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       # taz.de -- Vorgefärbte Eier im Supermarkt: Vom Osterhasen kommen sie nicht
       
       > Hart gekochte bunte Eier aus dem Laden müssen nicht gekennzeichnet
       > werden. Ihre Herkunft ist oft ungeklärt. Tierschützer warnen deshalb
       > davor.
       
   IMG Bild: Augen auf beim Ostereierkauf
       
       Berlin taz | Zu Ostern liegen wieder bunt gefärbte vorgekochte Eier in den
       Supermarktregalen. Da sie nur verkauft werden dürfen, wenn die verwendeten
       Farbstoffe nach dem europäischen Zusatzstoffrecht als unbedenklich gelten,
       halten viele Verbraucher*innen sie für eine praktische Alternative. Wem
       fällt schon auf, dass die Eier nicht nach Herstellungsort und
       Haltungsbedingungen gekennzeichnet werden müssen? Tierschützer warnen
       deshalb davor, dass viele dieser Eier von Hühnern stammen, die in
       sogenannten Kleingruppenkäfigen unter „besonders schlechten Bedingungen“
       leben.
       
       Hintergrund ist, dass die bunten Eier per Definition „verarbeitete
       Lebensmittel“ sind. Die für frische Schaleneier schon seit 2004 in allen
       EU-Ländern bestehende Kennzeichnungspflicht gilt für sie nicht. Das
       rbb-Verbrauchermagazin deckte kürzlich auf, dass viele Supermärkte auch
       Eier aus Nicht-EU Ländern wie Albanien und der Ukraine beziehen, um die
       zunehmende Nachfrage zu decken. Im Schnitt isst jeder Bundesbürger 20 Eier
       monatlich, im Ostermonat kommen nochmal drei bunt gefärbte dazu, berichtet
       das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung.
       
       Ein „deutlich größeres Problem“ als die Saisonware Ostereier, so heißt es
       beim Deutschen Tierschutzverband, sei jedoch die fehlende
       Kennzeichnungspflicht für verarbeitete Eier überhaupt. Nur 52 Prozent der
       Eier werden direkt als Schaleneier an private Haushalte verkauft, 32
       Prozent gehen an die Industrie und 16 Prozent werden von Großküchen und
       Bäckereien genutzt. Der Verbraucher konsumiert sie, ohne sehen zu können,
       woher sie kommen.
       
       Die Nachfrage nach günstigen Eiern ist hoch, allein in Deutschland wurden
       2017 12,1 Milliarden Stück produziert. Auch wenn Legebatterien in Form
       konventioneller Käfige seit 2010 EU-weit verboten sind, werden Millionen
       Hennen auf einer Fläche gehalten, die pro Huhn nur etwas größer ist als ein
       DIN A4 Papier.
       
       ## Gut 12 Tiere auf einem Quatratmeter
       
       Die sogenannten ausgestalteten Käfige – Kleingruppenkäfige mit einem
       kleinen Platz zum Sandbaden und Scharren – seien „nur ein Alibi“, so der
       Tierschutzverband. Auf einem Quadratmeter kommen im Schnitt 12,5 Tiere
       unter. Weil sie auf Gitterstäben stehen müssen, haben viele Tiere
       Fußverletzungen und Verhaltensstörungen wie Federpicken oder Kannibalismus.
       
       Solche Folgen können auch bei der Bodenhaltung nicht ausgeschlossen werden.
       65 Prozent aller in Deutschland produzierten Eier stammen von Hennen, die
       sich zu neunt einen Quadratmeter teilen und keinen Auslauf haben.
       
       Die Verbraucherorganisation Foodwatch spricht von einer „unzureichenden
       Informationslage für die Verbraucher“. Selbst die Kennzeichnungsregeln für
       Schaleneier seien noch nicht ausreichend. Denn bislang fehle der Aspekt
       Tiergesundheit völlig.
       
       Wer sicher sein will, woher die Eier stammen, die er isst, sollte, „bei
       Lebensmitteln auf das Bio-Siegel achten, seine Ostereier selber färben und
       sein Ostergebäck lieber selber backen“, empfiehlt die
       Tierschutzorganisation Vier Pfoten.
       
       31 Mar 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kanefendt
       
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