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       # taz.de -- Der Koalitionsvertrag im Überblick: So wird die neue Groko
       
       > Welche Ziele hat sich die Große Koalition inhaltlich gestellt? Ein
       > Überblick von der Soli-Abschaffung bis zum Wolf-Abschuss.
       
   IMG Bild: Ein großes Krokodil. Nicht zu verwechseln mit einer großen Koalition (Archivbild)
       
       Alle reden über Nahles, Schulz, Seehofer, Merkel. Aber welche Ziele hat
       sich die Große Koalition eigentlich inhaltlich gestellt und welche Partei
       hat sich dabei jeweils durchsetzen können? Hier kommt ein erster Überblick.
       Eines ist dabei schon ganz sicher: Das wird teuer.
       
       ## Klima
       
       Beim Thema Klimaschutz bietet der Koalitionsvertrag im Vergleich zum
       Sondierungspapier wenig Neues: Das deutsche Klimaziel für 2020 wird
       faktisch aufgegeben, die Sektorziele für 2030 sollen dafür per Gesetz
       verbindlich werden. Die Entscheidung über den Kohleausstieg wird in eine
       Kommission verschoben. Im Strombereich sollen erneuerbare Energien
       schneller ausgebaut werden, im Gebäude- und Verkehrsbereich fehlen konkrete
       Ziele. Auch einen CO2-Preis wird es zunächst nicht geben. Das
       Umweltministerium wird geschwächt: Es verliert die Zuständigkeit für den
       Bausektor. Gleichzeitig bleibt die Energiepolitik im
       Wirtschaftsministerium, das nun aber von der CDU geführt wird – ebenso wie
       die ebenfalls klimarelevanten Ministerien für Verkehr und Landwirtschaft.
       
       Durchgesetzt haben sich damit die Besitzstandswahrer beider Parteien gegen
       die jeweils eher schwach ausgeprägten umweltpolitischen Flügel.
       
       So teuer wird das: 1,5 Milliarden Euro für Strukturwandel in Kohleregionen
       
       Die Gewinner sind: Besitzstandswahrer von Union und SPD.
       
       [1][(MALTE KREUTZFELDT)] 
       
       ## Bildung
       
       Union und SPD haben sich darauf geeinigt, das Grundgesetz zu ändern, um die
       Länder künftig stärker finanziell bei Bildungsaufgaben unterstützen zu
       können. Das betrifft vor allem den Ausbau der Ganztagsschulen in den
       Kommunen, für den die Koalition 2 Milliarden Euro bereitstellen will. Bis
       2025 soll ein bundesweiter Rechtsanspruch für Ganztagsbetreuung an
       Grundschulen bestehen. Weitere 5 Milliarden Euro will die Koalition in die
       Digitalisierung der Schulen stecken, 3,5 Milliarden davon in dieser
       Legislaturperiode.
       
       Im Hochschulbereich einigten sich die Koalitionäre auf eine Bafög-Erhöhung.
       Dafür stehen 1 Milliarde Euro bereit. Zudem wollen CDU, CSU und SPD die
       Bundesmittel für die Hochschulen (Hochschulpakt und Qualitätspakt Lehre)
       verstetigen.
       
       So teuer wird das: 11 Milliarden Euro.
       
       Der Gewinner ist: die SPD.
       
       [2][(RALF PAULI)] 
       
       ## Außenpolitik
       
       Die Verteidigungsausgaben sollen zwar weiter steigen, aber nur „im
       Verhältnis von eins zu eins“ zu Ausgaben für Entwicklungshilfe, humanitäre
       Hilfe und Krisenprävention. Bei den Rüstungsexporten fällt der
       Koalitionsvertrag gegenüber dem Sondierungspapier in einem Punkt zurück:
       Neue Geschäfte mit Ländern, die am Jemen-Krieg beteiligt sind, will die
       Große Koalition zwar weiterhin nicht genehmigen. Bereits angelaufene
       Geschäfte will die Koalition jetzt aber nicht mehr stoppen. Im Gegenzug
       sollen zwar „Kleinwaffen grundsätzlich nicht mehr in Drittländer exportiert
       werden“. „Grundsätzlich“ bedeutet aber immer, dass Ausnahmen möglich sind.
       
       Grundlegende Verschärfungen wird es bei den Rüstungsexporten nicht geben.
       Auch sonst bleibt im Kapitel zur Außenpolitik fast alles beim Alten. Ob
       Russland-Sanktionen, Auslandseinsätze der Bundeswehr oder das Verhältnis
       zur Türkei: Union und SPD setzen auf Kontinuität. In vielen Punkten
       herrscht zwischen den Parteien ohnehin Konsens.
       
       So teuer wird das: mehrere Milliarden Euro.
       
       Die Gewinner sind: CDU/CSU und SPD.
       
       [3][(TOBIAS SCHULZE)] 
       
       ## Verkehr
       
       Im Verkehrsbereich haben sich Union und SPD auf eine Stärkung des
       Bahnverkehrs geeinigt, etwa durch Elektrifizierungen. Im Straßenverkehr
       sollen Elektromobilität und ÖPNV gefördert werden. Konkrete Zielvorgaben
       oder Zeitangaben fehlen jedoch. Der Steuervorteil für Diesel bleibt
       bestehen. Schmutzige Motoren sollen nur nachgerüstet werden, sofern das
       „technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar“ ist.
       
       Kommunen verspricht der Koalitionsvertrag 1 Milliarde zusätzlich für
       Verkehrsprojekte.
       
       Durchgesetzt haben sich die Kräfte, die die deutsche Autoindustrie vor zu
       großen Veränderungen schützen wollen. Die finden sich in allen beteiligten
       Parteien.
       
       So teuer wird das: mindestens 1 Milliarde Euro.
       
       Der Gewinner ist: die Industrielobby in allen Parteien.
       
       [4][(MALTE KREUTZFELDT)] 
       
       ## Europa
       
       Europa steht im Koalitionsvertrag ganz vorne. „Wir sind zu höheren
       Beiträgen Deutschlands zum EU-Haushalt bereit“, steht dort. Die Regierung
       befürworten, dass die EU Geld für die „wirtschaftliche Stabilisierung und
       soziale Konvergenz und für die Unterstützung von Strukturreformen in der
       Eurozone“ bereitstellt. Dies könne der erste Schritt zu einem „künftigen
       Investivhaushalt für die Eurozone“ sein. Mit dieser komplizierten
       Formulierung kommt die Große Koalition dem französischen Präsidenten
       Emmanuel Macron entgegen, der einen eigenen Haushalt für die Eurozone
       fordert. Große Versprechungen will die Koalition aber noch nicht machen, in
       den Details bleibt sie vage. Der von Macron gewünschte Posten eines
       europäischen Finanzministers kommt im Koalitionsvertrag nicht vor. Wie viel
       mehr Deutschland in Zukunft zahlen wird, steht auch nicht fest.
       
       Dass die EU überhaupt zentrales Thema wird, ist ein Erfolg für die SPD.
       Weil vieles vage bleibt, gibt es hier aber keinen klaren Gewinner.
       
       So teuer wird das: nicht bezifferbar.
       
       Der Gewinner ist: nicht klar auszumachen.
       
       [5][(TOBIAS SCHULZE)] 
       
       ## Agrar
       
       Beim heftig umstrittenen Pflanzengift Glyphosat kündigt der
       Koalitionsvertrag an, den Einsatz „so schnell wie möglich“ zu beenden. Ein
       konkretes Datum findet sich aber nicht. Gentechnik-Anbau soll bundesweit
       verboten werden. Das Töten männlicher Küken wird verboten. Das geplante
       Tierwohl-Label wird nicht für sämtliche Fleischprodukte eingeführt,
       sondern bleibt freiwillig. Um Wölfe leichter abschießen zu können, sollen
       ihr Schutzstatus überprüft und die Kriterien für eine Tötung weiter gefasst
       werden.
       
       Für ländliche Räume und Landwirtschaft werden 1,5 Milliarden Euro
       zusätzlich zur Verfügung gestellt.
       
       Durchgesetzt hat sich bei diesem Thema vor allem der Deutsche
       Bauernverband.
       
       So teuer wird das: 1,5 Milliarden Euro.
       
       Der Gewinner ist: die Union.
       
       [6][(MALTE KREUTZFELDT)] 
       
       ## Digitales
       
       Deutschland soll zur fortschrittlichen Gigabit-Gesellschaft werden. Union
       und SPD sprechen sich dafür aus, bundesweit die digitale Infrastruktur zur
       „Weltklasse“ zu machen. Dazu versprechen sie den Bürgern einen
       Rechtsanspruch auf schnelles Internet ab dem 1. Januar 2025. Auch beim WLAN
       wird sich einiges tun. An allen öffentlichen Einrichtungen des Bundes, an
       Bahnhöfen und in Zügen soll es offene und kostenlose Internetzugänge
       geben. Damit jeder überall mobil telefonieren kann, will die neue
       Bundesregierung Funklöcher schließen und weiße Flecken bereinigen.
       
       Beim Datenschutz hält man sich an Brüssel. Die Europäische
       Datenschutzgrundverordnung, die ab 25. Mai gilt, ist die Basis. Immerhin
       soll es bald eine Daten-Ethikkommission geben. Die Experten wollen darin
       klären, wie die Politik mit dem Einsatz von Algorithmen, von künstlicher
       Intelligenz und der Masse an Daten künftig umgehen kann.
       
       So teuer wird das: zwischen 10 und 12 Milliarden Euro.
       
       Die Gewinner sind: Union und SPD, letztere besonders beim Datenschutz.
       
       [7][ (TANJA TRICARICO) ] 
       
       ## Soziales & Co.
       
       Ab dem kommenden Jahr soll das Kindergeld um 25 Euro pro Kind und Monat
       steigen. Der Kinderfreibetrag steigt entsprechend. Der Kinderzuschlag für
       Einkommensschwache soll so erhöht werden, dass er gemeinsam mit dem
       Kindergeld den „Mindestbedarf des sächlichen Existenzminimums“ von derzeit
       399 Euro deckt. Zur Stärkung der rechtlichen Position von Kindern sollen
       Kinderrechte eigens im Grundgesetz verankert werden.
       
       Das von der SPD geforderte „Ende der Zwei-Klassen-Medizin“ kommt erst
       einmal nicht. Stattdessen wird eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe dazu
       eingerichtet. Es soll allerdings ein Sofortprogramm geben, um die
       Leistungen und den Zugang zur Versorgung für gesetzlich Versicherte zu
       verbessern. Ärzte, die in unterversorgten ländlichen Räumen praktizieren,
       sollen höhere regionale Zuschläge erhalten. Ab dem 1. Januar 2019 sollen
       die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung wieder paritätisch von
       Arbeitgebern und Arbeitnehmern bezahlt werden.
       
       In der Alten- und Krankenpflege sollen die Arbeitsbedingungen und die
       Bezahlung „sofort und spürbar“ verbessert werden. Als Sofortmaßnahme
       geplant ist die Schaffung von 8.000 neuen Fachkraftstellen in
       Pflegeeinrichtungen. Auf das Einkommen der Kinder von pflegebedürftigen
       Eltern soll künftig erst ab einem Einkommen in Höhe von 100.000 Euro im
       Jahr zurückgegriffen werden.
       
       Die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen soll durch Investitionen in den
       Ausbau der Barrierefreiheit verbessert werden. Außerdem will die Koalition
       den Wahlrechtsausschluss von Menschen, die sich durch eine Vollbetreuung
       unterstützen lassen, beenden.
       
       Bis 2025 soll das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent fallen und der
       Beitragssatz nicht über 20 Prozent steigen. Die Mütterrente soll
       ausgeweitet werden: Mütter, die vor 1992 drei oder mehr Kinder geboren
       haben, sollen auch das dritte Jahr Erziehungszeit angerechnet bekommen.
       Bedürftige alte Menschen sollen künftig eine Grundrente von 10 Prozent über
       der Grundsicherung erhalten, wenn sie mindestens 35 Jahre Beiträge gezahlt
       haben. Kindererziehungs- und Pflegezeiten sollen angerechnet werden.
       Selbstgenutztes Wohneigentum soll bei der Prüfung der Bedürftigkeit nicht
       mit einbezogen werden. Auch ansonsten sollen die gesetzlichen Regelungen so
       geändert werden, dass Bezieher sozialer staatlicher Leistungen in ihrem
       Wohneigentum bleiben können.
       
       So teuer wird das: Die Kosten bewegen sich in zweistelliger Milliardenhöhe.
       
       Die Gewinner sind: CDU, CSU und – mit Abstrichen – SPD
       
       ([8][PATRICIA HECHT], [9][PASCAL BEUCKER]) 
       
       ## Arbeit
       
       Anders als von der SPD ursprünglich gefordert, bleibt die sachgrundlose
       Befristung von Arbeitsverträgen weiter möglich, soll aber auf eineinhalb
       statt bisher zwei Jahre begrenzt werden. Firmen mit bis zu 250 Mitarbeitern
       dürfen künftig nicht mehr als 5 Angestellte sachgrundlos befristen, größere
       Unternehmen nur noch maximal 2 Prozent ihrer Beschäftigten. Endlose
       Kettenbefristungen sollen abgeschafft werden. Bis zu einer Gesamtdauer von
       fünf Jahren kann es Kettenbefristungen jedoch nach wie vor geben.
       
       Das Recht zur Rückkehr von Teilzeit in Vollzeit, eigentlich schon für die
       vergangene Legislaturperiode vereinbart, soll jetzt wirklich kommen –
       limitiert auf Unternehmen ab 45 Mitarbeitern. Bei 46 bis 200 Mitarbeitern
       soll dieser Anspruch nur einem von 15 Mitarbeitern gewährt werden müssen.
       
       Über eine Tariföffnungsklausel im Arbeitszeitgesetz sollen tarifgebundene
       Unternehmen „Experimentierräume“ erhalten, „um eine Öffnung für mehr
       selbstbestimmte Arbeitszeit der Arbeitnehmer und mehr betriebliche
       Flexibilität“ zu erproben.
       
       Vergleichbar mit dem Mindestlohn, soll es für Auszubildende ab dem 1.
       Januar 2020 eine Mindestausbildungsvergütung geben.
       
       Bis zu 150.000 Langzeitarbeitslose sollen über öffentlich bezuschusste Jobs
       wieder in Beschäftigung gebracht werden. Dafür sollen 4 Milliarden Euro zur
       Verfügung stehen. Der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung soll um 0,3
       Prozentpunkte gesenkt werden. Insgesamt will die Koalition die
       Sozialabgaben „bei unter 40 Prozent stabilisieren“.
       
       Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Leitungsfunktionen
       im öffentlichen Dienst soll als bis zum Jahr 2025 zu erreichendes Ziel für
       den Geltungsbereich des Bundesgleichstellungsgesetzes festgeschrieben
       werden. Gleichzeitig soll die Teilzeittätigkeit in Führungspositionen
       stärker als bisher ermöglicht werden.
       
       So teuer wird das: 4 Milliarden Euro und noch einiges mehr.
       
       Der Gewinner ist: die SPD.
       
       ([10][PATRICIA HECHT], [11][PASCAL BEUCKER]) 
       
       ## Wohnen
       
       In vielen Städten gehen die Mieten durch die Decke. Weil Eigentümer
       mitunter versuchen, Mieter mit Modernisierungen loszuwerden, will die
       Koalition das gezielte Herausmodernisieren verhindern. So soll die Miete
       nach einer Sanierung um nicht mehr als 3 Euro pro Quadratmeter steigen
       dürfen. Vereinbart ist auch eine Nachjustierung der Mietpreisbremse. Bis
       2021 wollen Union und SPD 1,5 Millionen Wohnungen bauen. Für diese
       Förderung stehen 2 Milliarden Euro zur Verfügung.
       
       Die Passagen zu Wohnen und Mieten tragen der wachsenden Angst vieler Mieter
       Rechnung, sich das Wohnen nicht mehr leisten zu können. Offenbar hat das
       auch die CDU erkannt.
       
       2 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau sind ein Erfolg der SPD.
       Auch die Kappungsgrenze bei Modernisierungen haben SPD-Politiker lange
       gefordert. Die CDU/CSU bekommt dafür ihr Baukindergeld. Wer ein Haus baut
       oder Eigentum erwirbt, soll zehn Jahre lang 1.200 Euro pro Kind bekommen.
       
       So teuer wird das: 2 Milliarden Euro + Baukindergeld.
       
       Der Gewinner ist: die SPD.
       
       [12][(UWE RADA)] 
       
       ## Innere Sicherheit
       
       Man war sich schnell einig: Mehr Polizei soll es geben. 7.500 neue Stellen
       vom Bund, nochmal so viele von den Ländern. Dazu 2.000 neue Stellen in der
       Justiz. Und die Groko setzt auf eine Zentralisierung der
       Sicherheitsstruktur: Das Bundeskriminalamt soll alle Polizeidaten bündeln
       und einen Investitionsfonds für neue Polizei-IT auflegen. Der
       Bundesverfassungsschutz soll zur zentralen Analysebehörde für
       islamistischen Terrorismus werden und zur „Servicedienststelle“ für
       Überwachungstechnik – eine Aufwertung. Und das Gemeinsame
       Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern darf nun „verbindliche
       Absprachen“ treffen, statt nur Hinweise auszutauschen. Mehr Härte auch:
       Doppelstaatler, die für eine Terrormiliz im Ausland kämpfen, sollen die
       deutsche Staatsbürgerschaft verlieren. Nachzuweisen wird das indes
       schwierig.
       
       Ein Thema fehlt: die Vorratsdatenspeicherung. Die Jamaika-Sondierer von
       Union, FDP und Grünen wollten diese noch abschaffen, die Große Koalition
       möchte erst einmal die Rechtsprechung abwarten. Dafür sollen die
       Sicherheitsbehörden anderweitig leichter im Internet und auf Smartphones
       überwachen können. Wie das genau geschehen soll, lässt der
       Koalitionsvertrag offen. Dazu kommt: mehr Videoüberwachung „an
       Brennpunkten“, mit Technik zur Gesichtserkennung.
       
       So teuer wird es: rund 600 Millionen Euro allein für die 7.500
       Neu-Polizisten.
       
       Der Gewinner ist: die Union.
       
       [13][ (KONRAD LITSCHKO) ] 
       
       ## Migration und Integration
       
       Pro Jahr sollen nicht mehr als 180.000 bis 220.000 Flüchtlinge nach
       Deutschland kommen. Beim Streitthema Familiennachzug für Flüchtlinge mit
       eingeschränktem Schutz einigten sich Union und SPD auf eine Begrenzung von
       1.000 Menschen pro Monat. Die Härtefallregelung soll weiter gelten, ebenso
       das Grundrecht auf Asyl. Asylverfahren sollen in „zentralen Aufnahme-,
       Entscheidungs- und Rückführungseinrichtungen“ (AnkER) gebündelt werden.
       Flüchtlinge sollen dort bis zu 18 Monate bleiben.
       
       Um Verfahren zu beschleunigen, wollen CDU, CSU und SPD Algerien, Marokko,
       Tunesien zu „sicheren Herkunftsstaaten“ erklären, was zuletzt im Bundesrat
       scheiterte. Künftig sollen sämtliche Staaten mit einer „regelmäßigen
       Anerkennungsquote unter 5 Prozent“ als sicher gelten.
       
       Den Fachkräftezuzug soll ein neues Gesetz regeln. Für Integrationsmaßnahmen
       stehen bis 2021 8 Milliarden Euro bereit.
       
       So teuer wird das: 8 Milliarden Euro allein für Integration.
       
       Die Gewinner sind: CSU und CDU.
       
       [14][(RALF PAULI)] 
       
       ## Steuern und Banken
       
       Die Große Koalition will weiterhin einem ausgeglichenen Haushalt. Steuern
       werden weder erhöht noch gesenkt – mit einer Ausnahme: der
       Solidaritätszuschlag soll ab 2021 für 90 Prozent der Zahler*innen
       wegfallen.
       
       Gemeinsam mit Frankreich will sich die neue Regierung dafür einsetzen, dass
       es in Europa Mindeststeuersätze für Unternehmen gibt. Betreiber von
       elektronischen Marktplätzen wie Ebay sollen künftig bei Betrügereien durch
       Händler die ausgefallene Umsatzsteuer selbst nachzahlen müssen – das soll
       den Plattformen ein Anreiz geben, härter gegen Betrüger vorzugehen. Die
       Abgeltungsteuer auf Zinserträge soll wieder abgeschafft werden.
       
       Bei der Regulierung der Finanzmärkte wollen die Koalitionäre vor allem die
       Maßnahmen der letzten Jahre evaluieren, wenn nötig, nachjustieren, was
       praktisch nur auf EU- oder G20-Ebene möglich ist. Sonst sollen die
       sogenannten BEPS-Regeln der OECD weiter umgesetzt werden – die wurden nach
       der Finanzkrise verabschiedet und sollen auch im Kampf gegen Steuerflucht
       helfen. Die Gefahren durch Schattenbanken und Hedgefonds, deren Geschäfte
       mittlerweile zu einem der großen Risiken für die Finanzmarktstabilität
       zählen, sollen erfasst werden. Entsprechende Kriterienkataloge hat bereits
       das Financial Stability Board in Basel erarbeitet.
       
       Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Förderbanken sollen von Regeln
       entlastet werden. Sie leiden seit Jahren darunter, dass sie die
       Bankenregulierungen seit der Finanzkrise genauso treffen wie internationale
       Großbanken. Letztere unterhalten riesige Abteilungen, um Regulierungen zu
       umgehen. Kleinere, regionale Banken dagegen ersticken im Papierkram.
       Deshalb will sie die Groko nun weniger restriktiv behandeln als die
       Riesenbanken. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und
       Raiffeisenbanken begrüßte das Vorhaben.
       
       So teuer wird das: Nach der Finanzplanung des Bundes hat die Groko in den
       Jahren von 2018 bis 2021 1.392 Milliarden Euro an Ausgaben zur Verfügung.
       Weil das meiste bereits fest verplant ist, sollen neue Vorhaben
       ausschließlich über Steuereinnahmen finanziert werden, die die gute
       Konjunktur zusätzlich in die Staatskasse spült – rund 44 Milliarden Euro.
       Für die Senkung des Soli sind davon 10 Milliarden vorgesehen.
       
       Der Gewinner ist: die Union. Die SPD ist mit ihrer Idee, Reiche höher zu
       besteuern, gescheitert.
       
       [15][(INGO ARZT)]
       
       7 Feb 2018
       
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       sei die Abgabe der Finanzen und sie stehe zum Versprechen, vier Jahre zu
       regieren.
       
   DIR Debatte Merkel und die Groko: Die sich nicht erklärt
       
       Man kann der Bundeskanzlerin so einiges vorwerfen. Nur Selbstverliebtheit
       nicht. Selten sah man eine uneitlere, fleißigere Politikerin.
       
   DIR Basisvotum über Regierungsbeteiligung: In der SPD zählen sie jeden Groko-Fan
       
       Noch einmal mit der CDU regieren oder nicht? Befürworter und Gegner der
       großen Koalition rühren noch bis Anfang März die Werbetrommel.
       
   DIR SPD-Politikerin über Groko-Frauenpolitik: „Eine Frau, die stark auftritt, irritiert“
       
       Elke Ferner, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer
       Frauen, gibt sich mit dem Groko-Vertrag zufrieden.
       
   DIR Abfallpolitik in Deutschland: Wenig Kreislauf im Koalitionsvertrag
       
       Die Union und SPD konnten sich in Sachen Plastikmüll, Abfallvermeidung und
       Recylcing überwiegend nur auf Willensbekundungen einigen.
       
   DIR EU-Reaktionen auf die Groko: Olaf who?
       
       Bei der EU-Kommission freut man sich über die Berliner Koalition. Europa
       sei in die DNA der neuen Bundesregierung eingeschrieben.
       
   DIR Groko-Reaktionen im Netz: #Heimatministerium, hihi
       
       Die Koalitionsgespräche haben genug Zeit gelassen, sich Gedanken über die
       #Groko zu machen. Das muss jetzt alles raus. Unsere Social-Media-Schau.
       
   DIR Ressortaufteilung in der GroKo: Die Chefin verzichtet
       
       Verliererin des Ministerpostendeals ist eindeutig die CDU. Ihr bleiben
       Verteidigung, Wirtschaft, Bildung – und das Kanzleramt.
       
   DIR Schlafforscher über GroKo-Verhandlung: Lieber 'ne Nacht drüber schlafen
       
       Schlaflos durch die Koalitionsverhandlungen: Thomas Penzel erklärt, wie die
       Entscheidungsfähigkeit durch Schlafmangel beeinträchtigt wird.
       
   DIR „Bild“-Chef zum SPD-Mitgliederentscheid: Ausländer raus aus meiner Wahl
       
       Über die Große Koalition werden alle SPD-Mitglieder abstimmen – auch die
       ohne deutschen Pass. Julian Reichelt hat damit ein Problem.