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       # taz.de -- Abstimmung in Tschechien: Regierung verliert Vertrauensvotum
       
       > Der tschechische Ministerpräsident Babis hat die Abstimmung über die
       > Vertrauensfrage verloren. Im Amt bleibt er wohl trotzdem.
       
   IMG Bild: Multimillionär unter Druck: Andrej Babis am Dienstag im Parlament in Prag
       
       Prag dpa | Inmitten einer Betrugsaffäre hat der neue tschechische
       Ministerpräsident Andrej Babis wie erwartet die Vertrauensabstimmung im
       Parlament verloren. Für das Minderheitskabinett seiner populistischen
       Bewegung ANO stimmten am Dienstag nur 78 Abgeordnete. Es gab 117
       Nein-Stimmen. Nach der Verfassung muss die erst seit einem Monat amtierende
       Regierung nun ihren Rücktritt einreichen.
       
       Babis dürfte dennoch an der Macht bleiben: Präsident Milos Zeman hat
       angekündigt, den 63 Jahre alten Multimilliardär kommissarisch
       weiterregieren zu lassen und ihm eine zweite Chance zur Mehrheitsfindung zu
       geben. Die Amtszeit Zemans (73) endet im März, falls er in der zweiten
       Runde der Präsidentenwahl am 26. und 27. Januar nicht wiedergewählt wird.
       
       Babis steht unter Druck: Die Polizei wirft dem Firmengründer und
       Multimilliardär vor, vor Jahren EU-Subventionen für sein Wellness-Resort
       „Storchennest“ südlich von Prag erschlichen zu haben. Die anderen acht
       Parlamentsparteien wollen wegen der Vorwürfe nicht in eine Koalition mit
       Babis an der Spitze gehen. „Wir sind Zeugen der Machtspiele von Andrej
       Babis und Milos Zeman“, kritisierte der Oppositionspolitiker Jan Farsky von
       der Bürgermeisterpartei STAN. Andere sprachen von – mit dem ersten von drei
       Versuchen zur Regierungsbildung – vergeudeter Zeit.
       
       Vor der Sitzung hatte Babis angekündigt, sich den gegen ihn erhobenen
       Betrugsvorwürfen zu stellen. Er werde das Parlament um die Aufhebung seiner
       Straffreiheit als Abgeordneter bitten, sagte der Politiker der
       populistischen Bewegung ANO am Dienstag. „Es war kein Betrug, und es gibt
       keinen einzigen Beweis“, sagte der 63-Jährige.
       
       Er kam damit nur knapp einer Entscheidung des Immunitätsausschusses des
       Abgeordnetenhauses zuvor: Das Gremium empfahl dem Plenum, dem Antrag der
       Staatsanwaltschaft zu folgen. Wann das Thema auf die Tagesordnung der
       Abgeordneten kommt, ist noch offen. Auch ein Bericht des Europäischen Amts
       für Betrugsbekämpfung (Olaf) hatte vor kurzem Unregelmäßigkeiten
       festgestellt.
       
       Babis hatte die Vertrauensfrage bereits am vorigen Mittwoch gestellt, die
       Entscheidung wurde aber nach achtstündiger Debatte vertagt. Nach der
       tschechischen Verfassung muss jede neue Regierung innerhalb von 30 Tagen
       nach ihrer Ernennung die Vertrauensfrage stellen.
       
       16 Jan 2018
       
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