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       # taz.de -- Brandanschläge in Berlin-Neukölln: Flammen gegen Engagierte
       
       > Erneut werden in Neukölln Autos angezündet, mutmaßlich von Neonazis.
       > Eines der Fahrzeuge brennt direkt neben dem Wohnhaus des Opfers.
       
   IMG Bild: Dieses Foto vom Tatort veröffentlichte Ferat Kocak am Donnerstag auf seinem Facebook-Profil.
       
       Als Ferat Kocak in der Nacht zu Donnerstag gegen drei Uhr aus dem Schlaf
       hochschreckt, weiß er gleich, dass etwas nicht stimmt: „Es war viel zu hell
       für diese Uhrzeit, so ein rötliches, flackerndes Licht“, sagt der
       Neuköllner Linken-Politiker. Als er zum Fenster rennt, sieht er sofort, was
       los ist: Sein neben dem Haus geparktes Auto brennt lichterloh, das Feuer
       ist bereits auf den Carport übergegangen, die Flammen schießen an der Wand
       des Einfamilienhauses in die Höhe. „Ich habe meine Eltern geweckt, wir sind
       nach draußen gerannt und ich habe versucht, die Flammen mit einem
       Feuerlöscher vom Haus fernzuhalten“, sagt Kocak. Die Feuerwehr habe den
       Brand schließlich gelöscht, die Polizei habe ihm gleich vor Ort gesagt,
       dass es schlimm hätte ausgehen können: Nicht nur hätten die Flammen auf das
       Haus übergreifen können, auch befinde sich in der Wand direkt neben dem
       Feuer eine Gasleitung.
       
       Es ist nicht der einzige Brandanschlag in dieser Nacht in Neukölln: Etwa 20
       Minuten früher hatten Anwohner bereits in der Karl-Elsasser-Straße Alarm
       geschlagen, denn auch dort brannte ein Pkw lichterloh. Sein Besitzer: Der
       Rudower Buchhändler Heinz J. Ostermann, Inhaber der Buchhandlung Leporello.
       Auf diese gab es bereits während der letzten Welle rechter Anschläge in
       Neukölln im Dezember 2016 einen Anschlag, einen Monat später traf es
       Ostermanns Auto. Nun ist auch sein neues, aus Spenden finanziertes Fahrzeug
       komplett zerstört, genau so wie das von Ferat Kocak.
       
       Der polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Dass
       Neonazis für die Taten verantwortlich sind, scheint mehr als
       wahrscheinlich. Ostermann geriet in ihren Fokus, nachdem seine Buchhandlung
       der Initiative Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus beigetreten war.
       Kocak ist nicht nur Mitglied im Bezirksvorstand der Linken, sondern auch im
       Bündnis Neukölln, dass sich seit Jahren gegen Rechte im Bezirk einsetzt.
       Einschüchtern lassen will er sich auf keinen Fall. „Meine Angst ist heute
       sehr schnell in Wut umgeschlagen“, sagt er am Donnerstag, „ich finde: Jetzt
       erst recht.“
       
       Neuköllns Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) verurteilte die
       Taten am Donnerstag. Die Neuköllner Linkspartei übte in einer Mitteilung
       auch Kritik an der Polizei: Es sei ein Skandal, dass diese nach wie vor
       keine Ermittlungsergebnisse vorweisen könne und sich Neonazis offenbar
       weiterhin sicher genug fühlten, immer neue Anschläge zu begehen.
       
       1 Feb 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malene Gürgen
       
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