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       # taz.de -- Konzernstrategie von Eurogate: Jenseits von Afrika
       
       > Europas größter Hafenbetreiber Eurogate aus Bremen ist stabil und sieht
       > seine Zukunft in Wilhelmshaven und in Marokko. Hamburg dagegen wird zum
       > Problem.
       
   IMG Bild: Könnte bald mehr frequentiert werden: Der Jade Weser Port
       
       Die Zukunft des europäischen Warenhandels liegt in Afrika. Im
       marokkanischen Hafen Tanger an der Straße von Gibraltar könnte
       mittelfristig die Drehscheibe für den Güterumschlag zwischen Europa und
       Ostasien entstehen. „Marokko ist unser Star“, freute sich am Mittwoch
       Thomas Eckelmann, Vorstandschef von Eurogate, größter Betreiber von
       Containerterminals in Europa. „Wir sind dort hervorragend aufgestellt, wir
       werden Tanger bis 2021 verdoppeln.“
       
       Die Bremer Eurogate-Gruppe „ist sehr robust“, sagte Eckelmann bei der
       Bilanz-Pressekonferenz für 2017 in Bremen. Wohin die Reedereien ihre
       Containerriesen auch fahren ließen, „wir sind da“. Bei 14 Terminals in
       sechs europäischen Ländern an Ostsee, Nordsee, Atlantik und Mittelmeer
       lassen sich Einbußen in einem Hafen durch Zuwächse in anderen kompensieren.
       Und deshalb kommt Eurogate viel stabiler als andere durch die seit einem
       Jahrzehnt andauernde Krise der weltweiten Frachtschifffahrt.
       
       Der Umschlag ist stabil, der Umsatzrückgang minimal, der Überschuss stieg
       dennoch um 12,2 Prozent auf 85 Millionen Euro. Und so werde es auch im
       laufenden Jahr weitergehen, prophezeit Michael Blach, Eckelmanns
       Co-Vorsitzender, auch die Belegschaft von rund 7.600 Beschäftigten
       international, davon 4.400 an den drei norddeutschen Standorten, werde auf
       diesem Niveau bleiben.
       
       Allerdings geht Eurogate von Umschichtungen zu Lasten Hamburgs und zu
       Gunsten von Wilhelmshaven aus. Der Terminal an der Elbe hat 2017 einen
       Verlust von 25,6 Prozent hinnehmen müssen: Der Containerumschlag sank von
       2,26 Millionen Standardcontainern (TEU) auf 1,69 Millionen. In
       Wilhelmshaven hingegen stieg er, wenn auf bescheidenerem Niveau, von
       482.000 um 15,1 Prozent auf 554.000 TEU. Und im ersten Quartal 2018 ist im
       Jade-Weser-Port bereits eine Verdoppelung gegenüber den ersten drei Monaten
       2017 zu verzeichnen.
       
       Der Grund ist relativ einfach: Die Fusionswelle unter den weltweiten
       Reedereien ändert Fahrtrouten und führt zu immer größeren Schiffen. Seit
       2008 hat sich die durchschnittliche Tragfähigkeit der Containerschiffe von
       7.200 TEU auf 15.250 TEU verdoppelt. Aktuell sind 30 neue Frachter mit
       Kapazitäten von 23.000 TEU bestellt worden – und damit seien, so Eckelmann,
       für Hamburg und auch für Bremerhaven die Grenzen des Machbaren erreicht.
       
       Nicht aber für den Tiefwasserhafen an der Jade, der mit 18 Metern
       Wassertiefe auch die Riesenpötte der nächsten Generation abfertigen kann.
       Ein Problem allerdings bleiben die Hinterlandanbindungen mit Schiene und
       Straßen: Auf dem Land Container von und nach Wilhelmshaven zu
       transportieren, ist auf lange Sicht mühselig.
       
       Und deshalb investiert Eurogate weiter in den Ausbau von Tanger, das direkt
       an der Fahrtroute nach China, Japan und Korea liegt. Das erste Terminal
       dort sei mit 1,4 Millionen TEU „knallvoll“, sagt Eckelmann, jetzt werde ein
       zweites und genau so großes errichtet, beide mit einer Wassertiefe von 18
       Metern.
       
       Die Entwicklung könne dazu führen, die Riesenfrachter nur zwischen Fernost
       und Mittelmeer verkehren zu lassen. In Tanger übernähmen dann mittelgroße
       Schiffe den Weitervertrieb in Nord- und Ostsee. Sie wären in allen Häfen
       Nordeuropas problemlos abzufertigen, die Megafrachter wären mindestens
       eine Woche früher wieder in Shanghai, Hongkong oder Singapur.
       
       Für die bislang führenden Containerhäfen Europas in der sogenannten
       Nordrange brächte das neue Herausforderungen mit sich. Vor allem die beiden
       deutschen Häfen könnten dann Rang, Umsatz, Wertschöpfung und Arbeitsplätze
       einbüßen – außer Wilhelmshaven, das auch weiterhin die ganz großen Kaliber
       abfertigen kann.
       
       12 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
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