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       # taz.de -- Amoklauf in Parkland: Rucksäcke statt Waffenreform
       
       > Durchsichtige Rucksäcke sollen die SchülerInnen vor weiteren Attentaten
       > schützen. Die Kritik der Leidtragenden folgt prompt.
       
   IMG Bild: Soll Schutz vor Waffen und Privatsphäre schaffen: die Plastikrucksäcke aus Parkland
       
       Nach dem Amoklauf von Parkland wird viel diskutiert: über Waffengesetze,
       über den „March for Our Lives“, über die Frage, was präventiv getan werden
       muss, um solche Taten für immer zu verhindern. Im Spannungsfeld zwischen
       Freiheit und Sicherheit, werden Regeln neu ausgelotet. SchülerInnen,
       LehrerInnen und Betroffene fordern eine grundlegende Änderung der
       Waffengesetze, BefürworterInnen der Schießeeisen sehen sich in ihrer
       Freiheit beschränkt.
       
       Nun sind die Frühjahrsferien, der Spring Break, im US-Bundesstaat Florida
       vorbei und auch die SchülerInnen der Marjory Stoneman Douglas Highschool
       kehren zurück zu dem Ort, an dem am 14. Februar ein 19-Jähriger 17 Menschen
       erschoss. In den Ferien wurde zwar nicht das bundesweite Waffenrecht
       reformiert, jedoch wurde in Florida der [1][Senate Bill 7026]
       unterzeichnet. Das rund 100 Seiten lange Dokument trat Anfang März in
       Kraft. Insgesamt sollen 400 Millionen US-Dollar bereitgestellt werden um
       die mentale Gesundheit zu gewährleisten und Floridas Schulen zu sichern.
       
       Für die Marjory Stoneman Douglas Highschool in Parkland gelten nun
       Sonderregelungen, die der Chef des Schulbezirks Parkland, Robert Runcie den
       SchülerInnen und ihren Eltern kürzlich in [2][einem Brief mitteilte.]
       Demnach sind SchülerInnen fortan unter anderem dazu verpflichtet,
       durchsichtige Rucksäcke zu tragen. Insgesamt werden über 3.000 Stück
       kostenfrei bereitgestellt. Elektronische Identifikationskarten sollen nun
       zum Grundinventar aller SchülerInnen und Bediensteten gehören. Auch
       Metalldetektoren sind geplant.
       
       Per Twitter machen die SchülerInnen ihrem Ärger über die Plastikranzen
       unter dem Hashtag #clearbackpacks Luft. „Dieser Rucksack ist wahrscheinlich
       mehr wert als mein Leben“ schreibt eine Schülerin auf ein Stück Papier, das
       im Rucksack steckt und – der Transparenz geschuldet – gut sichtbar ist.
       
       Eine andere Schülerin weist auf die immense Beeinträchtigung der
       persönlichen Freiheit hin: „Ich beginne das (Senior-)Jahr mit einer guten
       alten Verletzung der Privatsphäre“.
       
       Und schlussendlich bleibt Kritik an der NRA, der Vereinigung amerikanischer
       Waffenfans, und ihrer Lobbyarbeit nicht aus: „Mein neuer Rucksack ist fast
       so transparent wie die neue NRA-Agenda“. Diverse Tweets sind direkt an
       Floridas Senator Marco Rubio adressiert. Eine Antwort blieb bisher aus.
       
       Die SchülerInnen aus Parkland beweisen der Welt, dass ihr Protest auch nach
       dem „March for Our Lives“ weitergeht: Dass sie nicht einsehen, ihre
       Privatsphäre aufzugeben, dass sie der mächtigen Waffen-Lobby der USA die
       Stirn bieten wollen, dass sie auch mitreden wollen.
       
       Denn was bringen schon durchsichtige Plastikrucksäcke, wenn nebenan
       halbautomatische Gewehre verkauft werden? Und macht solch ein Rucksack es
       wirklich unmöglich, Waffen oder gefährliche Gegenstände herumzutragen?
       Schafft Überwachung bis zur Federmappe wirklich ein Gefühl von Sicherheit?
       Man könnte alternativ auf die Forderungen der SchülerInnen eingehen. Oder
       eben einfach weiter Plastikrucksäcke verschenken.
       
       3 Apr 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.flsenate.gov/Session/Bill/2018/7026/BillText/er/PDF
   DIR [2] https://de.scribd.com/document/374570678/Superintendent-Letter-MSD-Families
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christopher Kammenhuber
       
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