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       # taz.de -- Kommentar Facebooks Datenmissbrauch: Vertrauen verspielt
       
       > Hat Facebook geholfen, die US-Wahl zu beeinflussen? Das dürfte das
       > Unternehmen viel von dem naiven Vertrauen kosten, das es groß gemacht
       > hat.
       
   IMG Bild: Freunde, vertraut mir doch! Der Facebook-Chef hat ein Glaubwürdigkeitsproblem
       
       Zeige mir, wer du bist, wo du wohnst und wen du magst. Und ich sage dir,
       was du wirklich willst. So funktioniert das Geschäftsmodell von Facebook.
       Rund 1,4 Milliarden Menschen weltweit spielen dieses Spiel mit und machen
       Mark Zuckerberg zu einem der erfolgreichsten Unternehmer aller Zeiten.
       
       Das Spiel funktioniert, weil Facebook seinen Nutzern ein Versprechen gibt:
       Du bestimmst, was deine Freunde von dir wissen. Zumindest steht das in den
       vielen Erklärungen und den freiwilligen Selbstverpflichtungen, die
       Zuckerberg unterschrieben hat. Was dort nicht steht, ist, dass all deine
       neuen und alten Freunde in der Internetwelt auch gerne wissen möchten, was
       du magst. Facebook hat ihnen diesen Wunsch gerne erfüllt.
       
       Zum Freundeskreis der Datenliebhaber gehörte auch die britische
       Analysefirma Cambridge Analytica. Sie hatte Zugriff auf rund 50 Millionen
       Facebook-Nutzerprofile. Aus den Daten bastelten die Analysten politische
       Anzeigen, die genau zur Kundschaft passten. Vermutlich waren sie
       entscheidend im Wahlkampf um das Amt des US-Präsidenten.
       
       [1][Nun ist der Aufschrei groß]. In den USA macht die Handelsaufsicht Druck
       auf Zuckerberg. EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani lädt den
       Facebook-Chef vor. Auch in Deutschland rumort es. Justizministerin Katarina
       Barley (SPD) will Facebook zur Verantwortung ziehen und die Parlamentarier
       des Digitalausschusses im Bundestag berufen hektisch eine Sondersitzung
       ein.
       
       Überall Empörung und Enttäuschung. Darüber, dass das soziale Netzwerk nicht
       sorgsam mit den Daten seiner Kunden umgeht, über den üblen Verdacht, dass
       Facebook den unberechenbaren Donald Trump dazu verholfen hat, zum
       mächtigsten Mann der Welt zu werden. Tja, wer hätte das gedacht. So mancher
       Datenschützer dürfte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen.
       
       Die Dimension des Datenmissbrauchs größer als zuvor. Die Verschiebung
       privatester Details durch private Anbieter, um gezielt Wahlen zu
       beeinflussen? Das bringt selbst die liberalsten Verfechter der freien
       Datennutzung dazu, nach schärferen Gesetzen und mehr Regulierung zu rufen.
       Gesetze oder Klagen in Milliardenhöhe könnten zumindest helfen, die
       Auswüchse einzudämmen.
       
       Mark Zuckerberg gibt sich jetzt kleinlaut. Nach Tagen des Schweigens
       äußerte er sich am Dienstagabend. Man sei sich des Ernstes der Lage
       bewusst, lässt er mitteilen. Facebook werde alles tun, um die Informationen
       der Nutzer zu schützen. Doch dieses Mal werden solche Beteuerungen nur
       wenig helfen. Facebooks Währung ist die naive Datenspende, das Vertrauen
       der Freunde. Das hat Zuckerberg verspielt – hoffentlich.
       
       1,4 Milliarden Menschen verlassen Facebook. Gleich morgen oder spätestens
       in der kommenden Woche. Das wäre mal ein echter Erfolg für den Datenschutz.
       
       21 Mar 2018
       
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