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       # taz.de -- Türkische Offensive in Syrien: 15-Punkte Plan für Journalisten
       
       > Ein Leitfaden für die Medien und Drohungen gegen Demonstranten: Die
       > türkische Regierung versucht, Kritik an der Afrin-Offensive zu
       > unterbinden.
       
   IMG Bild: Wie wird über die „Operation Olivenzweig“ berichtet? Die türkische Regierung will Einfluss nehmen
       
       BERLIN taz | Während die türkische Armee mit Panzern [1][in die kurdische
       Enklave Afrin im Nordwesten Syriens vorrückt], versucht die Regierung in
       Ankara, das Narrativ über den Angriff in der türkischen Öffentlichkeit zu
       formen. Die Regierungspartei AKP instruierte Medieneigentümer, wie sie über
       die „Operation Olivenzweig“ zu berichten haben, und versuchte, Proteste der
       Zivilbevölkerung gegen die Militäroffensive zu unterbinden.
       
       Der türkische Ministerpräsident Binali Yıldırım traf sich am Sonntag in
       Istanbul mit Eigentümern türkischer Medien und stellte eine
       [2][15-Punkte-Liste] als Leitfaden für die Berichterstattung vor. „Wir sind
       ein demokratisches Land und verschiedene Stimmen sind möglich“, stellte
       Yıldırım voran. Doch während die Augen der Weltöffentlichkeit auf die
       Türkei gerichtet seien, sei es wichtig, zusammenzustehen, betonte er.
       
       In dem 15-Punkte-Plan über die „Operation Olivenzweig“ hält die türkische
       Regierung Journalisten an, zu betonen, dass „die Militäroffensive allein
       gegen Terrororganisationen“ gerichtet sei. Zugleich solle in den
       Vordergrund gestellt werden, dass das Militär darauf achte, Zivilisten bei
       den Angriffen zu schützen. Außerdem mahnt das Papier zur Vorsicht bei gegen
       die Türkei gerichteten Berichten von ausländischen Nachrichtenquellen,
       insbesonders bei Quellen der kurdischen Milizen und des sogenannten
       „Islamischen Staats“ (IS).
       
       Journalisten sollten weiterhin herausstellen, dass sich die
       Militäroperation in Afrin nicht nur gegen die kurdischen Milizen, sondern
       auch gegen den IS richte. „Von der PKK und ihrem politischen Arm“ – gemeint
       ist hier die prokurdische Partei HDP – geplante Proteste gegen die
       Militäroffensive seien nicht in den Vordergrund zu stellen, heißt es in dem
       Papier.
       
       ## Proteste unterbunden
       
       Die Türkei sieht die Kurdenmiliz YPG, die von den USA unterstützt wird, als
       syrischen Ableger der in der Türkei als Terrororganisation verbotenen
       kurdischen Arbeiterpartei PKK. Die Regierung fühlt sich von der starken
       Präsenz der YPG an der türkisch-syrischen Grenze bedroht, da sie fürchtet,
       sie könne Unabhängigkeitsbestrebungen von Kurden im eigenen Land anfachen.
       Bereits vor Monaten hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan
       gedroht, nach der Idlib-Operation stehe Afrin bevor. Die Türkei könne
       „eines Nachts plötzlich kommen und zuschlagen“.
       
       Am Sonntag [3][warnte Erdoğan] auf einem Parteikongress in Bursa davor,
       gegen die Militäroperationen zu protestieren. Wer auf die Straße gehe,
       werde einen hohen Preis dafür bezahlen, sagte er. [4][Auf Twitter schrieb
       Erdoğan], die Türkei müsse für das Fortbestehen der Nation „den Kopf der
       Schlange zerquetschen“. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hatte
       zuvor klargestellt: „Jeder, der sich gegen die Afrin-Operation der Türkei
       stellt, unterstützt Terroristen.“
       
       Dementsprechend hart ging die Polizei am Sonntag gegen Proteste in Istanbul
       vor. Im asiatischen Stadtteil Kadıköy blockierten Sicherheitskräfte eine
       von der Initiative „Friedensblock – Koordination gegen den Krieg“
       organisierte Demonstration. Nach [5][Berichten türkischer oppositioneller
       Medien] wurden 12 Demonstrierende wegen „Propaganda für PKK/PYD“
       festgenommen. Auch im Istanbuler Stadtteil Avcılar wurde Medienberichten
       zufolge eine Demonstration unterbunden. Zahlreiche Protestierende wurden
       festgenommen.
       
       Wegen Äußerungen in sozialen Medien über die Militäroffensive in Afrin sind
       zudem mindestens 24 Menschen festgenommen worden. Ihnen werde
       „Terrorpropaganda“ vorgeworfen, teilte das Innenministerium in Ankara am
       Montag mit.
       
       US-Außenminister Rex Tillerson zeigte sich am Sonntag besorgt über die
       Folgen der türkischen Offensive gegen kurdische Milizen im Nordwesten
       Syriens. Vor allem die Situation unschuldiger Zivilisten gebe Anlass zur
       Sorge, äußerte Tillerson nach Gesprächen mit seinen Amtskollegen in der
       Türkei und in Russland in einer Mitteilung. Die USA riefen die Türkei auf,
       ihre Militäroperationen zurückhaltend auszuüben und zivile Opfer zu
       vermeiden.
       
       Der UN-Sicherheitsrat will nach Angaben des französischen Außenministers
       Jean-Yves Le Drian am Montag in New York zu Konsultationen zusammenkommen.
       Le Drian hatte demnach zuvor mit seinem türkischen Amtskollegen Çavuşoğlu
       gesprochen und einen umfassenden Waffenstillstand und bedingungslosen
       Zugang für Hilfsorganisationen gefordert. Deutschland warnte vor
       unkalkulierbaren Risiken.
       
       22 Jan 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Intervention-gegen-Kurden/!5475868
   DIR [2] https://odatv.com/odatv-en-kritik-toplantidan-bildiriyor-2101181200.html
   DIR [3] https://www.tccb.gov.tr/haberler/410/89150/butun-mesele-afrini-gercek-sahiplerine-teslim-etmek.html
   DIR [4] https://twitter.com/RT_Erdogan/status/955141987904126978
   DIR [5] http://www.diken.com.tr/kadikoydeki-afrin-protestosuna-izin-yok-12-kisi-pkk-pyd-propagandasindan-gozaltinda/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Elisabeth Kimmerle
       
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