# taz.de -- Proteste in der Slowakei: Polizeichef soll weg
> Auch über einen Monat nach dem Mord an dem Journalisten Jan Kuciak ist
> die Slowakei in Aufruhr. 30.000 Menschen demonstrieren allein in
> Bratislava.
IMG Bild: Zehntausende Slowaken wollen wieder einen Staatsapparat, dem sie vertrauen können
Bratislava dpa/afp | Eineinhalb Monate nach dem Mord an dem
Investigativjournalisten Jan Kuciak in der Slowakei haben am
Donnerstagabend erneut Zehntausende Slowaken gegen ihre Regierung
demonstriert. Allein in der Hauptstadt Bratislava gingen Medienberichten
zufolge rund 30.000 Menschen auf die Straße. In Sprechchören und auf
Transparenten forderten sie dort und in zahlreichen anderen Städten des
Landes die Absetzung des Polizeichefs Tibor Gaspar und eine lückenlose
Aufklärung der Bluttat vom 21. Februar.
Innenminister Tomas Drucker hatte zuvor gesagt, eine Absetzung Gaspars in
Erwägung zu ziehen. Auch Staatspräsident Andrej Kiska hatte sich für einen
Rücktritt des Polizeichefs ausgesprochen. Am Donnerstag sagte er
Journalisten, er rechne damit, dass Gaspar in den kommenden Tagen abgesetzt
werde. Dies sei notwendig, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei
wieder herzustellen.
Die im März erfolgten Rücktritte von Langzeit-Regierungschef Robert Fico
und Innenminister Robert Kalinak reichten nicht, um [1][das Vertrauen der
Menschen] in die Politik wieder herzustellen, lautete auch der Tenor der
Redner auf den Tribünen. Schließlich habe die neue Regierung unter dem
Sozialdemokraten Peter Pellegrini fast alle Minister von Ficos bisheriger
Dreiparteienregierung übernommen.
Seit dem noch nicht aufgeklärten Doppelmord an dem
Investigativ-Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten befindet sich das
EU-Land in einer schweren innenpolitischen Krise. Der ermordete Kuciak
hatte Kontakte von Regierungsmitarbeitern zur italienischen Mafia und
anderen zwielichtigen Geschäftsleuten untersucht. Die beiden 27-Jährigen
waren nach Polizeiangaben im Stil einer Hinrichtung erschossen worden.
6 Apr 2018
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