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       # taz.de -- Doping im britischen Radsportteam Sky: Ein stinknormaler Rennstall
       
       > Nach einem Parlamentsbericht stehen Bradley Wiggins und das Sky-Team in
       > der Kritik. Es geht um Ausnahmen bei der Genehmigung von Medikamenten.
       
   IMG Bild: Bradley Wiggins bei den Olympischen Spielen 2012 in London
       
       „Sauber gewinnen!“ Mit dieser Losung ist das britische Radsportteam Sky
       2009 vorgestellt worden. Teamchef David Brailsford hat nicht weniger
       versprochen als die ganz große Radsportrevolution. Keine zehn Jahre nach
       der Gründung des Teams steht fest, dass dieses schöne Motto nicht mehr war
       als ein leeres Versprechen. Was die Erfolge angeht, so hat Sky die
       Erwartungen erfüllt. Mit Bradley Wiggins und Chrios Froome brachte es
       Tour-de-France-Sieger hervor. Dass die Erfolge sauber waren, wird nun von
       einem Bericht des britischen Unterhauses in Zweifel gezogen.
       
       Dabei wird Sky und seinem Fahrer Wiggins nicht vorgeworfen, gegen die
       Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur verstoßen zu haben. Es geht vielmehr um
       den massiven Einsatz von Medikamenten, für die sich der Sportler
       Ausnahmegenehmigungen organisiert hat. Diese Therapeutic Use Exemptions
       (TUE) erhalten Sportler, wenn sie aus medizinischen Gründen nicht ohne
       Medikamentierung auskommen.
       
       So kommt es, dass es Leistungssportlern, die etwa an Asthma leiden,
       gestattet wird, im Sinne der Anti-Doping-Bestimmungen eigentlich verbotene
       Kortisonpräparate einzunehmen. So war es auch bei Bradley Wiggins. An
       dessen Krankheitsgeschichte wollten die Parlamentarier, die den Bericht nun
       vorgelegt haben, nicht so recht glauben.
       
       „Wir glauben, dass dieses starke Kortikoid eingesetzt wurde, um Bradley
       Wiggins und eventuell noch andere Fahrer auf die Tour de France 2012
       vorzubereiten. Zweck war nicht eine medizinische Behandlung, sondern seine
       Leistung vor dem Rennen zu steigern“, heißt es in dem Bericht.
       
       ## Hustenpräparat aus französischen Apotheken
       
       Dass die Befragung von Wiggins, Teamchef Brailsford und Mitarbeitern der
       medizinischen Abteilung der Rennsportgruppe keine Klarheit darüber
       brachte, welches Medikament sich das Team Sky 2011 aus Manchester zu einem
       Rennen nach Frankreich hat schicken lassen, erschüttert die
       Glaubwürdigkeit des Teams in den Augen der Abgeordneten noch weiter. Dass
       es sich um ein Hustenpräparat gehandelt hat, das man in jeder französischen
       Apotheke hätte kaufen können, glaubte eh schon lange keiner mehr.
       
       An der „Winning Clean“-Losung lässt der Bericht kein gutes Haar. Wie könne
       Teamchef Brailford von hohen ethischen Standards sprechen, wenn er, wie
       behauptet, keine Ahnung davon gehabt habe, welche Medikamente die Teamärzte
       den Fahrern verordnet hätten, lautet eine Frage, die der Bericht aufwirft.
       Es ist das wohl niederschmetterndste Urteil, das man über dieses mit so
       großen Versprechungen angetretene Radsportteam fällen kann: Sky ist ein
       stinknormaler Rennstall.
       
       Wiggins selbst behauptet weiterhin, er habe Medikamente nur genommen, wenn
       sie medizinisch notwendig gewesen seien. Das hat er gewiss auch vor dem
       Department for Digital, Culture, Media and Sport getan. Geglaubt hat man
       ihm dort nicht.
       
       5 Mar 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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