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       # taz.de -- OB-Wahl in Frankfurt am Main: Deutlicher Sieg für SPD-Linken
       
       > Unerwartet klarer Sieg: Peter Feldmann gewinnt mit über 70 Prozent die
       > Stichwahl in Frankfurt. Ein Wink für die Landtagswahl im Herbst?
       
   IMG Bild: Lächelnde Sozialdemokraten nach Wahlen, sind selten geworden. Umso mehr freute Peter Feldmann
       
       Frankfurt/Main taz | Bereits wenige Minuten nach Schließung der Wahllokale
       war am Sonntagabend klar: Der SPD-Linke Peter Feldmann bleibt
       Oberbürgermeister von Frankfurt am Main. In der Stichwahl gegen seine
       CDU-Herausforderin Bernadette Weyland stimmten 70,8 Prozent der Wähler für
       Feldmann. Weyland bekam nicht einmal 30 Prozent der Stimmen. Und das in der
       Stadt, in der die CDU seit Jahrzehnten noch aus jeder Wahl als stärkste
       Kraft hervorgegangen war.
       
       Der Wahlsieger Feldmann konnte es selbst kaum fassen. Mit seinem Handy
       fotografierte der alte und neue Oberbürgermeister die Karte Frankfurts, auf
       der die Ergebnisse der 490 Stimmbezirke mit roten und schwarzen Punkten
       notiert waren. Am Ende waren es 486 rote Punkte, nur in vier Stimmbezirken
       lag die CDU-Bewerberin vorn. Ein derart klares Ergebnis hatten selbst
       optimistische Sozialdemokraten nicht auf der Rechnung. Allerdings blieb die
       Wahlbeteiligung mit 30,2 Prozent weit unter den Erwartungen.
       
       Bernadette Weyland gestand ihre Niederlage ein, hatte aber keine Erklärung
       für das katastrophale Ergebnis. Sie sagte, Feldmann habe seinen Amtsbonus
       genutzt und fügte hinzu: „Die Presse war nicht nett zu mir.“ Der
       Fraktionschef der CDU im Frankfurter Römer, Michael zu Löwenstein,
       kommentierte die Schlappe mit dem berühmten Spruch von Trainerlegende
       Dragoslav Stepanovic: „Lebbe geht weider.“ Minister Boris Rhein, CDU, der
       vor sechs Jahren die Stichwahl gegen Feldmann nur knapp verloren hatte,
       sagte etwas ratlos: „Das ist ein trauriger Tag für die Frankfurter CDU.“
       
       Feldmann selbst betonte trotz des Erfolgs, ihn mache das Ergebnis
       „demütig“. Die Bürger*innen der Stadt hätten ihn beauftragt, an seinen
       Themen weiterzuarbeiten. Der Oberbürgermeister hatte versprochen, sich für
       bezahlbaren Wohnraum und niedrige Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr
       einzusetzen. Bei Tausenden Hausbesuchen hatte er den Kontakt zu den
       Wähler*innen gesucht. „Ich will den Menschen in dieser großen Stadt ihre
       alte SPD wiedergeben“, hatte Feldmann im Januar im [1][taz-Interview]
       gesagt und sich dabei mit klaren Worten von der Agenda 2010 der SPD unter
       Bundeskanzler Gerhard Schröder distanziert.
       
       ## Keine Mehrheit für Rot-Rot-Grün
       
       Die hessische SPD wertete den Sieg bei der Frankfurter OB-Wahl als gute
       Ausgangsbasis für die Landtagswahl am 28. Oktober. SPD-Landeschef Thorsten
       Schäfer-Gümbel, der auch stellvertretender Bundesvorsitzender der Partei
       ist, war am Sonntagabend persönlich nach Frankfurt gekommen. Er ließ sich
       mit dem Wahlsieger Feldmann ablichten, umringt von einem Dutzend
       SPD-Landtagskandidat*innen. Schäfer-Gümbel tritt im Oktober zum dritten Mal
       an, um die CDU in Hessen nach mehr als zwei Jahrzehnten als führende
       Regierungspartei abzulösen.
       
       Allerdings sind seine Aussichten ein halbes Jahr vor dem Wahltermin alles
       andere als rosig. In den letzten landesweiten Meinungsumfragen lag die CDU
       von Ministerpräsident Volker Bouffier jeweils deutlich vor der SPD, bei
       stabilen Werten für Grüne, FDP und Linke. Da auch die AfD dem nächsten
       Landtag angehören dürfte, würde es nach den aktuellen Zahlen nicht einmal
       rechnerisch für Rot-Rot-Grün reichen, auch nicht für eine Ampel unter
       Führung der SPD.
       
       ## CDU und Grüne verlassen die Party
       
       Näher an einer Landtagsmehrheit sind die in Hessen regierenden
       Koalitionspartner CDU und Grüne. Um in Hessen eine weitere große Koalition
       aus CDU und SPD zu verhindern, würde die hessische FDP wohl für ein
       Jamaika-Bündnis bereitstehen.
       
       Doch am Sonntagabend wollten die Genoss*innen sich die gute Stimmung nicht
       nehmen lassen. Mehr als hundert Wahlhelfer*innen zogen am Abend vom
       Parteihaus in der Fischerfeldstraße zum Römer. Mit roten SPD-Fahnen und den
       roten Schals der Feldmann-Kampagne bevölkerten sie das Foyer des Rathauses
       und feierten den Wahlsieger.
       
       Die führenden Politiker*innen von CDU und Grünen hatten die Wahlparty schon
       früh verlassen. Mitten im Getümmel stand dagegen die OB-Kandidatin und
       Landtagsfraktionsvorsitzende der Linken, Janine Wissler. Sie hatte nach
       einem achtbaren Ergebnis (8,8 Prozent) im ersten Wahlgang ihre
       Anhänger*innen zur Wahl von Feldmann aufgefordert und sich damit der SPD
       als mögliche Koalitionspartnerin empfohlen.
       
       12 Mar 2018
       
       ## LINKS
       
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       zufrieden.