auf Wähler der Linkspartei und auf Nichtwähler.
       
   IMG Bild: Es hilft auch nichts, zu beklagen, dass so manche Inhalte von der Linken abgeschrieben sind
       
       Es ist eine Mär gusseiserner Linker, zu glauben, dass autoritär geprägte
       Parteien und Bewegungen ausschließlich als Büttel des Kapitals auftreten.
       Erst eine vermeintlich gerechte Sozialpolitik verschafft ihnen die
       notwendige Basis, um auch in der Bevölkerung zu punkten.
       
       Das war so bei der NSDAP, die den 1. Mai als Feiertag einführte und für
       steuerfreie Nacht- und Sonntagszuschläge sorgte, das ist so bei der Hamas,
       die eine religiös geprägte Wohlfahrt für Arme organisiert, und das gilt
       auch für den Front National, der das Finanzkapital bändigen will. Es war
       deshalb nur eine Frage der Zeit, bis sich auch in der bis dato neoliberal
       geprägten AfD [1][die Stimmen für eine Politik zugunsten der sozial
       Schwachen mehren].
       
       Wenn nun ausgerechnet der rechte Flügel um Björn Höcke das Thema forciert,
       dann geschieht das auch in der Tradition der deutschen und europäischen
       Rechtsextremisten. Ob es sich dabei um ein rein taktisches Manöver handelt
       oder ob diese Politiker tatsächliche Wohltaten im Sinn haben, ist von
       geringer Bedeutung.
       
       Es hilft auch nichts, zu beklagen, dass so manche Inhalte – etwa das
       Verlangen nach höheren Renten und besseren Löhnen – von der Linken
       abgeschrieben sind. Aber so viel ist sicher: Die Kombination aus
       nationalistisch-patriotischer Rhetorik und sozialistisch anmutender
       Sozialpolitik ist ein Stimmenfänger par excellence. Sie kann das Zeug dazu
       haben, dass aus der bisherigen Nischenpartei eine Bewegung wird, die die
       Grundfesten der Demokratie ins Wanken bringt.
       
       Mit ihren sozialpolitischen Forderungen zielt die AfD nicht länger auf
       traditionelle Rechte, sondern auf Wähler der Linkspartei und auf
       Nichtwähler. Ob sie damit Erfolg haben wird, hängt auch davon ab, ob die
       Linke sich selbst von populistisch-national anmutenden Forderungen
       verabschiedet und sich damit in direkte Konkurrenz zu den Rechten begibt.
       Eine solcher Wettbewerb wäre nicht zu gewinnen. In Sachen Populismus ist
       das Original allemal stärker als die sich links anmutende Kopie.
       
       31 Jan 2018
       
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