# taz.de -- Katalanische Regionalpräsidentschaft: Puigdemont zieht Kandidatur zurück
> Aus dem Exil verkündet Carles Puigdemont, nicht erneut für das Amt des
> Regionalpräsidenten zu kandidieren. An der Konfrontation mit Madrid
> ändert das nichts.
IMG Bild: Nachricht ans Volk: Carles Puigdemont erklärt per Video seine Absage
Madrid ap/taz | Der Ex-Präsident der katalanischen Autonomieregierung,
Carles Puigdemont, hat überraschend seine erneute Kandidatur für das Amt
zurückgezogen. In einer Videobotschaft aus Brüssel [1][sagte er am
Donnerstag], er trete zur Seite, damit das katalanische Parlament einen
anderen Kandidaten finden könne, der eine Regionalregierung bildet und der
die festgefahrenen Unabhängigkeitsbestrebungen wieder voranbringt.
Puigdemont schlug für seine Nachfolge Jordi Sanchez vor, der allerdings
derzeit in Madrid im Gefängnis sitzt, wo das Oberste Gericht eine Anklage
wegen Rebellion und Volksverhetzung gegen ihn und Dutzende andere
Separatisten prüft. [2][Laut El Pais ist ein zweiter Kandidat als Plan B in
petto]: der Ex-Berater Jordi Turull, der zwar ebenso Angeklagter in dem
Verfahren ist, aber sich derzeit zumindest auf freiem Fuß befindet.
Dennoch würde Puigdemonts Verzicht nichts an der jetzigen Konfrontation
zwischen Madrid und den Separatisten ändern: Die spanische Regierung hat
erklärt, dass sie keinen Kandidaten für die katalanische
Regionalpräsidentschaft akzeptieren werde, gegen den juristische Verfahren
laufen.
Die separatistischen Parteien in Katalonien hatten sich zuvor für
Puigdemont ausgesprochen. Die drei Parteien stimmten mit ihrer Mehrheit
auch einem Antrag zu, der das im Oktober abgehaltene
Unabhängigkeitsreferendum als rechtlich gültig anerkennt, obwohl das
Verfassungsgericht entschieden hatte, dass es nicht durchgeführt werden
dürfe. Madrid hatte danach das Regionalparlament aufgelöst, die
Regionalregierung abgesetzt und eine Neuwahl im Dezember abhalten lassen.
Dabei gewannen separatistische Parteien wieder eine knappe Mehrheit.
Katalonien ist derzeit Madrid direkt unterstellt.
Puigdemont war zusammen mit anderen Mitgliedern seiner abgesetzten
Regierung nach der Unabhängigkeitserklärung im katalanischen Parlament nach
Belgien geflohen. Das Oberste Gericht entschied nach der Neuwahl, dass er
für eine Wiederwahl als Regierungschef im katalanischen Parlament anwesend
sein müsse. Bei der Einreise nach Spanien müsste er aber wohl mit seiner
Festnahme rechnen.
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy [3][twitterte daraufhin],
„der Radikalismus mancher Leute in Katalonien“ schade der Wirtschaft der
Region und dem Wohlergehen der dortigen Familien.
Der Antrag im katalanischen Parlament ging nicht so weit, Puigdemont zum
Regierungschef zu erklären – bei einem solchen Schritt würde möglicherweise
das Verfassungsgericht einschreiten. Mit Puigdemonts Rückzug ist dieses
Thema aber nun erledigt.
2 Mar 2018
## LINKS
DIR [1] https://twitter.com/KRLS/status/969280105645248513
DIR [2] https://elpais.com/ccaa/2018/03/01/catalunya/1519923468_904736.html
DIR [3] https://twitter.com/marianorajoy/status/969143336765394944
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