URI: 
       # taz.de -- Mobbing gegen Bauernkinder: „Deine Eltern sind Tiermörder!“
       
       > Kinder von Landwirten würden nicht häufiger schikaniert als die anderer
       > Eltern, sagen Tierrechtler. Der Bauernverband ist empört.
       
   IMG Bild: Da ist noch alles in Butter: Kinder beim Schulausflug auf einen Bauernhof
       
       Berlin taz | Tierrechtler werfen Agrarverbänden vor, Berichte über Mobbing
       von Bauernkindern für Lobbyarbeit zu missbrauchen. In Wirklichkeit würden
       Kinder von Bauern ähnlich häufig Opfer wie Kinder anderer Eltern, sagte
       Sandra Franz, Pressesprecherin der Organisation Animal Rights Watch
       (Ariwa). Branchenvertreter nutzten die Klagen über Mobbing, um von der
       „Kritik an tierquälerischen Praktiken“ in der Landwirtschaft abzulenken.
       
       Agrar- und Lokalmedien berichten in jüngster Zeit vermehrt, dass Kinder
       gehänselt würden, weil ihre Eltern Landwirte sind, die Tiere halten oder
       Pestizide spritzen. Auf Zetteln oder Schildern stehe zum Beispiel:
       [1][„Deine Eltern sind Mörder!“] Verantwortlich machen Bauernvertreter für
       solche Vorfälle zum Beispiel Tierschutzverbände, die heimlich aufgenommene
       Videos aus Ställen veröffentlichen sowie angebliche Falschdarstellungen in
       Lehrbüchern.
       
       „Tatsächlich gibt es für das Mobbing von Bauernkindern jedoch keine
       belastbaren Zahlen und kaum belegbare Beispiele“, so Ariwa. Das
       Nachrichtenportal [2][agrarheute] ermittelte 2017 in einer Umfrage unter
       811 Landwirten, dass [3][17 Prozent der befragten Eltern über Mobbing ihrer
       Kinder klagten]. Ob der Beruf der Eltern der Mobbing-Grund war oder andere
       Ursachen vorlagen, blieb offen. In einer Umfrage des Landfrauenverbands
       Württemberg-Hohenzollern Ende 2017 beklagten [4][27 Prozent] der knapp 150
       teilnehmenden Eltern das Mobbing ihrer Kinder.
       
       „Diese Zahlen entsprechen recht genau dem Prozentsatz von Schulmobbing
       insgesamt“, urteilte Ariwa. Laut einer Sonderauswertung der [5][Pisa-Studie
       2015], für die 10.000 Schulkinder in Deutschland befragt wurden, werden
       hierzulande 15,7 Prozent der 15-Jährigen mehrmals im Monat Opfer von
       Mobbing an der Schule. Eine [6][Untersuchung der Leuphana-Universität] in
       Lüneburg unter fast 2.000 Schülern kam zu dem Ergebnis, dass fast ein
       Drittel Mobbingopfer werden. Auf solche Zahlenverhältnisse hat auch die
       ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
       hingewiesen.
       
       ## „Auch Agrarindustrie nimmt Einfluss auf Schulinhalte“
       
       Ariwa-Sprecherin Franz warf der konventionellen Agrarlobby vor,
       „Bauernkinder zusätzlich zu Opfern zu machen, indem sie dafür missbraucht
       werden, die Kritik an tierquälerischen Praktiken auszusitzen“. Franz wies
       auch darauf hin, dass „die Agrarlobby ein emotional besetztes Thema wie
       Mobbing als Einfallstor für Propaganda benutzt, um vermehrte Einflussnahme
       auf Unterrichtsinhalte einzufordern“.
       
       Im Zusammenhang mit Schikanen gegen Kinder hatte etwa
       Bauernverbandspräsident [7][Joachim Rukwied] beklagt, dass manche
       Schulbücher die Tierhaltung falsch darstellen würden. „Dabei wird von der
       Agrarseite gerne verschwiegen, in welch hohem Maße sie selbst Einfluss auf
       Schulinhalte nimmt“, konterte Tierrechtlerin Franz. „Der vom Bauernverband
       getragene Verein i.m.a. zum Beispiel gibt selber Materialien heraus, in
       denen die Tierhaltung eindeutig beschönigend und teilweise schlicht falsch
       dargestellt wird.“ Beispiele dafür seien etwa Aussagen, Schweine in
       Mastanlagen hätten „in den großen Buchten genug Platz“, und Muttersauen
       würden nach der Besamung in Gruppen gehalten. Richtig sei: Die Sauen
       verbringen die folgenden vier Wochen in körperengen Käfigen
       („Kastenständen“).
       
       Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken,
       erklärte zu den Vorwürfen „der sogenannten Tierschützer“ über Missbrauch
       der Mobbing-Schicksale auf taz-Anfrage: „Hier macht sich der Bock zum
       Gärtner. Wir sehen hier ein Höchstmaß an Verlogenheit.“
       
       5 Mar 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Immer-mehr-Bauernkinder-werden-gemobbt-8063116.html
   DIR [2] https://www.agrarheute.com/land-leben/umfrage-ergebnis-viele-bauernkinder-opfer-mobbing-533675
   DIR [3] https://www-agri-experts-de-qr.eu1.visioncritical.com/insights/shared?81fe761e540b4a8cbee22bad64c63bfe&lang=en
   DIR [4] https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Bauernkinder-als-Mobbing-Opfer-356520.html
   DIR [5] http://www.oecd-ilibrary.org/education/pisa-2015-results-volume-iii_9789264273856-en?option6=imprint&value6=
   DIR [6] https://www.leuphana.de/news/meldungen/titelstories/mobbingstudie.html
   DIR [7] https://www.presseportal.de/pm/58964/3839208
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
   DIR Landwirtschaft
   DIR Tierschutz
   DIR Mobbing
   DIR Landwirtschaft
   DIR Tierschutz
   DIR Tierschutz
   DIR Tierschutz
   DIR Schweinemast
   DIR Wiesenhof
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommentar Kastration von Ferkeln: Esst kein Schwein!
       
       Die Debatte über das Verbot der Kastration ohne Betäubung zeigt erneut:
       Keine andere Tierart wird so barbarisch gehalten wie Schweine.
       
   DIR Tierschützer offenbar entlastet: Kein Hackerangriff auf Agrarministerin
       
       Nordrhein-Westfalens Ressortchefin Schulze Föcking stellte sich als Opfer
       eines Cyberangriffs dar. Wohl zu unrecht, wie jetzt herauskommt.
       
   DIR Cyberangriff auf NRW-Agrarministerin: Tierschützer distanzieren sich
       
       Unbekannte haben laut Landesregierung den Fernseher im Wohnhaus der
       CDU-Politikerin manipuliert. Tierrechtler verurteilen den Vorfall.
       
   DIR Urteil zugunsten von Tierschützern: Freispruch nach Einbruch in Tierstall
       
       Ein Urteil zugunsten von Tierschützern, die in Mastanlagen eingedrungen
       sind, bleibt gültig. Auch die Groko kann das nicht mehr kippen.
       
   DIR Schweinemast in Ostbrandenburg: Vorwurf der Tierquälerei
       
       Videos der Tierrechtsorganisation Peta zeigen Kadaver und amputierte
       Ringelschwänze in Güllebecken. Auch das Landesveterinäramt wird kritisiert.
       
   DIR Protest gegen Wiesenhof: Tierrechtler blockieren Schlachthaus
       
       Demonstranten protestieren gegen Wiesenhof. Der Geflügelfleischkonzern will
       seine tägliche Schlachtmenge auf 160.000 Tiere erhöhen.