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       # taz.de -- Sponsoring und Werbung an Schulen: Möbelhaus macht Verkehrserziehung
       
       > Die Opposition spricht von Verschleierung. Schwarz-Grün in Hessen
       > antwortet auf einen Berichtsantrag zu Sponsoring an Schulen nicht
       > öffentlich.
       
   IMG Bild: Die Kunden von morgen bei der Verkehrserziehung
       
       Berlin taz | Das neue hessische Schulgesetz sollte Werbung an Schulen
       beschränken. Doch Kritikern ist es viel zu schwach. Jetzt werfen sie der
       schwarz-grünen Regierung vor, vertuschen zu wollen, was im Bereich
       Schulsponsoring schiefläuft. Denn die Antwort auf einen Berichtsantrag der
       SPD gibt es vorerst nur nichtöffentlich.
       
       Die SPD-Fraktion hatte im Januar nach Details einer Sponsoringaktion der
       Möbelhäuser Porta gefragt. Bei der Aktion „Helm auf“ unterrichten
       Mitarbeiter des Unternehmens an Grundschulen Verkehrssicherheit. Im
       Anschluss gibt es gratis Fahrradhelme mit dem Firmenlogo. Aber nur, wenn
       sich die Schüler das Geschenk in einer Porta-Filiale abholen. Die SPD
       wollte von der Regierung wissen, ob sie dies als unzulässige Werbung
       einstufe.
       
       Die bislang nur interne Antwort des Kultusministeriums, die der taz aber
       vorliegt, bleibt vage: Die Schulleiter müssten im Einzelfall abwägen. Auch
       könne im Nachhinein nicht mehr beurteilt werden, ob es „zu einer
       unzulässigen Hervorhebung des Namens des Unterstützers gekommen ist“. Das
       Schulgesetz erlaube Sponsoring grundsätzlich, solange der schulische Nutzen
       größer ist als die Werbewirkung für das Unternehmen.
       
       Die Regierung ergänzt jedoch: „Es ist unzulässig, in Schulen auf
       Veranstaltungen oder Aktionen hinzuweisen, bei denen Schülerinnen und
       Schüler die Geschäftsräume eines Unternehmens aufsuchen sollen, um
       außerhalb der Schule kostenfreie Produkte mit dem Logo einer Marke
       geschenkt zu bekommen.“ Genau das passierte jedoch bei der Aktion „Helm
       auf“.
       
       Dass die Antwort zunächst nicht veröffentlicht wurde, begründet
       Ministeriumssprecher Stefan Löwer rein formal: „Das hat jetzt keine größere
       Bedeutung.“ Obwohl es sich „eingebürgert“ habe, müssten solche
       Berichtsanträge nicht schriftlich, geschweige denn öffentlich beantwortet
       werden.
       
       ## Schulamt teils überfordert
       
       Christoph Degen, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, vermutet
       Verschleierung. „Bei allen anderen Berichtsanträgen zu diesem Thema waren
       die Antworten öffentlich“, sagte er der taz. Er habe schon viele solche
       Anträge gestellt. „Nur als es einmal um sexuellen Missbrauch ging, war das
       Ganze aus guten Gründen nicht öffentlich.“ Er vermutet: „Man will
       öffentlich keine Schuld eingestehen.“
       
       Für Degen war die Anfrage „die Nagelprobe“ für das kritisierte Schulgesetz.
       Und die habe es nicht bestanden: „Jetzt sieht man, dass es eben nicht
       funktioniert, und die Verantwortlichkeit von einem zum anderen geschoben
       wird.“ Er stützt diese Einschätzung auf Anfragen zu diversen
       Sponsoringaktionen des Gesamtpersonalrats der Lehrerinnen und Lehrer des
       Rheingau-Taunus-Kreises und Wiesbaden. Protokolle davon zeigen, wie das
       entsprechende Schulamt zwischen Februar und September vor allem auf die
       Verantwortung einzelner Schulen pochte und teils selbst überfordert war.
       
       Kurz bevor die nichtöffentliche Antwort am Mittwoch dem kulturpolitischen
       Ausschuss vorgelegt wird, gab es für die Schulämter noch einmal Tipps vom
       Ministerium. Indirekt verurteilt dieses in einer Rundmail die Aktion von
       Porta: Es warnt vor Geschenken oder Gutscheinen, um Schüler in die
       Geschäftsräume des Sponsors zu locken. Diese seien „in der Regel (…) als
       unzulässige Werbung abzulehnen“.
       
       10 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Astrid Ehrenhauser
       
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