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       # taz.de -- Streit zwischen Syrern und Deutschen: Cottbus wird zur No-Go-Zone
       
       > Das Land Brandenburg schickt keine Flüchtlinge mehr in die Stadt.
       > Unbekannte hatten zuvor Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft attackiert.
       
   IMG Bild: 2015 sah die Welt in Cottbus noch anders aus: Tesfazghi Goitiom aus Eritera nahm an einer Ausbildung teil
       
       Cottbus dpa | Nach mehreren Auseinandersetzungen zwischen Syrern und
       Deutschen wird das Land Brandenburg zunächst keine Flüchtlinge mehr nach
       Cottbus schicken. Dies teilte das Innenministerium am Freitag nach einem
       Besuch von Minister Karl-Heinz Schröter (SPD) in der Stadt mit. Damit wird
       die Verteilung von Flüchtlingen aus der zentralen Aufnahmeeinrichtung für
       Flüchtlinge in Eisenhüttenstadt entsprechend geändert.
       
       „Wir hoffen, dass wir die Lage damit entspannen können“, sagte der Sprecher
       des Ministeriums, Ingo Decker. Zu dem Maßnahmenpaket zählen auch fünf
       zusätzliche Streifen plus zivile Kräfte, der dauerhafte Einsatz von
       Videotechnik und eine verstärkte Zusammenarbeit der Polizei mit den
       Schulen.
       
       Zuletzt hatten zwei 15 und 16 Jahre alte Syrer nach einem Streit unter
       Jugendlichen einen 16-jährigen Deutschen mit einem Messer im Gesicht
       verletzt. Beide wurden gefasst und am Donnerstag in Untersuchungshaft
       genommen. Für Aufsehen sorgte zuvor auch ein Angriff von drei jungen
       syrischen Flüchtlingen auf ein deutsches Ehepaar. Es gab zuletzt aber auch
       eine Attacke Unbekannter auf Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft.
       
       Schröter schloss in einem Interview mit dem Inforadio nicht aus, dass
       künftig auch andere Kommunen im Land vorerst keine neuen Flüchtlinge mehr
       aufnehmen. Sollte es weitere Anfragen aus den Kommunen geben, „dann werden
       wir im Einzelfall darüber nachdenken und entscheiden müssen“.
       
       ## Polizist leakt Behördendaten
       
       Unterdessen konnte die Polizei auch einen verdächtigen Polizisten
       ermitteln, der interne Behördendaten im Zusammenhang mit dem jüngsten Fall
       ins Internet gestellt haben soll, wie das Präsidium in Potsdam mitteilte.
       Der Mann soll eine Bildschirmaufnahme aus dem Computersystem der Polizei
       mit internen Daten in einem sozialen Netzwerk veröffentlicht haben. Es
       wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet.
       
       Der Cottbuser CDU-Landtagsabgeordnete, Michael Schierack, äußerte sich
       skeptisch, ob die Maßnahmen reichten: „Mehr Polizei alleine wird nicht
       helfen.“ Cottbus habe überproportional Flüchtlinge aufgenommen, sagte
       Schierack. „Gebraucht werden Wohnungen, Sozialarbeiter und Betreuer. Das
       kostet Geld, da darf die Landesregierung Cottbus nicht weiter
       alleinlassen.“ Gemeinsam mit dem CDU-Chef Ingo Senftleben wolle er sich
       dafür einsetzen, dass die vom Cottbuser Oberbürgermeister Holger Kelch
       (CDU) geforderten Maßnahmen greifen. „Wenn wir die Herausforderung der
       Integration meistern wollen, können wir nicht zulassen, dass einzelne
       Städte, wie Cottbus, über die Maßen Lasten zu schultern haben“, sagte
       Senftleben.
       
       Scharfe Kritik kam vom Flüchtlingsrat Brandenburg. Cottbus sei in den
       vergangenen Jahren ein Hotspot rechter Strukturen und Angriffe auf
       Geflüchtete gewesen. Dies werde jetzt ausgeblendet. „Der Innenminister
       profiliert sich wieder einmal über seine gegen Flüchtlinge gerichteten Law
       and Order-Äußerungen und fischt hier offensichtlich am rechten Rand“, hieß
       es in einer Mitteilung.
       
       19 Jan 2018
       
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