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       # taz.de -- Streit um Handelspolitik: Trumps Chefökonom Cohn tritt zurück
       
       > Wirtschaftsberater Gary Cohn verlässt das Weiße Haus. Er nahm Anstoß an
       > Trumps Handelspolitik. Das sind nicht die einzigen Probleme des
       > Präsidenten.
       
   IMG Bild: Deutlich unzufrieden: Ex-Wirtschaftsberater Gary Cohn
       
       Washington/Los Angeles ap/rtr/afp | Der wichtigste Wirtschaftsberater im
       Weißen Haus, Gary Cohn, hat seinen Rücktritt erklärt. Einen Grund für
       seinen Abschied aus dem Weißen Haus nannte der Befürworter eines freien
       Handels am Dienstag nicht. [1][Im Hintergrund liegt ein Streit über die
       Handelspolitik von Präsident Donald Trump, der zum Unmut Cohns Strafzölle
       auf Stahl- und Aluminiumimporte angekündigt hat.]
       
       In seiner Funktion als Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats hatte Cohn
       noch versucht, Trump zu einem Kurswechsel zu bewegen. Aus
       Präsidialamtskreisen hieß es allerdings, dieser verlorene Kampf gegen
       Trumps Zoll-Pläne sei einer von mehreren Gründen gewesen. Dazu gehöre auch,
       dass er seine führende Aufgabe bei der Umsetzung von Trumps Steuerreform
       als erfüllt ansehe.
       
       Es sei ihm eine Ehre gewesen, dem Land zu dienen, teilte Cohn in einer vom
       Präsidialamt veröffentlichten Erklärung mit. „Ich bin dem Präsidenten
       dankbar für diese Möglichkeit und wünsche ihm und seiner Regierung großen
       Erfolg in der Zukunft.“ Der Rücktritt als Chef des nationalen
       Wirtschaftsrats soll in einigen Wochen vollzogen werden. [2][Trump kündigte
       über Twitter an, in Kürze einen Nachfolger zu ernennen.] Trotz der
       Differenzen lobte Trump seinen bisherigen Wirtschaftsberater: Cohn habe
       „seinem Land mit besonderer Hingabe gedient.“
       
       Der Rückzug des Ökonoms fällt in eine Phase angeblich massiver
       Personalprobleme im Weißen Haus. Seit Trumps Amtsantritt im Januar 2017
       sind bereits zahlreiche ranghohe Mitarbeiter des Präsidenten
       zurückgetreten, [3][zuletzt seine Kommunikationschefin Hope Hicks.] Im
       Regierungsapparat sind viele Stellen unbesetzt. Etliche Gewährsleute im
       Weißen Haus verrieten, dass Trump zuletzt abwanderungswillige Mitarbeiter
       zum Bleiben gedrängt habe. Es sei nicht auszuschließen, dass der Präsident
       bald weitere Mitarbeiter verlieren werde, hieß es.
       
       Trump selbst zeichnete ein anderes Bild von der Lage. Es gebe kein Chaos,
       nur „großartige Energie“, twitterte er am Dienstag. Bei einer gemeinsamen
       Pressekonferenz mit Schwedens Ministerpräsident ergänzte Trump später, er
       möge „Konflikt“ in der Belegschaft und höre gerne verschiedene politische
       Ideen. Zwar räumte er ein, dass er ein harter Chef sein könne, sagte aber:
       „Jeder will im Weißen Haus arbeiten. Sie alle wollen ein Stück vom Oval
       Office.“
       
       ## Seine Hauptaufgabe: die Steuerreforn
       
       Cohn arbeitete vor seiner Zeit im Weißen Haus bei der Investmentbank
       Goldman Sachs, die er mit einer Abfindung von 285 Millionen Dollar verließ.
       Der Ökonom spielte eine entscheidende Rolle bei der [4][Umsetzung von
       Trumps umfassender Steuerreform], indem er Absprachen mit
       Kongressabgeordneten traf.
       
       Cohn galt als Bollwerk gegen dieses protektionistische Lager in der
       Regierung – mit anfänglichen Erfolgen. So soll der frühere Investmentbanker
       maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Trump im Frühjahr China nicht
       offiziell als Währungsmanipulator brandmarkte und auf eine Aufkündigung des
       nordamerikanischen Freihandelsabkommen Nafta mit Mexiko und Kanada
       verzichtete und stattdessen eine Neuverhandlung in die Wege leitete.
       
       Schon im Sommer 2017 stand Cohn kurz vor dem Rücktritt. Grund war seine
       Verärgerung über Trumps Reaktion auf die ethnisch motivierte Gewalt in
       Charlottesville. Cohn hatte dem Vernehmen nach schon sein Rücktrittsgesuch
       verfasst, reichte es aber nie ein.
       
       Zum endgültigen Bruch kam es nun über die jüngsten handelspolitischen
       Vorstöße Trumps. Dieser will auf alle Stahlimporte einen Zollsatz von 25
       Prozent erheben und auf Aluminium 10 Prozent. Der Plan hat selbst
       verbündete Staaten gegen die USA aufgebracht, Aktienmärkte sind unter Druck
       geraten. Die EU drohte mit Gegenmaßnahmen, sollte Trump seinen Worten Taten
       folgen lassen.
       
       Auch die US-Industrie, allen voran stahl- und aluminiumverarbeitende
       Anbieter, reagierte mit Besorgnis auf Trumps Vorhaben. Teils massive Kritik
       kam auch aus den Reihen der Republikaner. Der Vorsitzende des
       Repräsentantenhauses, Paul Ryan, erklärte jüngst, Trump sollte lieber
       zielgerichtete Zölle erheben, um einen Handelskrieg zu vermeiden.
       
       ## Von Pornodarstellerin verklagt
       
       Die personellen Unruhen sind nicht das einzige, was Trump gerade Probleme
       macht. Die Pornodarstellerin Stephanie Clifford alias „Stormy Daniels“ hat
       am Dienstag in Los Angeles Klage gegen US-Präsident Donald Trump
       eingereicht. Den Gerichtsunterlagen zufolge will sie erreichen, dass eine
       mit Trump vereinbarte Vertraulichkeitserklärung für ungültig erklärt wird.
       Nach Angaben ihres Anwalts Michael Avenatti argumentiert Clifford unter
       anderem damit, dass Trump die Vereinbarung niemals unterschrieben habe.
       
       Den Unterlagen zufolge unterzeichneten Clifford und Trumps Anwalt Michael
       Cohen die Vertraulichkeitserklärung am 28. Oktober 2016, wenige Tage vor
       dem Sieg Trumps bei der Präsidentschaftswahl. Die Vereinbarung sehe
       „diverse Bedingungen und Verpflichtungen nicht nur für Frau Clifford,
       sondern auch für Herrn Trump vor“, heißt es darin. Unter anderem fordere
       sie auch die Unterschrift aller Parteien, „die von Herrn Trump
       eingeschlossen“.
       
       Cohen hatte Mitte Februar eine Zahlung in Höhe von 130.000 Dollar (105.000
       Euro) an Clifford eingeräumt. Der Klage zufolge versuchte er seit Anfang
       2018, Clifford durch „Zwang“ oder „Einschüchterung“ dazu zu bringen, „eine
       falsche Erklärung zu unterschreiben, in der sie erklärt, dass die
       Informationen über eine Beziehung zu Herrn Trump falsch waren“.
       
       7 Mar 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /!5488805&s/
   DIR [2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/971186041171439616
   DIR [3] /!5488492&s/
   DIR [4] /!5463836&s/
       
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