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       # taz.de -- Gastkommentar Grundeinkommen: Im Grunde ein „1-Euro-Job“
       
       > Das Grundeinkommen-Modell der Berliner SPD knüpft Leistungen an
       > Bedingungen. Ein Neudenken der Arbeit ist so nicht möglich.
       
   IMG Bild: Michael Müller spricht im Berliner Abgeordnetenhaus
       
       Da schau an: Auch innerhalb der SPD mehren sich die Stimmen, dass wir
       [1][Hartz IV überwinden] und durch ein neues System der sozialen Sicherung
       ersetzen müssen. Das begrüßen wir Grüne sehr. Und der Regierende
       Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, hat auch ein Modell eingespeist:
       das „solidarische Grundeinkommen“.
       
       Klingt interessant – ist aber leider eine Mogelpackung. Kurz
       zusammengefasst fordert Müller, das Arbeitslosengeld bei Aufnahme
       „gemeinnütziger Jobs“ wie Nachmittagsbetreuung von Kindern und Jugendlichen
       in ein Einkommen von 1.200 Euro netto pro Monat umzuwandeln.
       
       Richtig ist, dass die Grundsicherung künftig unbürokratisch und
       sanktionsfrei ausgezahlt werden sollte. Das würde auch die Arbeit der
       Jobcenter verbessern, die sich vor allem auf ihre Hauptaufgabe, die
       Qualifizierung für und die Vermittlung in Arbeit, konzentrieren sollten.
       
       Richtig ist auch, dass Hartz IV und das jetzige System des
       Arbeitslosengeldes II nicht funktionieren. Zwar hat die Erwerbstätigkeit in
       den letzten 15 Jahren deutlich zugenommen – die relative Armut allerdings
       auch. Und die jetzige Grundsicherung ist faktisch keine. Denn durch die
       Praxis der Sanktionen und der Anrechnung von Hinzuverdienst ist ein System
       entstanden, das durch die Androhung von Strafen und Kontrollen abschreckt.
       
       Eine sanktionsfreie und würdevolle Grundsicherung ist mit Müllers Vorstoß
       nicht möglich. Denn er knüpft Leistungen an die Bedingung „gemeinnütziger
       Arbeit“. Im Grunde ist das nicht mehr als die alten „1-Euro-Jobs“, die
       weder angemessen bezahlt werden noch eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt
       bieten. Müllers Modell ist weder wirkungsvolle noch würdevolle
       Sozialpolitik – also eine Mogelpackung. Wir fordern eine sanktionsfreie,
       armutsfeste Grundsicherung als Schritt zu einem emanzipatorischen
       Grundeinkommen. Denn ein Bedingungsloses Grundeinkommen könnte den Freiraum
       schaffen, Arbeit neu zu denken – auch über die klassische Erwerbsarbeit
       hinaus.
       
       29 Mar 2018
       
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