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       # taz.de -- Berliner Drittklässler: Rechtschreibung mangelhaft
       
       > Die Vergleichsarbeiten Vera zeigen Defizite vor allem in Lesen und
       > Rechtschreibung. Bildungsverwaltung wollte die Ergebnissen erst nicht
       > veröffentlichen.
       
   IMG Bild: Ob es mit dem Schreiben besser klappt, wenn Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) öfter mal persönlich vorbei kommt?
       
       Knapp ein Drittel der Berliner DrittklässlerInnen verfehlt Mindestandards
       beim Lesen, fast die Hälfte fällt in Rechtschreibung durch: Die Ergebnisse
       der landesweiten Vergleichsarbeiten (Vera-Tests) in den Dritten Klassen
       fallen damit ähnlich wie in den Vorjahren aus – also gewohnt desaströs.
       „Wir müssen noch mehr dafür tun, dass die Schülerinnen und Schüler in
       Berlin besser gefördert werden“, twitterte der SPD-Abgeordnete Joschka
       Langenbrinck am Montag mit Blick auf die Ergebnisse.
       
       Die Senatsbildungsverwaltung hatte die alljährlichen Vera-Resultate in
       diesem Jahr überhaupt nur auf Druck Langenbrincks veröffentlicht, der auf
       seine Auskunftsrechte als Parlamentarier pochte. Eigentlich hatte
       Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) bereits angekündigt, Vera nicht
       länger in der Öffentlichkeit diskutieren zu wollen. Ihr Argument: Die
       Ergebnisse seien für die schulinterne Analyse gedacht und das Design der
       Tests zu kompliziert für vereinfachende Interpretationen. Auch die anderen
       Bundesländer, bis auf Brandenburg, veröffentlichen die Ergebnisse nicht.
       
       So kompliziert ist es dann allerdings doch wieder nicht. Man muss im Blick
       haben, dass die Tests in Lesen, Rechtschreibung und Mathematik am Ende der
       dritten Klasse Wissen abfragen, dass die Kinder nach einer fünfstufigen
       Mindeststandard-Definition der Kultusministerkonferenz zum Ende der vierten
       Klasse parat haben sollen – dann, wenn in allen Bundesländern außer in
       Berlin und Brandenburg die Grundschulzeit endet. Eine Art Frühwarnsystem
       für das letzte Grundschuljahr also.
       
       Für Berlin mit der sechsjährigen Grundschule kommt der Test also zeitig.
       LehrerInnen sagen oft, dass sie zu diesem Zeitpunkt mit den Vergleichstests
       nicht viel anfangen können. Rot-rot-grün hatte im Koalitionsvertrag 2016
       deshalb auch angedacht, Vera erst am Ende der vierten Klasse schreiben zu
       wollen.
       
       Und dennoch sind die Testergebnisse auch in Berlin aussagekräftig.
       Auffällig ist vor allem, dass es offenbar einfach nicht gelingen will, die
       Ergebnisse bei den Kindern zu verbessern, deren Muttersprache nicht Deutsch
       ist: Hier verfehlten beim Lesen sogar 48 Prozent der SchülerInnen die
       Mindeststandards, im Rechtschreiben waren es 61 Prozent. Auch in Mathe, wo
       es zwei verschiedene Testbereiche gab, schneiden diese Kinder schlechter
       ab: 52 Prozent verfehlten bei „Größen und Messen“ die Mindeststandards, der
       berlinweite Schnitt lag bei 36 Prozent.
       
       Die Problematik sei bekannt, sie vermisse aber Lösungen, sagte die
       bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion Hildegard Bentele auf
       Twitter. Langenbrinck erneuerte daraufhin seine Forderung nach einer
       Kita-Pflicht und einer besseren Ausbildung der vielen QuereinsteigerInnen
       ohne Pädagogikstudium in den Schulen. Für letzteres gibt es bereits Geld:
       Rot-rot-grün investiert 60 Millionen Euro in ein „Qualitätspaket“, das
       unter anderem einen vierwöchigen Crash-Kurs vor Jobantritt und eine
       Begleitung durch erfahrene Lehrkräfte in den ersten Monaten vorsieht.
       
       12 Feb 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
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