# taz.de -- Behörden schließen McDonald's-Hof: Rinder mit Knüppeln traktiert
> Ein Video deckt brutale Zustände in einem Schlachthof auf. Amtstierärzte
> sollen Verstöße beobachtet haben – ohne einzugreifen.
IMG Bild: Erst vergangenen Dezember hatte man ähnliche Missstände in einem McDonald's-Schlachthof in Düren aufgedeckt
Es sind schockierende Bilder: Mehrere Rinder zappeln wild am Haken, an dem
sie – offenbar unzureichend betäubt – zum Entbluten aufgehängt wurden. In
einer anderen Szene werden die Tiere mit Elektroschocks und Knüppeln durch
einen engen Gang geprügelt. Diese Aufnahmen der Organisation „Soko
Tierschutz“ hat die Sendung „Stern TV“ am Mittwochabend gezeigt.
Der Tatort: ein Schlachthof im baden-württembergischen Tauberbischofsheim.
Dort wurde unter anderem für „OSI Food Solutions“ geschlachtet. Die
deutschen Filialen der Schnellrestaurantkette McDonald’s beziehen ihr
Rindfleisch ausschließlich von diesem Fleischkonzern in Günzburg.
Nach dem Bekanntwerden der Vorfälle verfügte das zuständige Veterinäramt im
Main-Tauber-Kreis die sofortige Schließung des Schlachthofs. Auch
McDonald’s sprach von „gravierenden Verfehlungen im Schlachtbetrieb“. Man
habe gegen die Verantwortlichen Anzeige erstattet, teilte das Unternehmen
mit.
Besonders brisant ist, dass amtliche Tierärzte vor Ort gewesen sein sollen,
als die Aufnahmen entstanden. „Viele Zwischenfälle wurden von amtlich
bestellten Tierärzten beobachtet“, sagte Mülln. Die Tierärzte hätten
Rechtsverstöße gesehen, aber nicht darauf reagiert.
## McDonald’s unter Druck
Das Veterinäramt will dazu keine Angaben machen. Ein Sprecher bestätigte
allerdings auf Nachfrage, dass man erst durch die Videos über die
Missstände informiert worden sei. Man werde die Bilder jetzt auswerten und
die Vorwürfe überprüfen. Sollten sie sich bestätigen, werde man
personalrechtliche Konsequenzen ziehen.
Der Soko Tierschutz geht das nicht weit genug. „Die Bilder dokumentieren
ein systematisches Totalversagen“, sagte Friedrich Mülln, Gründer der
Organisation, am Donnerstag der taz. Die Veterinärämter seien in einen
„regionalen Filz“ verstrickt. Wenn die Kinder der Tierärzte und Schlachter
auf dieselbe Schule gingen oder man zusammen am Stammtisch sitze, drücke
man auch mal ein Auge zu. „Wir brauchen eine Ermittlungsbehörde auf
Landesebene“, forderte Mülln.
Auch Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im
Bundestag, forderte einen „ordentlichen Vollzug unserer Tierschutzgesetze“,
sonst sei der Gesetzgeber „nichts weiter als ein zahnloser Papiertiger“.
Unter Druck steht auch McDonald’s. Erst vergangenen Dezember hatte man
ähnliche Missstände in einem Schlachthof in Düren, der den
Fast-Food-Giganten über den Zulieferer OSI belieferte, aufgedeckt. Nach den
neuen Enthüllungen habe man OSI aufgefordert, zügig ein Maßnahmenpaket
umzusetzen, das unter anderem die Videoüberwachung der Schlachthöfe
vorsieht, sagte Unternehmenssprecher Philipp Wachholz der taz.
Dennoch wolle McDonald’s weiter mit OSI zusammenarbeiten. So lange hält der
Tierschützer Mülln die Anzeige gegen den Schlachthof für einen „großen
PR-Gag“. „Wenn sie das ernst nehmen würden, müssten sie sich von OSI
trennen.“
15 Feb 2018
## AUTOREN
DIR Moritz Elliesen
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