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       # taz.de -- Nach Fake-News-Vorwürfen: ORF-Sprecher verklagt FPÖ-Vizekanzler
       
       > Heinz-Christian Strache postet ein Bild des TV-Moderators Armin Wolf mit
       > einer Lügennase. Wolf will dagegen vorgehen und hat wohl gute Chancen.
       
   IMG Bild: Armin Wolf arbeitet als Anchorman beim öffentlich-rechtlichen Sender ORF
       
       WIEN taz | Wie weit darf ein Vizekanzler der Republik in seiner
       Medienschelte gehen? [1][Heinz-Christian Strache (FPÖ)] ist jedenfalls im
       Begriff, die Grenzen auszuloten und tut wie Donald Trump unangenehme
       Wahrheiten als „Fake News“ ab. Er muss mit einer Klage von ORF-Anchorman
       Armin Wolf rechnen.
       
       Strache postete auf Facebook ein Foto des TV-Moderators, dekoriert mit der
       Lügennase Pinocchios und versehen mit dem Kommentar: „Es gibt einen Ort, an
       dem Lügen zu Nachrichten werden. Das Beste aus Fake-News, Lügen und
       Propaganda, Pseudokultur und Zwangsgebühr.“ Dass die Attacke auf den
       öffentlich-rechtlichen Rundfunk am Rosenmontag veröffentlicht und als
       „Satire“ markiert wurde, schützt den FPÖ-Chef nicht unbedingt.
       Medienanwältin Maria Windhager sieht gute Chancen für die Klage Armin
       Wolfs: „Satire darf entstellen, verzerren, übertreiben, verfremden. Aber:
       Man kann nicht Unwahrheiten unter dem Deckmantel der Satire verbreiten. Sie
       muss ein letztes Körnchen Wahrheit enthalten.“
       
       Auch der [2][ORF-Redakteursrat] reagierte. Es handle sich um eine „massive
       Grenzüberschreitung durch ein führendes Mitglied der österreichischen
       Bundesregierung“. Und weiter: „Ein Medium und seine Mitarbeiter pauschal
       als vorsätzliche Verbreiter von Lügen zu diffamieren und diese Aussage mit
       dem Foto eines bekannten Journalisten zu illustrieren, ist unter der Würde
       eines Vizekanzlers der Republik Österreich.“
       
       Strache versuchte am Dienstag die Notbremse zu ziehen: „Ich habe mit Armin
       Wolf gesprochen und ihm gesagt, dass das Posting nicht gegen ihn persönlich
       gerichtet, sondern ausdrücklich als Satire-Reaktion auf die
       Wahlberichterstattung des ORF Tirol gedacht war.“ Damit bezieht er sich auf
       einen Beitrag, bei dem das Objektivitätsgebot offensichtlich verletzt
       wurde. Er zeigt Markus Abwerzger, den FPÖ-Spitzenkandidaten für die
       bevorstehende Tiroler Landtagswahl, mit einem Wähler, der gegen „die
       dreckigen Juden“ vom Leder zieht. Der Politiker nickt zunächst stumm. Dass
       er – wenn auch zaghaft – seinen Parteigänger zurechtweist, war nicht mehr
       zu sehen. Der ORF entschuldigte sich und brachte später den ungeschnittenen
       Beitrag.
       
       Die FPÖ schießt seit Wochen gegen den ORF und [3][fordert die Abschaffung
       der „Zwangsgebühren“]. Zuletzt Verkehrsminister Norbert Hofer, der sich
       persönlich beleidigt fühlte, weil er in einem Nachrichtenbeitrag über die
       deutsch-österreichischen Lkw-Verkehrsprobleme nicht erwähnt wurde.
       
       14 Feb 2018
       
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