# taz.de -- Trauer um Winnie Mandela: Geist der Revolution
> Südafrika trauert um Winnie Madikizela-Mandela. Für manche verkörpert sie
> die Träume, die der ANC an der Macht nie erfüllt hat.
IMG Bild: Mitglieder der ANC-Frauenliga vor Winnie Manelas Haus in Soweto, 3. April
Johannesburg taz | Je nachdem, auf welcher Seite man steht, war die am
Sonntag verstorbene Winnie Madikizela-Mandela eine Freiheitsikone – oder
eine Spalterin.
Die 81-jährig verstorbene Ex-Frau des ersten demokratischen Präsidenten
Südafrikas wird als Mutter der Nation gewürdigt, als selbstlose Kämpferin,
als Feministin und als Ikone der Befreiung, die die besten Jahre ihres
Leben für die Unterdrückten opferte.
In diesem Sinne hat sich auch der höchstrangige Politiker Afrikas geäußert,
Moussa Faki Mahamat, Vorsitzender der Kommission der Afrikanischen Union
(AU). „Die gesamte AU-Familie schließt sich dem Kontinent in seiner Trauer
an“, sagte der Tschader, der Winnie im vergangenen Jahr für ihr Lebenswerk
ausgezeichnet hatte.
In Südafrika, politisch zerrissen vor den Schicksalswahlen 2019 durch die
emotionale Frage der Rückgabe weißen Landes an Schwarze, kommt ihr Tod als
Einheitsbringer. Politische Gegner kommen zusammen, um der prominentesten
Frau des Landes Tribut zu zollen.
## Das Erbe bewahren
Mzwandile Masina vom regierenden ANC (Afrikanischer Nationalkongress),
Bürgermeister der Gemeinde Ekurhuleni östlich von Johannesburg, wo Winnie
in der Apartheidzeit „Selbstverteidigungsgruppen“ unter schwarzen
Township-Jugendlichen aufgebaut hatte, erklärte, man werde „ihr Erbe
bewahren“.
Die liberale oppositionelle DA (Demokratische Allianz) lobte Winnie als
wahre Freiheitskämpferin: Sie habe sich selbst immer geopfert und sei
ständig vom Apartheidstaat verfolgt worden, bis hin zu Einzelhaft,
erinnerte DA-Führer Mmusi Maimane.
Die linke Oppositionspartei EFF (Economic Freedom Fighters) wiederum
versucht, Winnie für ihren Kampf gegen den von ihr behaupteten Ausverkauf
Südafrikas an Privatinteressen durch den ANC zu vereinnahmen.
Winnie Madikizela-Mandela verkörpere den „revolutionären Geist“, den der
ANC verloren habe, erklärte die EFF: „Mama Winnie Mandela ist der Stein,
den die Bauleute verwarfen. Sie ist die erste schwarze Präsidentin, die
Südafrika vorenthalten wurde.“
## „Abfolge von Lügen“
Da schwingen Kontroversen mit, die Winnie zeitlebens begleiteten. „Schwere
Menschenrechtsverletzungen“ hatte Südafrikas Wahrheitskommission ihr in
ihrem Abschlussbericht 1998 vorgeworfen – Entführungen und Mord durch ihre
private Schutztruppe „Mandela United Football Club“ in den späten 1980er
Jahren.
Davon wollen manche heute nichts mehr wissen. Eine neue Oppositionskraft,
die linksradikale „Black First Land First“, hat bereits eine „Warnung“ vor
dem „kommenden Sturm“ ausgesprochen: „Eine sorgfältig koordinierte Abfolge
von Lügen wird in den kommenden Tagen die Medien beherrschen, um diese
Ikone des Kampfes zu diskreditieren.“
5 Apr 2018
## AUTOREN
DIR Akani Chauke
## TAGS
DIR Südafrika
DIR ANC
DIR Apartheid
DIR Südafrika
DIR Schwerpunkt Rassismus
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