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       # taz.de -- „Tatort“ aus Mainz: Ziemlich unpopuläre Frauenrolle
       
       > „Tatort“-Hauptkommissarin Ellen Berlinger hat bei ihrem stressigen Job
       > kaum Zeit für ihre Tochter. Und zum Glück kein schlechtes Gewissen dabei.
       
   IMG Bild: Mutter und Kommissarim: Ellen Berlinger (Heike Makatsch) mit ihrem Kollegen in Mainz
       
       Ungefähr zwei Jahre ist es her, da gab es diese hitzig geführte Debatte
       über bereuende Mütter: [1][„Regretting Motherhood“ hieß eine Studie aus
       Israel], in der Mütter erzählen, warum sie es bedauern, Kinder bekommen zu
       haben (obgleich sie angeben, sie zu lieben).
       
       Ja, genau an diese Debatte von vor zwei Jahren muss man denken, wenn man
       Hauptkommissarin Ellen Berlinger, gespielt von Heike Makatsch, in diesem
       „Tatort“-Special am Ostermontag sieht: Die kleine Tochter ist meistens bei
       Berlingers Cousine Maja (Jule Böwe) auf dem Arm unterwegs, Gewissensbisse
       hat die Kommissarin deswegen aber keine. Einmal kurz zu Mama, ein Kuss, und
       das muss reichen, denn dann hetzt Berlinger auch schon meist wieder los –
       immerhin gibt’s einen frischen Mordfall zu lösen. Keine gute Mutter, was
       immer das genau heißen mag – und kein schlechtes Gewissen dabei. Eine
       ziemlich unpopuläre Frauenrolle, mit der man da konfrontiert wird. Sehr
       gut.
       
       Leider ist Makatsch als Kommissarin Berlinger mehr oder weniger der einzige
       Lichtblick in diesem dann doch leider gar nicht so special, sondern
       ziemlich konventionell vor sich hinplätschernden Oster-„Tatort“ aus Mainz.
       Ins Rheinhessische hat sich Berlinger nämlich aus Freiburg versetzen
       lassen, wo vor zwei Jahren die erste „Tatort“-Sonderproduktion mit Makatsch
       als Kommissarin spielte: Berlingers Mutter, die sich bisher um die kleine
       Tochter gekümmert hatte, ist offenbar verstorben, wie wir erfahren – jetzt
       muss eben die Cousine in Mainz ran.
       
       Der frische Mordfall, um den sich die rappelige Kommissarin – er stehle ihr
       die Zeit, wird dem Verehrer beschieden, der es wagt, sie auf einen
       schnellen Automatenkaffee einzuladen – in Mainz kümmern muss: Ein Mädchen
       wird erschlagen in einem Schuppen gefunden. Aus einer Altkleidertonne haben
       Berlinger und ihr Kollege Rascher (Sebastian Blomberg) kurz zuvor einen
       blutdurchtränkten Kapuzenpullover auf den Schreibtisch bekommen.
       
       Rascher glaubt, dass ein nie gefasster Serienmörder wieder aktiv geworden
       ist – während Berlinger fürchtet, dass der eigenbrötlerische 13-jährige
       Sohn ihrer Cousine etwas mit dem Mord zu tun haben könnte, denn die blutige
       Kapuzenjacke ist seine. Am Ende ist es natürlich noch ein wenig, aber nicht
       sehr viel, komplizierter – zum Beispiel fehlt ja auch noch ein Motiv.
       
       Na gut, das guckt sich so weg. Schade, dass Ko-Kommissar Rascher als
       Charakter so blass bleiben muss – er wirkt immer wie in die Szenen
       reingestellt, wohin er geht oder woher er kommt, bleibt unklar. Schade aber
       auch, dass man die Makatsch als Kommissarin Berlinger nicht öfter ermitteln
       sieht. Mainz hatte seit 30 Jahren keine „Tatort“-Ermittlerteam mehr.
       Vielleicht will man die rappelige Kommissarin ja dort sesshaft werden
       lassen?
       
       2 Apr 2018
       
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