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       # taz.de -- Vor der Parlamentswahl in Italien: Demonstrationen in Mailand und Rom
       
       > Eine Woche vor der Parlamentswahl fanden in Italien mehrere Kundgebungen
       > statt. Sowohl rechtsextreme als auch antifaschistische Aktivisten gingen
       > auf die Straße.
       
   IMG Bild: Aktivisten der rechtspopulistischen Partei Lega am 24. Februar in Mailand
       
       Mailand afp | Eine Reihe von rechtsextremen und antifaschistischen
       Kundgebungen in Italien haben gut eine Woche vor der Parlamentswahl die
       aufgeheizte politische Lage im Land deutlich gemacht. Zu einer Kundgebung
       der Rechtsaußen-Partei Lega in Mailand kamen am Samstag laut
       Polizeischätzung bis zu 20.000 Menschen. Bei einer antifaschistischen
       Kundgebung in Mailand gab es Zusammenstöße mit der Polizei. Auch in Rom
       wurde demonstriert.
       
       Zu der von Lega-Chef Matteo Salvini angeführten Demonstration in Mailand
       hätten sich zwischen 15.000 und 20.000 Menschen versammelt, erklärte die
       Polizei. Die Partei selbst ging von rund 50.000 Demonstranten aus. „Italien
       zuerst“, skandierte Salvini vor der Menge. Er macht sich Hoffnungen, nach
       der Parlamentswahl am 4. März das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen zu
       können.
       
       „Salvini repräsentiert den Wandel für Italien“, sagte Protestteilnehmer
       Diego Bazzano. „Wir Italiener haben keine Rechte mehr, keine Arbeit“, fügte
       das 30-jährige Lega-Mitglied hinzu.
       
       Zuvor hatten in der italienischen Wirtschaftsmetropole mehrere hundert
       Menschen an einer antifaschistischen Demonstration gegen die
       Lega-Kundgebung teilgenommen. Bei einer antifaschistischen
       Protestkundgebung gegen eine Demonstration der neofaschistischen Bewegung
       CasaPound in Mailand gab es Rangeleien zwischen Teilnehmern und Polizisten.
       
       ## Drei-Parteien-Bündnis
       
       Wegen der Zunahme gewaltsamer Zwischenfälle zwischen Linken und Rechten
       setzte die Polizei in Rom bei mehreren Kundgebungen am Samstag mehr als
       3.000 Beamte ein. Beim größten Marsch in der italienischen Hauptstadt, zu
       dem Italiens mitgliederstärkster Gewerkschaftsverband CGIL aufgerufen
       hatte, blieb es ruhig. „Wir sind hier, um Nein zum Faschismus zu sagen,
       weil es derzeit zu viele giftige Zwischenfälle gibt“, sagte
       Gewerkschaftsvertreterin Rita Solo.
       
       Italiens Regierungschef Paolo Gentiloni und sein Amtsvorgänger und
       Parteigenosse Matteo Renzi beteiligten sich in Rom an einer Kundgebung
       unter dem Motto „Nie wieder Faschismus“, zu der die Nationale Italienische
       Partisanenvereinigung (Anpi) aufgerufen hatte. Renzi ist der Chef der
       Demokratischen Partei (PD) und führt deren Wahlkampf an.
       
       Bei einer Demonstration gegen Arbeitsmarktreformen in Italien, zu der eine
       linksgerichtete Gewerkschaft aufgerufen hatte, wurden Feuerwerkskörper auf
       Polizisten gefeuert.
       
       Die Lega, die rechtsextreme Fratelli d'Italia und die Partei Forza Italia
       des ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi treten bei der
       Parlamentswahl am Sonntag kommender Woche als Bündnis an. Umfragen zufolge
       dürften sie gemeinsam stärkste Kraft werden, eine absolute Mehrheit im
       Parlament aber verfehlen.
       
       Anfang Februar hatte in Macerata in Mittelitalien ein Anhänger der Lega
       zwei Stunden lang auf Ausländer gefeuert und sechs Menschen afrikanischer
       Herkunft verletzt. Zuvor war in der Stadt die zerstückelte Leiche einer
       18-jährigen Italienerin gefunden worden. Der Tat wurde ein aus Nigeria
       stammender Mann verdächtigt. Der Vorfall trug erheblich zur weiteren
       Aufheizung der politischen Atmosphäre bei.
       
       25 Feb 2018
       
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