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       # taz.de -- Justiz in Südkorea: 24 Jahre Haft für Park
       
       > Die ehemalige Präsidentin wird wegen Korruption und Machtmissbrauchs
       > verurteilt. Experten rechnen damit, dass sie in Berufung gehen wird.
       
   IMG Bild: Unterstützer der ehemaligen Präsidenten Park bei einer Solidaritätskundgebung am Freitag in Seoul
       
       Seoul taz | Südkoreas in Ungnade gefallene Ex-Präsidentin ist am Freitag in
       erster Instanz zu 24 Jahren Haft und einer Geldstrafe von umgerechnet 14
       Millionen Euro verurteilt worden. Die 66-jährige Park Geun Hye blieb dem
       Gerichtssaal – wie bereits seit vergangenem Oktober – fern. Das Urteil
       wurde dennoch wegen des großen öffentlichen Interesses mit vier Kameras
       live im Fernsehen übertragen.
       
       „Die Angeklagte hat den Staat in einen Zustand des Chaos versetzt, indem
       sie ihre vom Volk ausgehende Macht missbraucht hat. Es ist notwendig, sie
       mit einem harten Urteil zu bestrafen, damit sich ähnliche Fälle in Zukunft
       nicht wiederholen“, sagte der Vorsitzende Richter Kim Se Yoon bei der
       Urteilsverkündung.
       
       Park wird unter anderem vorgeworfen, mit ihrer engen Vertrauten Choi Soon
       Sil Schmiergelder in Höhe von 21,7 Millionen Dollar von koreanischen
       Konzernen erpresst zu haben. Zudem habe die konservative Politikerin ihre
       Amtspflicht grundlegend verletzt, indem sie vertrauliche
       Regierungsinformationen an Choi weitergegeben habe. Koreanische Medien
       sprachen von einem geheimen Schattenkabinett.
       
       Choi Soon Sil war im Februar zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Vor dem
       Gerichtssaal demonstrierten weit über tausend Park-Anhänger – fast durchweg
       im Seniorenalter. Sie schwenkten Südkorea-Flaggen und sangen die
       Nationalhymne. Auf Plakaten machten sie eine „linke Mobjustiz“ und
       „Lügenmedien“ für den Fall der Ex-Präsidentin verantwortlich.
       
       ## Rasanter Aufstieg
       
       Ihre Anhänger schätzen Park Geun Hye vor allem wegen der Verdienste ihres
       Vaters, des antikommunistischen Militärdiktators Park Chung Hee, der den
       Agrarstaat Südkorea in den 60er und 70er Jahren von Grund auf modernisierte
       und die Grundlage für den rasanten wirtschaftlichen Aufschwung schuf.
       
       Für viele Konservative gilt er daher bis heute als Übervater der Nation,
       der seine Bevölkerung von Hunger und Armut befreite. Die Linken hingegen
       verabscheuen ihn für die brutale Missachtung von Menschenrechten und die
       blutige Unterdrückung der Demokratie-Bewegung.
       
       „Ich denke, das Urteil ist auch ein bisschen politisch motiviert“, sagt der
       29-jährige Kim Tae Hoon in einem Café im Seouler Studentenviertel Hongdae.
       „Dennoch ist es ein gutes Zeichen, dass auch die Mächtigen nicht über dem
       Gesetz stehen“.
       
       Wie Kim begrüßt das Gros der Südkoreaner die Haftstrafe für ihre
       Ex-Präsidentin. Schließlich waren es die Volksmassen, die Ende 2016 in
       monatelangen Demonstrationen die Amtsenthebung von Park Geun-hye gefordert
       hatten. Jeden Samstag zogen bei teilweise zweistelligen Minusgraden bis zu
       1,5 Millionen Menschen auf dem Seouler Gwanghwamun-Platz.
       
       ## Korruption oder Machtmissbrauch
       
       Am 10. März 2017 wurde Park entmachtet und kam in Untersuchungshaft. Sie
       reiht sich damit ein in eine lange Liste an ehemaligen Staatsoberhäuptern
       Südkoreas, die gegen Ende ihrer politischen Laufbahn vor Gericht landeten.
       Fast immer ging es um Korruptionsfälle oder Machtmissbrauch.
       
       Erst vor wenigen Wochen wurde Parks Vorgänger, der ebenfalls konservative
       Lee Myung-bak, wegen eines Korruptionsskandals verhaftet und wartet derzeit
       auf sein Gerichtsurteil. Präsident Moon Jae-in hatte bereits in seinem
       Wahlkampf versprochen, die tief verwurzelte Korruption zwischen den
       politischen und wirtschaftlichen Eliten auszumerzen.
       
       Es wird erwartet, dass Park Geun-hye in Berufung gehen wird. Sie selbst
       plädiert auf unschuldig. In einem Interview sagte sie einst zu ihrer
       Verteidigung: “Ich bin weder verheiratet, noch habe ich Kinder. Südkorea
       ist meine Familie“. „
       
       „Für ein politisches Urteil halte ich den Richterspruch nicht. Hierin eine
       Rache der gegenwärtigen Führung des Landes zu erkennen, halte ich für
       völlig überzogen“, sagt Lars-André Richter, Leiter der Friedrich Naumann
       Stiftung Seoul.
       
       6 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
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