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       # taz.de -- Änderung der Straßenverkehrsordnung: Bund plant Fahrverbote für Diesel
       
       > Für Dieselautos sollen besonders betroffene Strecken gesperrt werden
       > können. Die FDP spricht von einer Enteignung von Autofahrern.
       
   IMG Bild: Verkehrsader: die Corneliusstraße ist stark durch Feinstaub oder Stickoxide belastet. Düsseldorf hatte bereits über Sperrungen auf einzelnen Strecken in der Stadt nachgedacht
       
       Berlin taz/dpa | Sie denkt über [1][Gratis-ÖPNV] nach. Über Steuergelder
       für die Nachrüstung von Drecksdieselautos. Auch mit den nun bekannt
       gewordenen Plänen zur Änderung in der Straßenverkehrsordnung (StVO)
       versucht die Bundesregierung vor allem eines: flächendeckende Fahrverbote
       für Dieselautos in deutschen Innenstädten zu vermeiden.
       
       Offenbar sollen bereits in diesem Jahr durch eine Novelle der StVO
       Fahrverbote auf bestimmten Strecken in Innenstädten möglich sein, um die
       Belastung durch Feinstaub oder Stickoxide zu dämpfen. Dies geht aus einer
       Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Norbert Barthle an den
       Grünen-Abgeordneten Matthias Gastel hervor, die am Wochenende bekannt
       wurde.
       
       Die Überlegungen sind nicht überraschend. Die Bundesregierung ist derzeit
       wegen stark verschmutzter Luft in Deutschlands Innenstädten gleich von zwei
       Seiten unter Druck: Einerseits prüft die EU-Kommission eine Klage sowie
       Strafmaßnahmen. Außerdem will das Bundesverwaltungsgericht [2][in Leipzig
       am Dienstag] darüber entscheiden, ob Fahrverbote für Dieselfahrer wegen
       hoher Stickoxidwerte generell zulässig sind. Die EU-Grenzwerte werden
       derzeit in 70 Städten überschritten.
       
       Mit der StVO-Novelle gestehe die Bundesregierung ihr Versagen bei der
       Luftreinhaltung ein, sagte der Grünen-Abgeordnete Gastel. „Es ist zwar gut,
       Rechtssicherheit zu schaffen, aber es droht ein Flickenteppich
       unterschiedlichster Regelungen, weil die Bundesregierung die Verantwortung
       auf Städte und Kommunen abwälzt.“ Die Stadt Düsseldorf hatte bereits über
       Sperrungen auf einzelnen Strecken nachgedacht – und über die „Ausnahmen für
       Feuerwehr, Polizei, Pflegedienste und vielleicht auch den einen oder
       anderen Handwerker“. Dies würde einen großen „Schilderwald“ nach sich
       ziehen.
       
       ## Die blaue Plakette
       
       Die geplante Regelung werfe mehr Fragen auf, als sie löse, sagte Helmut
       Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages. Falls einzelne
       Straßen für ältere Diesel gesperrt würden, weiche der Verkehr aus. Dann
       gebe es die Schadstoffe anderswo in der Stadt. Praktikabel kontrolliert
       werden könnten solche Sperrungen nicht.
       
       „Dazu muss man Dieselfahrzeuge unterscheiden können“, sagte Dedy. Er
       forderte dafür – wie auch andere Fachleute – die Einführung einer blauen
       Plakette. Mit dieser würden nur neueren Diesel-Pkw mit geringeren
       Emissionen die Einfahrt in die Citys erlaubt. „Alle, die die Abgaswerte
       einhalten oder eine Ausnahmegenehmigung bekommen, müssen weiter in den
       Städten fahren können“. Die Bundesregierung müsse außerdem darauf dringen,
       dass die Autoindustrie das Problem bekämpfe. Dedy: „Wir müssen wissen, was
       die Software-Updates bringen. Wenn das nicht reicht, muss die Industrie zu
       Hardware-Nachrüstungen für ältere Dieselautos verpflichtet werden und diese
       auch bezahlen.“
       
       FDP-Verkehrsexperte Oliver Luksic bezeichnete die Pläne als „kalte
       Enteignung von Millionen Autofahrern“. Viele Menschen hätten in gutem
       Glauben Dieselautos gekauft. Durch Fahrverbote könnten diese in vielen
       Großstädten nicht mehr genutzt werden – und verlören dadurch stark an Wert.
       An einer Nachrüstung von Dieselautos auf Kosten der Autobauer führe kein
       Weg vorbei, sagte Luksic.
       
       Der ökologische Verkehrsclub VCD erklärte, die anstehende
       Gerichtsentscheidung scheine bereits politische Wirkung zu erzielen. Eine
       Regelung in der StVO zu schaffen, sei zwar positiv, kleinräumige
       Fahrverbote verlagerten das Problem aber nur.
       
       25 Feb 2018
       
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