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       # taz.de -- Kommentar Urteil zur Tierhaltung: Der Wachhund im Hühnerstall
       
       > Ein vielversprechender Urteilsspruch des BGH: Auch illegal erworbene
       > Informationen über skandalöse Tierhaltungen dürfen veröffentlicht werden.
       
   IMG Bild: Hier Motorrad fahren? Aber nur mit Aufnahmegerät
       
       Ein guter Tag für die Pressefreiheit? Wohl eher die Bestätigung
       selbstverständlicher Rechte der Medien. Der Bundesgerichtshof hat
       festgestellt, dass die von einem Tierschützer heimlich gedrehten
       Filmaufnahmen skandalöser Zustände in einem Bio-Hühnerstall [1][zu Recht
       vom MDR im Fernsehen gezeigt wurden]. Die Klage der Erzeugergemeinschaft
       auf Unterlassung wurde abgewiesen.
       
       Das Urteil ist zugleich ein Eingeständnis, dass Polizei und
       Aufsichtsbehörden das Elend in den Ställen mit ständigen Verstößen gegen
       Gesetze und Haltungsvorschriften nur unzureichend oder gar nicht
       überwachen. Zu wenig Personal, zu wenig Engagement, zu wenig Empathie für
       geschundene Nutztiere. Also haben Tierschützer und Medien Aufsicht und
       Kontrolle übernommen. Das geht in der Regel nur mit illegalen
       Interventionen. Kaum ein Hühnerbaron öffnet seinen Stall freiwillig.
       
       Die jetzt vom Gericht festgestellten wichtigen und „zutreffenden
       Informationen“ über skandalöse Haltungsbedingungen wurden in den
       vergangenen Jahren mit fast naturgesetzlicher Regelmäßigkeit von NGOs und
       den mit ihnen kooperierenden Medien geliefert. Am Montag war es die
       ZDF-Sendung „Wiso“, die zeigte, wie in der bayerischen Brüterei Hölzl nicht
       nur die männlichen, sondern auch gleich die weiblichen Küken einer Charge
       nach dem Schlüpfen durch Gas getötet wurden. Eine Überproduktion von Küken
       soll der Grund für die Massentötung gewesen sein. Heute hat der
       Tierschutzbund Strafanzeige erstattet und nicht etwa die Aufsichtsbehörde.
       
       Paradefall der neuen Rollenverteilung von NGOs, Medien und Justiz ist der
       Dieselskandal. Die Deutsche Umwelthilfe treibt mit immer neuen
       Abgasmessungen und Klagen die Autoindustrie und die trägen Städte mit ihrem
       Keuchhustenklima vor sich her. Medien und Justiz berichten und urteilen
       über die Umweltverbrechen – und begleiten die Kampagne mit Wohlwollen.
       Politik und Aufsichtsbehörden stehen auf der Seite der Täter.
       
       10 Apr 2018
       
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