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       # taz.de -- Nach Giftgasangriff in Syrien: Raketen auf Assads Stützpunkte
       
       > Die größte Luftwaffenbasis des syrischen Regimes wurde bombardiert. USA
       > und Frankreich vereinbaren „starke koordinierte Antwort“ gegen Assad.
       
   IMG Bild: Assad-Transparent in der angegriffenen Stadt Douma
       
       Berlin taz | Einen Tag nach einem Giftgasangriff auf Zivilisten in der von
       Rebellen gehaltenen Stadt Douma bei Syriens Hauptstadt Damaskus ist die
       größte Luftwaffenbasis des syrischen Regimes bombardiert worden. Mehrere
       Raketen schlugen auf der Basis T-4 ein, die in Zentralsyrien zwischen den
       Städten Homs und Palmyra liegt. Berichten zufolge wurden 14 Menschen
       getötet, darunter iranische Soldaten.
       
       Iran, dessen Revolutionsgarden Syriens Regierung gegen Rebellen massiv
       unterstützen, hat die Basis T-4 in der Vergangenheit intensiv genutzt, und
       auch russische Bomber sind dort stationiert.
       
       Im Februar hatte Israel mit einem Luftangriff die iranische
       Drohnenkommandozentrale auf T-4 bombardiert und zerstört, nachdem ein
       israelischer Kampfjet abgeschossen worden war. Auch für den jüngsten
       Angriff machte Russland am Montag Israel verantwortlich: Israelische
       Flugzeuge hätten aus Libanons Luftraum heraus acht Raketen auf T-4
       abgefeuert, von denen allerdings fünf abgefangen worden seien.
       
       Die eindeutige russische Stellungnahme erscheint dubios, da zunächst lange
       gerätselt worden war, ob es sich um den Beginn der von US-Präsident Donald
       Trump angekündigten Vergeltung für den Giftgasangriff auf Douma gehandelt
       habe. Die Verantwortlichen würden einen „hohen Preis“ zahlen, hatte Trump
       getwittert. Nach dem Angriff auf T-4 hatte Syriens Regierung zunächst die
       USA beschuldigt. Israel kommentierte Russlands Darstellung nicht.
       
       ## UN-Sicherheitsrat berät über den Einsatz
       
       US-Beobachter berichteten am Montag, es sei auf höchster Ebene in
       Washington eine Liste möglicher militärischer Ziele in Syrien vorbereitet
       worden. Trump telefonierte auch mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron,
       der im Februar C-Waffen-Einsätze in Syrien als „rote Linie“ bezeichnet
       hatte, deren Überschreiten Militärschläge nach sich ziehen würde. Die
       beiden hätten eine „starke, koordinierte Antwort“ auf den Angriff in Douma
       vereinbart, gab das Weiße Haus bekannt.
       
       Zunächst aber sollte am Montagabend der UN-Sicherheitsrat über Douma
       beraten. Acht Ratsmitglieder haben die Sitzung beantragt. So dominierten am
       Montag zunächst noch diplomatische Stellungnahmen. Die EU rief den
       UN-Sicherheitsrat dazu auf, den internationalen Untersuchungsmechanismus
       für Chemiewaffen in Syrien zu reaktivieren, dessen Verlängerung Russland im
       November per Veto verhindert hatte.
       
       Russland scheint zu denken, in Syrien genüge es, wenn Russland als treuer
       Assad-Verbündeter Vorwürfen gegen Assad nachgeht. Das russische
       Außenministerium erklärte, russische Stellen hätten am Angriffsort in Douma
       keine Spuren chemischer Kampfstoffe entdeckt. Dies widerspricht allen
       vorliegenden Materialien wie Fotos der abgeworfenen Gaszylinder aus
       syrischen Militärbeständen.
       
       ## Wurde auch Sarin genutzt?
       
       Den Hergang des Angriffs hat unter anderen das unabhängige „Violations
       Documentation Centre in Syria“, das größte Netzwerk von
       Menschenrechtsgruppen in Syrien, mittlerweile [1][rekonstruiert]. Unklar
       bleibt demnach nur noch, ob neben Chlorgas nicht auch Sarin zum Einsatz
       kam, worauf die Symptome mancher Opfer hindeuten.
       
       Die russische Meldung, keine chemischen Kampfstoffe am Einschlagsort
       gefunden zu haben, offenbart auch, dass Russland Zugang zum Rebellengebiet
       in Douma hat. Die dort herrschende Rebellengruppe Dschaisch al-Islam (Armee
       des Islam) ist die letzte der Ost-Ghouta, dem östlichen Umland von
       Damaskus, die nicht vor dem Regime kapituliert hat. Meldungen staatlicher
       syrischer Medien vom Sonntag, die Rebellen hätten einem Abzug zugestimmt,
       wurden bis Montag nicht von der Gruppe selbst bestätigt.
       
       9 Apr 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://vdc-sy.net/suspected-chemical-attack-douma-city/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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