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       # taz.de -- Nordderby in der Fußball-Bundesliga: Stochernde Kellerkinder
       
       > Im hässlichsten Bundesliga-Spiel des Jahres verliert der Hamburger SV
       > unglücklich in Bremen. Unterm Strich steht die nun schlechteste Saison
       > der HSV-Vereinsgeschichte.
       
   IMG Bild: In Erinnerung bleiben von diesem Spiel vor allem die unschönen Äußerungen der Fans
       
       BREMEN taz | Im hohen Bogen flog die Leuchtrakete über den Platz und schlug
       schließlich in der Nähe des Mittelkreises zwischen zwei Spielern ein. Es
       war die einprägsamste Aktion eines Hamburgers aus 90 Minuten Fußball. Die
       Hamburger Zuschauer und nicht die Spieler standen beim 108. Nordderby
       zwischen Werder Bremen und dem HSV im Mittelpunkt. Denn außer zahlreichen
       Böllern, Raketen, Bengalos und infolge dessen zwei Spielunterbrechungen gab
       es auf dem Platz eher wenig erinnerungswürdige Aktionen.
       
       Es war das wahrscheinlich hässlichste Spiel der Saison. Und es bekam das
       Tor, das es verdiente: In der 86. Minute erzielte Hamburgs Rick van
       Dongelen aus Versehen und unter wildem Gestochere von Werders Ishak
       Belfodil ein Eigentor. Vorangegangen war ein unübersichtliches
       Strafraum-Geknäuel.
       
       Es war ein Treffer irgendwo zwischen Abseits, Foul und Eigentor. Das
       Weserstadion jubelte, der Videoassistent aus Köln hatte keine Einwände.
       Schiedsrichter Felix Zwayer sagte nach dem Spiel unter viel Rumgedruckse,
       dass der kontroverse Treffer regulär gewesen sei. Wird schon stimmen.
       
       Hamburgs Innenverteidiger-Kante Kyriakos Papadopoulos diktierte das zwar
       zahlreichen SportreporterInnen anders in den Block („Klar abseits.
       Arschloch“, über Schiri Zwayer nach Ansehen der Zeitlupe), aber hilft ja
       nichts. Unterm Strich steht für Hamburg die nun wirklich schlechteste
       Saison der Vereinsgeschichte mit sieben Punkten Rückstand auf einen
       Relegationsplatz, elf sieglosen Spielen in Folge und dem schlechtesten
       Sturm mit nur 18 Treffern.
       
       Werder hat sich trotz durchwachsener Leistung deutlich besser aus der
       Affäre gezogen: Für die Bremer war es ein dringend benötigter, aber doch
       glücklicher Sieg gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Immerhin
       steht der SV Werder jetzt auf Tabellenplatz vierzehn, vor Wolfsburg und
       Mainz, die sich am Freitag mit einem 1:1 getrennt hatten. Der Spieltag
       hätte kaum besser laufen können für die Bremer.
       
       Beide Mannschaften standen vor der Partie am Scheideweg: Seit Trainer
       Florian Kohfeldt da ist, hat Werder in der Vorwoche in Freiburg das erste
       Mal wirklich schlecht gespielt, was zum Teil an gut verteidigenden
       Breisgauern lag, aber auch an einer gewissen Hilflosigkeit gegen gute
       Defensivarbeit.
       
       Das Heimspiel gegen Hamburg sah in der ersten Hälfte ähnlich aus: Hamburg
       stellte sich hinten rein und verteidigte gut. Der Ball war dem HSV dabei
       egal. Dennoch schien die Taktik aufzugehen. Ohne richtige Torchancen, dafür
       mit vielen Ballverlusten gingen beide Mannschaften in die Halbzeit. In der
       zweiten Hälfte spielte Werder deutlich besser. Daraus resultierte aber auch
       nicht mehr als Ballbesitz, mittelmäßige Chancen und viele Eckbälle.
       
       Das Spiel bildete sehr gut die unterschiedlichen Abstiegskampf-Philosophien
       von Werder und dem HSV ab: Werder versuchte erfolglos, offensiv zu spielen
       und Hamburg beschränkte sich aufs Verteidigen und wartete auf Konter oder
       wahlweise den Abpfiff, ebenso erfolglos.
       
       Dabei sah das bei Werder in den vergangenen Wochen gar nicht so schlecht
       aus: Seit dem Trainerwechsel hatte Bremen sogar gegen den designierten
       Meister Bayern München so etwas wie Spielanteile und spielte im
       Pokalhalbfinale zeitweise sogar Leverkusen schwindelig. Allein eine
       entsprechende Punktausbeute fehlte. Heute war es anders herum: schwaches
       Spiel, aber drei Punkte.
       
       ## Der HSV hat diese Saison nur 18 Tore erzielt
       
       Warum Hollerbach den HSV dabei so defensiv spielen lässt, bleibt sein
       Geheimnis. Denn tatsächlich hat Hamburg nur 18 Tore erzielt, so wenig wie
       kein anderes Team in dieser Saison. Und auch gegen Bremen hielt der Plan
       leider nur eine Halbzeit lang. Da halfen auch ein paar gute Wechsel in der
       Startaufstellung nichts: Hunt, Jatta und Hahn durften für Mavraj,
       Salihovic und Arp spielen.
       
       Dass es am Ende nicht einmal für ein Unentschieden reichte, war bitter für
       den HSV. Wie sehr, merkte man den Verantwortlichen an: Hollerbach sagte,
       angesprochen auf die Pyro-Versessenheit des eigenen Anhangs, etwas
       entrückt: „Unsere Fans waren klasse. Super Support.“ Und Vorstandschef
       Heribert Bruchhagen bestand nach dem Spiel auf eine Abseitsposition beim
       Gegentreffer. Sinngemäß: Man muss selbst mal Spieler gewesen sein, um über
       Abseits richtig urteilen zu können.
       
       26 Feb 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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