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       # taz.de -- Kommentar Macrons Flüchtlingspolitik: Repression auf die sanfte Tour
       
       > Die Asylpolitik des französischen Präsidenten gibt sich human und modern.
       > Tatsächlich wird sie aber zusehends repressiver.
       
   IMG Bild: Selfie mit dem Präsidenten: Emmanuel Macron beim Besuch einer Füchtlingseinrichtung
       
       In den Reihen von Präsident Macrons Partei „En marche“ wächst die Sorge
       über eine erneut bevorstehende Revision der französischen Immigrations- und
       Asylgesetzgebung. Zwei Zirkulare des Innenminister geben bereits einen
       Vorgeschmack und lassen bei den vor Ort tätigen Mitgliedern der Hilfswerke
       die Haare sträuben. Denn neu sollen Beamte der Migrationsbehörden und der
       Polizei in Notunterkünften und Flüchtlingsheimen Kontrollen vornehmen
       dürfen. Das aber ist nach geltendem Recht heute nicht zulässig und stößt
       auf entschiedene Ablehnung bei den Heimleitungen.
       
       Die Absicht dahinter ist klar: Wer keine gültigen Papiere hat und sich
       illegal in Frankreich aufhält, soll registriert und danach ohne Umstände
       abgeschoben werden. Was weniger offen gesagt, aber laut den Hilfswerken
       immer wieder vorkommt, ist eine gnadenlose Abschreckung von möglichen
       Asylanwärtern, die gar nicht erst bis zur Einreichung eines Gesuchs kommen
       sollen. Auch sind die Fristen der Behandlung oft unmenschlich lang.
       Zwischen der Realität für die Geflüchteten und der Logik der Administration
       klafft ein tiefer Graben.
       
       Davon wollte Macron in Calais nichts wissen. Er mahnte sogar die
       Polizisten, sich gegenüber den Migranten, die immer noch im Flaschenhals am
       Ärmelkanal stranden, stets korrekt zu verhalten. Gleichzeitig aber sollen
       sie mit aller Entschlossenheit die Entstehung neuer Camps im Stil des
       früheren „Dschungels“ verhindern und im Interesse der lokalen Bevölkerung
       für Sicherheit und Ordnung zu sorgen.
       
       Der Präsident gibt damit den verunsicherten Ordnungshütern ziemlich
       gegensätzliche Order. Und der Verdacht liegt nahe, dass diese Mahnung zu
       Repression auf die humane oder sanfte Tour mehr für die Medien und die
       Kritiker seiner Politik bestimmt war. Denn zum ersten Mal könnten die in
       seinem Namen gewählten Abgeordneten eine Regierungsvorlage nicht einfach
       durchwinken, sondern im Sinne der Tradition der Menschenrechte korrigieren.
       
       16 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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