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       # taz.de -- Trauer um Morgan Tsvangirai: Simbabwes tragischer Held
       
       > Der tote Oppositionsführer Morgan Tsvangirai wird in seinem Heimatdorf
       > beigesetzt. Regierung und Armee führen das Gedenken an.
       
   IMG Bild: Trauernde vor der MDC-Parteizentrale in Simbabwes Hauptstadt, Sonntag
       
       Harare/Johannesburg taz | Zu Tausenden erweisen die Trauernden in Simbabwes
       Hauptstadt dem verstorbenen Oppositionsführer Morgan Tsvangirai die letzte
       Ehre. Unterstützer seiner Partei MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel),
       aber auch Würdenträger und Regierungsoffizielle werden am Dienstag im Dorf
       Humanikwa im Distrikt Buhera der östlichen Provinz Manicaland erwartet, wo
       der langjährige Anführer der Opposition gegen das Regime von Expräsident
       Robert Mugabe beerdigt werden soll.
       
       Der Leichnam Tsvangirais, der am 14. Februar im Alter von 65 Jahren in
       Südafrika seinem schweren Krebsleiden erlag, wurde am Sonntag mit dem
       Flugzeug in sein Heimatland überführt. Zahlreiche Menschen versammelten
       sich am internationalen Flughafen der Hauptstadt Harare, von wo aus der
       Tote zunächst zur militärischen Leichenhalle in der Armeebaracke „One
       Commando“ gebracht wurde – ein Signal, dass der Staat sich die Trauerfeiern
       um Tsvangirai zu eigen machen will. Ursprünglich war geplant gewesen,
       Tsvangirai in einer zivilen Leichenhalle zu empfangen.
       
       Simbabwes Präsident Emmerson Mnangagwa, der im November nach der Absetzung
       Robert Mugabes durch die Armee die Macht übernommen hatte, erwies dem
       Verstorbenen die letzte Ehre, als dieser schließlich in seiner
       Familienresidenz in Highlands in Harare aufgebahrt wurde. Mnangagwa hat
       zugesagt, dass der Staat sich an den Begräbniskosten beteiligt. Die
       Regierung hatte schon Tsvangirais Behandlungskosten im südafrikanischen
       Johannesburg übernommen.
       
       Obwohl Tsvangirai nicht, wie von manchen gefordert, im nationalen
       Heldenfriedhof, National Heroes Acre, beerdigt wird, gilt er vielen als
       Held des Kampfes für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Simbabwe. An der
       Kaserne „One Commando“ sagte der Bruder des Verstorbenen, Manase
       Tsvangirai, Simbabwe und ganz Afrika hätten mit dem Tod des MDC-Führers
       einen großen Demokraten verloren. „Er ist unersetzlich“, sagte er.
       
       ## „Er gab Kraft und Hoffnung“
       
       Für viele Simbabwer ist die Erinnerung an den Kampf für Demokratie in der
       Ära Mugabe untrennbar mit dem Namen Tsvangirai verbunden. „Ich habe mich
       frisch von der Schule in der MDC engagiert“, erinnert sich der 35-jährige
       Giyani Dube, Vorstandsmitglied des MDC-Diasporaverbands in Südafrika, an
       die Gründung der Partei 1999.
       
       „Ich habe an Tsvangirai viele Erinnerungen. Ich hatte Glück, dass ich an
       der Seite einer der größten Ikonen unseres Kampfes stehen durfte. Er war
       eine Stimme für Reich und Arm, er gab den Alten Kraft und den Jungen
       Hoffnung. Er hat für eine nichtrassische Gesellschaft gekämpft. Leider
       konnte er unseren gemeinsamen Weg nicht vollenden. Aber ich bin
       zuversichtlich, dass seine Vision erfüllt werden wird.“
       
       Manche fürchten aber nun um die Zukunft der MDC ohne Tsvangirai. Die
       Oppositionskraft hat sich schon vor Jahren gespalten. Als es im Jahr 2005
       um die Teilnahme an Senatswahlen ging – nach Jahren harter Unterdrückung
       der politischen Opposition –, favorisierte Tsvangirai einen Wahlboykott,
       und eine Fraktion unter dem damaligen Generalsekretär Welshman Ncube, die
       an der Wahl teilnehmen wollte, ging eigene Wege.
       
       Damals versuchte Tsvangirai, mit allen Fraktionen im Gespräch zu bleiben.
       Heute rivalisieren drei Stellvertreter, Nelson Chamisa, Elias Mudzuri und
       Thokozani Khupe, um Tsvangirais Nachfolge als MDC-Führer – ein Machtkampf,
       der bereits zu seinen Lebzeiten begann: Chamisa ließ sich bei einem
       MDC-Parteiratstreffen zum Interimsführer für 12 Monate ausrufen und wurde
       danach bei Tsvangirais Familienresidenz in Harare ausgebuht.
       
       „Während wir um Tsvangirai trauern, sind wir mit der Tatsache konfrontiert,
       dass er zu einem Zeitpunkt starb, als seine Partei intern gespalten ist,
       weil sie weder eine klare Nachfolgeregelung hat noch eine klare Strategie“,
       kritisiert Ngqabutho Mabhena, Führer der simbabwischen Kommunisten (ZCP),
       im südafrikanischen Exil. MDC-Exilpolitiker Giyani Dube ruft seine Partei
       nun zum Zusammenhalt auf: „Dies ist eine Zeit für Disziplin und Einheit.“
       
       20 Feb 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marcus Mushonga
   DIR Savious Kwinika
       
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