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       # taz.de -- Olympia und Erdinger Alkoholfrei: Das Doping der Deutschen
       
       > Die „New York Times“ weiß jetzt, warum die „German Olympians“ so viele
       > Goldmedaillen einheimsen. Das Erfolgsgeheimnis heißt: Biertrinken.
       
   IMG Bild: Was konsumieren die?
       
       Die Deutschen sind nicht schlecht bei diesen Olympischen Winterspielen.
       Beinahe an jedem Tag gewinnt ein Deutscher oder eine Deutsche eine
       Goldmedaille. Die ganze Welt fragt sich, was wohl das Erfolgsgeheimnis der
       Wintersportnation Deutschland sein mag.
       
       Die New York Times hat es gefunden. Es ist: alkoholfreies Bier! „Deutsche
       Olympioniken trinken jede Menge (alkoholfreies) Bier – und gewinnen jede
       Menge Medaillen“, [1][so ist der Artikel überschrieben, auf den die Welt
       gewartet hat]. Und wer die Bilder zum Artikel ansieht, der wird schnell
       merken, dass Deutschlands ganz legales Dopingmittel aus Erding kommt.
       
       Bei der Privatbrauerei Erdinger Weißbräu Werner Brombach GmbH wird man sich
       freuen über die freundliche Berichterstattung in der Weltpresse. Aber auch
       beim Deutschen Olympischen Sportbund dürfte man nicht gerade unglücklich
       darüber sein, dass die deutschen Wintersporterfolge auf alkoholfreies Bier
       zurückgeführt werden. So wie man in Jamaika immer gelacht haben dürfte,
       wenn wieder einmal ein Bericht erschienen ist, in dem die Erfolge der
       Wundersprinter um Usain Bolt auf den regelmäßigen Verzehr von
       Yamswurzelgerichten zurückgeführt wurden. Verdachtsunabhängiger kann keine
       Berichterstattung sein.
       
       Das ganz und gar unverdächtige Erdinger Alkoholfrei befindet sich als
       Erfolgsgeheimnis ja nun in wahrhaft schlechter Gesellschaft. Man denke nur
       an den Drink, der den russischen Olympioniken vor vier Jahren bei den
       Olympischen Spielen in Sotschi zu Platz eins im Medaillenspiegel verholfen
       hat. „Duchess“ haben ihn die Russen genannt.
       
       Dabei handelte es sich, wie man aus dem berühmten McLaren-Report der
       Welt-Anti-Doping-Agentur weiß, nicht um jenen in russischen Bars so
       beliebten Mix aus Wodka, Rum, Grenadinesirup und Limonensaft. Es war
       vielmehr ein Mix aus Oral-Turinabol, Oxandrolon und Methasteron für die
       Männer gelöst in Chivas Regal Whisky, für die Frauen in Wermut. Nichts
       jedenfalls, was man auch im Getränkemarkt um die Ecke besorgen könnte.
       
       Auch nicht im Getränkemarkt zu haben ist jener berühmte Drink, an dem sich
       Generationen von Rennradprofis gelabt haben: der Belgische Pott. Diese
       Mischung aus Amphetaminen, Betäubungsmitteln, Koffein, Heroin und bei
       Bedarf Corticosteroiden hat so manchen Profi beflügelt. Er ist aber eben
       leider verboten. Ganz anders das Alkoholfreie von Erdinger. Das ist sogar
       nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 gebraut, womit nun feststeht,
       woraus die deutschen Erfolge gebraut wurden: aus Wasser, Weizenmalz,
       Gerstenmalz, Hopfen und Hefe.
       
       22 Feb 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.nytimes.com/2018/02/19/sports/olympics/germany-olympics-beer.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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