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       # taz.de -- Neonazi-Festival in Sachsen: Sturzbetrunken zu Hitlers Geburtstag
       
       > Mehr als 1.000 Neonazis kamen am Wochenende für ein Festival ins
       > sächsische Ostritz. Doch deutlich mehr Menschen protestierten dagegen.
       
   IMG Bild: Müll zu Müll: Protest gegen Rechtsaußen in Ostritz
       
       OSTRITZ taz | Was den Ostritzern in Erinnerung bleiben wird, ist das bunte
       Fest, das am Wochenende in ihrer Innenstadt stattfand. Ein Friedensfest auf
       dem Marktplatz und ein antifaschistisches Musikfestival belebten den
       idyllischen Ort an der polnischen Grenze. Der Anlass war weniger
       erfreulich: Zu Hitlers Geburtstag [1][waren über tausend Neonazis für das
       Festival „Schild und Schwert“ in die sächsische Kleinstadt gekommen].
       
       Vom Bahnhof über die kleine Fußgängerbrücke über den Grenzfluss Neiße kamen
       sie im Halbstundentakt: Neonazis in szenetypischer Kleidung, aggressiv,
       grölend, manche zeigten den Hitlergruß. Nach 100 Metern waren sie am Hotel
       Neißeblick angekommen, einem in die Jahre gekommenen Komplex, der dem
       hessischen Kommunalpolitiker und Ex-Republikaner Hans-Peter Fischer gehört.
       
       Der Presse war der Zugang untersagt, Ordner in T-Shirts mit der Aufschrift
       „Arische Bruderschaft“ öffneten für Anreisende kurz den mit NPD-Bannern
       verhängten Zaun des festungsartigen Geländes. Unter der Aufschrift prangte
       das Wappen einer SS-Division; nach fast 20 Stunden schritt die Polizei am
       Samstag ein und beschlagnahmte die Shirts.
       
       In einer Wellblechhalle traten Redner der Parteien NPD und Die Rechte sowie
       Bands wie Die Lunikoff Verschwörung, Kategorie C oder Oidoxie auf, viele
       von ihnen aus dem Umfeld des neonazistischen Netzwerks Blood & Honour. In
       den umliegenden Hallen wurden rechte Tattoos gestochen und in einem
       Freefight-Wettbewerb die brutalsten Schläger prämiert.
       
       Große Gruppen verließen immer wieder das Hotelgelände und zogen durch die
       Stadt, vorbei an den Sprechchören ihrer Gegner*innen, von denen einige am
       Samstag kurzfristig eine Straße besetzten. Es blieb weitgehend friedlich,
       manche berichteten aber, von Rechten geschlagen worden zu sein. Da auf dem
       Gelände Alkohol verboten war, mussten sich die Neonazis ihren Weg zum
       Supermarkt bahnen. Sturzbetrunken torkelten sie zurück, manche konnten sich
       ohne Hilfe nicht mehr auf den Beinen halten.
       
       Im starken Kontrast zu dem abgeschotteten braunen Event stand [2][der
       Gegenprotest]. Auf dem „Ostritzer Friedensfest“ und dem „Rechts rockt
       nicht“-Festival herrschte buntes Treiben. Die beiden Kundgebungen, die
       anfangs so gar nicht zueinanderpassen wollten, machten gemeinsame Sache.
       Zusammen zählten sie über 3.000 Besucher*innen. Das Friedensfest sah sich
       explizit als bürgerlicher Protest, am Freitag sprach Sachsens
       Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU).
       
       Er positionierte sich klar gegen das NPD-Event und betonte den gemeinsamen
       Protest mit dem vom linken Landtagsabgeordneten Mirko Schultze angemeldeten
       antifaschistischen Festival. Schultze lobte am Abend die Zusammenarbeit mit
       dem Friedensfest als gute Strategie gegen künftige rechte Veranstaltungen.
       Die ist nötig: Am 2. und 3. November soll im Hotel Neißeblick das nächste
       braune Event über die Bühne gehen.
       
       22 Apr 2018
       
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   DIR Johannes Grunert
       
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