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       # taz.de -- Antira-Stiftung zu Rassismus in Cottbus: „Aufnahmestopp ist falsches Signal“
       
       > Nach Angriffen auf Geflüchtete klagt die Kulturministerin über
       > Imageverlust. Kira Ayyadi von der Amadeu-Antonio-Stiftung fordert
       > Integrationskurse – für beide Seiten.
       
   IMG Bild: Schlechtes Image? Mehr Schutz für das Stadtzentrum von Cottbus
       
       taz: Frau Ayyadi, in Cottbus hat es wiederholt Auseinandersetzungen
       zwischen Einheimischen und Flüchtlingen in Cottbus gegeben. Das hat aus
       Sicht der brandenburgischen Kulturministerin Martina Münch (SPD) zu einem
       Imageschaden für die Stadt geführt. Ist das das größte Problem? 
       
       Kira Ayyadi: Man muss zunächst fragen, was mit Imageverlust überhaupt
       gemeint ist? Geht es um den Imageverlust in Bezug auf die rechte Gewalt
       gegenüber Geflüchteten oder um gescheiterte Integration von Migranten? Das
       wird nicht klar genannt, dabei wäre eine Benennung der Gewaltbereitschaft
       gegenüber Flüchtlingen von Nöten.
       
       Erst nachdem etwas passiert ist, wird das Problem in die Öffentlichkeit
       getragen und es werden Konsequenzen gefordert und umgesetzt. Wieso? 
       
       Zunächst muss man feststellen, dass es Vorfälle gab, die medial nicht in
       dem Maße behandelt wurden, wie es sein müsste. Dass vermutlich Neonazis in
       der Silvesternacht eine Flüchtlingsunterkunft gestürmt haben und die
       Bewohner massiv zusammengeschlagen haben, wurde medial kaum aufgegriffen.
       
       Nach Anweisung des Landesinnenministeriums sollen [1][zunächst keine
       Flüchtlinge mehr nach Cottbus verteilt] werden. Wie bewerten Sie diese
       Reaktion? 
       
       Das hat den rassistischen Kräften in Cottbus nicht den Wind aus den Segeln
       genommen. Viel mehr fühlen sie sich bestärkt in ihrem gewaltsamen Vorgehen
       – das ist eindeutig das falsche Signal der Stadt Cottbus.
       
       Also sollten als Reaktion auf Vorkomnisse wie diese, grundsätzlich keine
       Änderungen am Verteilungsschlüssel vorgenommen werden? 
       
       Cottbus ist Aufgrund solcher Übergriffe nicht das erste Mal in den
       Nachrichten, darum muss man sich im Sinne der Geflüchteten schon mit der
       Frage beschäftigen, ob die Stadt die Sicherheit der Geflüchteten
       gewährleisten kann oder nicht. Grundsätzlich ist es aber immer das falsche
       Signal den Forderungen der Rechten im Prinzip zu entsprechen.
       
       An welche alternativen Maßnahmen denken Sie? 
       
       Eine stärkere Finanzierung der Sozialarbeit, Integrationskurse und
       Aufklärungsseminare – für Bewohner als auch Flüchtlinge – würden helfen,
       dass das Problem auch langfristig angegangen wird. Der Aufnahmestopp löst
       ja nicht partout das Problem, dass die Stadt Cottbus hat, nämlich dass sich
       hier quasi eine rechte Erlebniswelt etabliert hat.
       
       Also ist Cottbus [2][von Rechtsextremen dominiert]? 
       
       Cottbus ist eine diverse Stadt mit weltoffenen Bürgern, die sich den
       rassistischen Kräften entgegenstellen will. Allerdings agiert hier eine gut
       organisierte, militante Neonaziszene, welche die in Cottbus durchaus
       vorhandene Zivilgesellschaft durch pure Gewaltandrohung zum Schweigen
       bringt. Das sehen wir auch daran, dass es am Samstag keine
       Gegendemonstration gab.
       
       27 Jan 2018
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Horn
       
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