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       # taz.de -- Datenskandal bei Facebbook: Awareness-Regeln für Algorithmen
       
       > Politiker von SPD und Grünen fordern eine Agentur zur Kontrolle von
       > Netzfirmen wie Facebook. Zuckerberg muss vorm US-Kongress aussagen.
       
   IMG Bild: Mark Zuckerberg will am 11. April vor einem Kontrollausschuss des US-Repräsentantenhauses Fragen zum Datenschutz beantworten
       
       BERLIN taz | Wegen des Facebook-Skandals wird nun diskutiert, ob
       Deutschland und Europa eine bessere staatliche Aufsicht über
       Internetkonzerne brauchen. So halten es Politiker von SPD und Grünen für
       denkbar, eine zusätzliche Kontrolle der Algorithmen, also der
       Software-Programme, einzurichten, die die Konzerne benutzen. Der grüne
       Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek sieht die Möglichkeit, eine
       öffentliche und unabhängige „Digitalagentur“ zu etablieren.
       
       Der US-Konzern Facebook muss sich derzeit rechtfertigen, weil das
       Unternehmen Cambridge Analytica rund 50 Millionen Facebook-Nutzerkonten
       ausgewertet hatte, um den US-Wahlkampf zu beeinflussen. Die
       US-Verbraucherschutzbehörde leitete deshalb Ermittlungen ein. Marc
       Zuckerberg hat sich inzwischen entschuldigt und verspricht Besserung: Wie
       jetzt bekannt wurde, will er am 11. April vor einem Kontrollausschuss des
       US-Repräsentantenhauses Fragen zum Datenschutz in seinem Unternehmen
       beantworten. Das teilten der republikanische Vorsitzende des Energie- und
       Handelsausschusses, Greg Walden, und der ranghöchste Demokrat des Gremiums,
       Frank Pallone, mit.
       
       In ihrer gemeinsamen Erklärung hieß es, die Anhörung werde sich auf
       „Nutzung und Schutz von Nutzerdaten“ bei dem Internetgiganten
       konzentrieren. Angestoßen wurde die Untersuchung von Berichten über
       Cambridge Analytica. Zuckerberg hat im Rahmen einer Medienoffensive um
       Entschuldigung für die Datenaffäre gebeten.
       
       Keine Diskriminierung online 
       
       In Deutschland könnte die vorgeschlagene Digitalagentur „eine staatliche
       Aufsicht über die Algorithmen und Programme der Unternehmen ausüben“, sagte
       Janecek der taz. „Im Sinne des Verbraucherschutzes geht es darum,
       Diskriminierungen zu unterbinden. Kunden dürfen beim Online-Kauf
       beispielsweise nicht unterschiedliche Preise in Abhängigkeit von ihrem
       sozialen Status, Wohnort, Geschlecht oder ihrer Ethnie angeboten werden.“
       
       Jens Zimmermann, Sprecher der SPD für Digitalpolitik, denkt ähnlich: „Wir
       sollten eine Agentur oder Forschungsstelle gründen, die normierte
       Datensätze entwickelt, um Diskriminierungen in den Algorithmen der
       Digitalfirmen zu vermeiden.“ Die Institution könne beispielsweise an einer
       Universität angesiedelt sein, so Zimmermann.
       
       Das Geschäftsmodell von Facebook beruht maßgeblich darauf, persönliche
       Nutzerdaten auszuwerten und individualisierte Werbung auszusenden. Damit
       können Menschen bevorteilt, benachteiligt oder manipuliert werden.
       
       Daten-Ethikkommission kommt 
       
       „Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, prüft die Bundesregierung die
       Einrichtung einer Digitalagentur, deren Aufgaben etwa in der
       Telekommunikations- und Plattformregulierung oder Marktbeobachtung liegen
       können“, erklärte dazu ein Sprecher von Bundesjustizministerin Katarina
       Barley (SPD). Die Bundesregierung wolle außerdem eine Daten-Ethikkommission
       einsetzen.
       
       Mehrere staatliche Institutionen sind momentan damit betraut,
       Digitalkonzerne zu beaufsichtigen: die Datenschützer der Bundesländer und
       des Bundes, das Kartellamt, die Netzagentur und das Bundesamt für
       Sicherheit in der Informationstechnik. Deshalb stellt sich die Frage, ob
       man Kompetenzen nicht besser in einem übergreifenden Amt bündeln sollte.
       SPD-Politiker Zimmermann hält das für falsch: „Eine neue, zusätzliche
       Aufsichtsbehörde für Digitalunternehmen brauchen wir nicht. Diese würde nur
       die Komplexität im Verhältnis zu den bestehenden Behörden erhöhen.“
       
       (mit ap)
       
       4 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hannes Koch
       
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