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       # taz.de -- Kommentar Pressefreiheit in der Türkei: Herr über tausende Kioske
       
       > Erdoğan greift sich nicht nur Medienhäuser, sondern ganze Vertriebswege.
       > Er kontrolliert nicht nur Inhalte, sondern auch die Verbreitung von
       > Zeitungen.
       
   IMG Bild: Freie Presse? Das ist fraglich
       
       Nach der [1][Übernahme] der türkischen Tageszeitung Hürriyet und einer
       ganzen Reihe mit ihr verbundener Fernsehsender wie CNN Türk durch eine
       Erdoğan-nahe Holding zu Beginn dieser Woche wurden Kommentare laut, die die
       Sache auf die leichte Schulter nahmen: „Standen die nicht sowieso längst
       unter Regierungskommando?“ „Was wird sich schon ändern?“ Aber so einfach
       ist es leider nicht.
       
       Denn zu dem verkauften Paket gehört auch Yaysat, eine von zwei
       Vertriebsorganisationen in der Türkei, die auch die wenigen verbliebenen
       regierungskritischen Blätter wie Cumhuriyet, BirGün oder Evrensel in den
       Verkauf bringt. Die zweite Vertriebsfirma ist Turkuaz, die zur Sabah-Gruppe
       gehört, die bereits vor längerer Zeit unter Erdoğans Kontrolle kam.
       
       Das denkbar beste Szenario wäre, dass beide Vertriebsorganisationen im
       Wettbewerb weiterhin ihre Tätigkeit ausüben. Die Alternative aber lässt
       einem die Haare zu Berge stehen: Yaysat und Turkuaz erhöhen gemeinsam ihre
       Kommission für den Vertrieb, die höheren Preise werden auf die
       oppositionellen Zeitungen umgelegt. AKP-nahe Medien dagegen erhalten
       Rabatte oder werden gar gratis vertrieben. Das träfe zunächst Publikationen
       mit niedriger Auflage. Regierungskritische Zeitungen, die in den letzten
       Jahren ohnehin Schwierigkeiten am Kiosk hatten und fast nur noch in
       Supermärkten und Buchhandlungsketten verkauft wurden, wären vom
       Verschwinden bedroht.
       
       Dazu kommt die leider nicht unwahrscheinliche Option, dass auf Befehl von
       oben Pakete mit Zeitungen und Zeitschriften im Vertrieb in Anatolien gar
       nicht erst geöffnet werden, sondern als „unverkauft“ zurückgehen. Wer würde
       schließlich über einen Prozess entscheiden, wenn etwa die Cumhuriyet gegen
       eine Vertriebsgesellschaft klagte?
       
       Kurz: Bei dieser Übernahme geht es um mehr als Hürriyet und CNN Türk. Im
       Vorfeld der Wahlen 2019 besitzt die AKP jetzt auch noch das Monopol über
       Zigtausende Zeitungskioske in der Türkei.
       
       23 Mar 2018
       
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   DIR Barış Uygur
       
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