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       # taz.de -- Waldrodungen in Kambodscha: Die Mönche, die die Bäume retten
       
       > Mit „Community-Wäldern“ wollen Umweltschützer und Buddhisten in
       > Kambodscha Rodungen stoppen. Von der Regierung können sie keine Hilfe
       > erwarten.
       
   IMG Bild: Die Regierung sieht weg: In Kambodscha fallen die Tropenwälder illegalen Rodungen zum Opfer
       
       Pum Thmey taz | „Illegale Rodungen – Kambodschas mörderisches Problem“, so
       beschreibt die seit dem Verbot ihrer „Partei zur nationalen Rettung
       Kambodschas“ im Exil lebende Oppositionspolitikerin Mo Suchoa die
       Aktivitäten der Waldmafia. Die korrupte kambodschanische Elite verdient mit
       illegalem Holzeinschlag im großen Stil Milliarden.
       
       Umweltorganisationen wie Mlup Baitong – Grüner Schatten – halten seit
       Jahrzehnten mit der Gründung von „Community-Wäldern“ dagegen. In Kambodscha
       gibt es 1.500 solcher Community Forests. Mlup Baitong fördert 76 davon mit
       insgesamt 57.000 Hektar in drei Provinzen, unter anderen im Dorf Pum Thmey
       in Battambang.
       
       Teil des Gemeindewalds von Pum Thmey ist auch ein buddhistisches Kloster.
       63 Mönche und Novizen leben hier in bescheidenen Verhältnissen. Die Jungen
       werden in der Klosterschule unterrichtet, die auch als Tempel und
       Speisesaal dient. „Wir lehren Buddhismus, aber auch Rechnen, Schreiben und
       Lesen“, erzählt Yet Ra, der als Mönch auf Zeit den abwesenden Abt vertritt.
       
       Die wichtigste Aufgabe des Waldklosters aber ist der Schutz des
       Gemeinschaftswaldes von Pum Thmey. Der Mönch Yet Ra weist auf die drei bis
       vier Meter hohen Bäume mit den dünnen, geraden Stämmen und sagt mit Stolz:
       „Vor fünf, sechs Jahren war der Wald fast vollständig verschwunden, illegal
       von Firmen abgeholzt. Jetzt wächst er auf natürliche Weise nach.“
       
       Mithilfe von Mlup Baitong, einer Partnerorganisation von Brot für die Welt,
       gelang es den Menschen von Pum Thmey, die Behörden für die Gründung eines
       315 Hektar großen Community Forest zu gewinnen. Dazu gehören auch die 70
       Hektar des „spirituellen Waldklosters“. Der Rest des Waldes wird
       bewirtschaftet. Pilze werden gesammelt, Bambus wird geerntet, Holz
       geschlagen – alles nachhaltig und für den eigenen Bedarf.
       
       ## „Umweltschutz ist hier immer eine Herausforderung“
       
       Der Weg zum Gemeindewald von Pum Thmey war lang und bürokratisch. „Die
       Etablierung eines solchen Projekts kann bis zu acht Jahren dauern“, erzählt
       MLUP-Direktor Sophana Om. Das Erfolgsrezept von Pum Thmey ist die von Brot
       für die Welt geförderte Kombination aus Waldschutz und der Schaffung von
       Arbeitsplätzen. Bei der lokalen Bevölkerung sollen Fähigkeiten und Mut
       gefördert werden.
       
       „Sie hatten früher keine Ahnung, wie man mit Behörden umgeht, weil sie ihre
       Rechte nicht kannten“, sagt Sophana. Zwar sei die Zusammenarbeit mit den
       lokalen Behörden laut Sophana bisher gut, aber der Aktivist weiß auch:
       „Umweltschutz ist hier immer eine Herausforderung und kann in der
       gegenwärtigen politischen Situation auch gefährlich sein.“ Erst am 30.
       Januar dieses Jahres wurden in Mondulkiri zwei Umweltschützer erschossen.
       
       Die Mönche sind auch eine Art Aufsichtstruppe im Wald. Gemeinsamen mit den
       Dorfbewohnern laufen sie regelmäßige Patrouille, um illegale Rodungen oder
       Wilderei zu verhindern. „Der Wald ist Schutzgebiet für Tiere wie Affen,
       Rehe und Hirsche“, weiß Nga Loeup. Der Ex-Soldat der Lo-Nol-Armee in seiner
       Tarnuniform gehört der Waldschutztruppe und dem Managementkomittee des
       Dorfs an, das sich um die Pflege des Waldes, um die Entwicklung
       nachhaltiger Landwirtschaft und um die Verwaltung der Gelder von
       Geberorganisationen kümmert.
       
       Im Rahmen einer „Selbsthilfegruppe“ sammeln Dorfbewohner außerdem Geld für
       Mikrokredite. Die Leiterin des Projekts, Yoy Sokny, erzählt: „Letztes Jahr
       konnten wir elf Kredite für Investitionen in die Landwirtschaft oder für
       Arztbesuche vergeben. Rückzahlungsprobleme gab es bisher keine.“
       
       Von der Regierung Kambodschas können die Umweltschützer keine Hilfe
       erwarten. Im Gegenteil: Mitte März wurden zwei Tier- und Naturschutzgebiete
       in Kratie und Battambang per Federstrich aufgelöst. Schon zuvor hatte die
       Regierung in Phnom Penh bei den illegalen Rodungen in Reservaten
       weggeschaut und Konzessionen für die Anlage von Gummibaumplantagen erteilt.
       Land- und Waldraub gehen in Kambodscha weiter. Und der Kampf gegen die
       Profiteure bleibt gefährlich.
       
       3 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Lenz
       
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