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       # taz.de -- Kommentar Erschossener Journalist: Mitten in Europa
       
       > Immer wieder bricht ungläubliges Staunen aus, wenn ein Opfer der Mafia zu
       > beklagen ist. Solidarität ist nicht erst angebracht, wenn jemand tot ist.
       
   IMG Bild: Auf dem Weg zum Tatort: Spurensicherung im slowakischen Velka Maca
       
       Folge dem Geld. Das war die bahnbrechende Maxime der Anti-Mafia-Ermittler
       Giovanni Falcone und Paolo Borsellino. Nicht zuletzt deshalb ließ die Cosa
       Nostra sie 1992 ermorden.
       
       Dass sich seitdem, insbesondere in Italien, nichts zum Positiven verändert
       hätte, an zivilgesellschaftlichem Engagement und an staatlich-repressiven
       Mitteln gegen die Organisierte Kriminalität – das zu sagen wäre falsch und
       respektlos gegenüber den vielen Opfern der Mafien.
       
       Aber es ist doch schwer zu erklären, warum jedes Mal, wenn wie im Fall der
       [1][Morde] am slowakischen Journalisten Ján Kuciak und seiner Partnerin
       Martina Kušnirova, die Spur zu einer Mafiaorganisation zu führen scheint,
       erst einmal ungläubiges Staunen ausbricht.
       
       Die vielfach bewiesene Tatsache, dass die '[2][Ndrangheta] eine
       Organisation ist, die ihr archaisches Modell aus Kalabrien an jedem
       Standort erfolgreich reproduziert; dass sie bewusst den Kontakt zu
       Wirtschaft und Politik sucht; dass der Betrug mit öffentlichen Geldern wie
       dem EU-Landwirtschaftsfonds in der Slowakei zu ihren Hauptgeschäftszweigen
       gehört: das muss endlich bei Fällen wie dem Kuciaks von selbst den (dann
       eben auszuermittelnden) Verdacht nahelegen, hier sei die Organisierte
       Kriminalität im Spiel.
       
       Nach dem tödlichen Anschlag auf die Journalistin [3][Daphne Caruana
       Galizia] im Oktober auf Malta müssten die Morde in der Slowakei nun
       eigentlich die Öffentlichkeit aufschrecken. So etwas geschieht hier, in der
       EU, als extremer Auswuchs der Gewalt, mit der die Organisierte Kriminalität
       ihre ganz großen Geschäfte absichern will. Im Kleineren sind Übergriffe auf
       Journalisten in Italien ohnehin Alltag, am Montag erst wurde auf Kollegen,
       die zum Drogenhandel in Palermo recherchierten, geschossen.
       
       Aber offene Gewalt ist das letzte Mittel dieser Organisationen. Solidarität
       ist nicht erst angebracht, wenn jemand ermordet wird. Wenn versucht wird,
       Einschüchterung auf dem Rechtsweg durchzusetzen, wie es auch in Deutschland
       gang und gäbe ist, müssen wir auch das ernst nehmen – und Solidarität
       zeigen mit den mutigen Kolleginnen und Kollegen, die zum Thema Organisierte
       Kriminalität arbeiten.
       
       28 Feb 2018
       
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