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       # taz.de -- Lokalzeitungen in Brandenburg: Optimismus in Cottbus
       
       > Die Neue Pressegesellschaft aus Ulm kauft die „Lausitzer Rundschau“. Das
       > treibt die Medienkonzentration in Brandenburg voran.
       
   IMG Bild: Großes Thema in der Lausitz: der Wolf. Er hat einen regelmäßigen Comic in der „Lausitzer Rundschau“
       
       Wenn in den vergangenen Jahren aus der deutschen Provinz die Meldung kam,
       dass ein Medienhaus ein anderes kaufe, waren das meist keine guten
       Nachrichten. Die [1][letzte große Fusion] wurde im Februar bekannt, als der
       Verleger Dirk Ippen die Frankfurter Rundschau und die Frankfurter Neue
       Presse kaufte. Beobachter fürchteten, dass dabei Jobs und Meinungsvielfalt
       verloren gehen.
       
       All das schwebt auch über der Lausitzer Rundschau, und trotzdem überwiegt
       in deren Redaktion die Zuversicht ob ihres neuen Eigentümers. Ab dem 1. Mai
       wird die Zeitung zur Neuen Pressegesellschaft aus Ulm gehören, die in
       Brandenburg bereits die Märkische Oderzeitung und diverse Anzeigen- und
       kleinere Blätter herausgibt. Das Bundeskartellamt und die Medienaufsicht
       haben bereits zugestimmt, Details zum Deal geben die Beteiligten nicht
       preis.
       
       Bisher gehörte die Zeitung zur Saarbrücker Zeitungsgruppe und damit zur
       Rheinischen Post. Die Lausitzer Rundschau war die einzige Zeitung, die der
       Verlag in den neuen Bundesländern besaß – was die Redakteure, so sagen es
       einige, zu spüren bekamen. Der Verleger in Saarbrücken habe wenig
       Verständnis für die besondere Situation für Lokalzeitungen im Osten gehabt:
       die weiten Wege zwischen den Redaktionen, eine Leserschaft, die anderes
       erwarte als Leser in Westdeutschland, und schwächere Anzeigenverkäufe. Die
       Redaktion sei deutlich reduziert worden. Schlimmer könne es nicht werden,
       das stimmt sie optimistisch in Cottbus. Die Rheinische Post will das nicht
       kommentieren.
       
       Die Lausitzer Rundschau verliert so viel Auflage wie wenige andere
       Tageszeitungen. Die verkaufte Auflage hat sich in den vergangenen zwanzig
       Jahren mehr als halbiert, aktuell werden noch rund 74.000 Stück verkauft.
       Damit ist sie, nach der Märkischen Allgemeinen Zeitung (MAZ), die
       zweitgrößte Lokalzeitung in Brandenburg und die einzig relevante im Süden
       des Bundeslandes.
       
       ## Kein Stellenabbau geplant
       
       Thomas Brackvogel, Geschäftsführer der Neuen Pressegesellschaft und neuer
       Eigentümer der LR, schreckt das nicht ab. „Zeitungen sind nach wie vor ein
       attraktiver Geschäftszweig, auch wenn sie im Umbruch sind. An das große
       Zeitungssterben glaube ich nicht.“ Er wolle deswegen so gut wie nichts
       verändern in der Lausitzer Rundschau, keine Stelle ab- oder umbauen. Die
       Texte zur Bundespolitik sollen künftig aus jenem Berliner Büro kommen, das
       alle Titel der Neuen Pressegesellschaft beliefert. Auch der
       landespolitische Korrespondent in Potsdam soll erhalten bleiben, obwohl
       auch die MOZ dort jemanden sitzen hat, der ja theoretisch für beide
       Zeitungen schreiben könnte.
       
       So regeln das viele Verlage, die mehrere Lokalzeitungen betreiben: Eine
       Handvoll Redakteure schreibt Texte zu Bundesthemen für alle Blätter, nur
       die Lokalberichterstattung kommt noch individuell von vor Ort. Dieses
       sogenannte Zusammenlegen der Mantelredaktionen passiert bereits in vielen
       Region. In Thüringen beispielsweise vertreibt Funke drei Zeitungen. Alle
       drei bekommen ihre überregionalen Texte aus der Zentralredaktion in Berlin.
       
       Im Mantelteil der Thüringer Allgemeinen steht dann also zum Teil das
       Gleiche wie in dem der Neuen Ruhr Zeitung. Für den Leser ist das kein
       Problem, es ist schließlich unwahrscheinlich, dass die ErfurterInnen
       parallel auch die Neue Ruhr Zeitung lesen. Es ist allerdings ein weiterer
       Schritt hin zur abnehmenden Pressevielfalt in Deutschland, sagt der
       Medienwissenschaftler Horst Röper.
       
       Auch in der Übernahme der Lausitzer Rundschau sieht er die Gefahr, dass sie
       zu einer „monopolisierten Zeitungslandschaft“ in Brandenburg führt. Früher
       hätte, sagt Röper, das Bundeskartellamt eine solche Übernahme von Zeitungen
       in direkter Nachbarschaft noch verboten. Durch einen neuen Passus im
       Kartellrecht neige das Amt aber mittlerweile dazu, diese Übernahmen zu
       erlauben.
       
       ## Ein Bundesland, zwei große Verlage
       
       Mit dem Rückzug der Saarbrücker Zeitungsgruppe bleiben in Brandenburg nun
       also im Wesentlichen noch zwei große Medienhäuser aktiv: die Neue
       Pressegesellschaft mit der Märkischen Oderzeitung und der Lausitzer
       Rundschau und Madsack, das die Märkische Allgemeine Zeitung betreibt. Zwar
       erreichen die Berliner Zeitungen auch den Speckgürtel von Berlin, in
       Potsdam vertreibt Holzbrinck die Potsdamer Neuesten Nachrichten und in
       Nordbrandenburg erscheinen kleinere Tageszeitungen in weiteren Verlagen.
       Dennoch sieht der Medienwissenschaftler Horst Röper in dieser Entwicklung
       eine, die exemplarisch ist für ganz Deutschland.
       
       Als die Neue Pressegesellschaft 2011 den kleinen Oranienburger
       Generalanzeiger im Norden Brandenburgs übernahm, sprach der damalige
       Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) noch von einem
       [2][„Paukenschlag“] und mahnte an, dass eine „vielfältige Presselandschaft“
       zu erhalten sei. Zur Übernahme der Lausitzer Rundschau hat sich bisher kein
       Politiker geäußert.
       
       23 Apr 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Uebernahme-der-Frankfurter-Rundschau/!5483615
   DIR [2] http://dev.niederlausitz-aktuell.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=12668%3Aministerpraesident-platzeck-zum-kauf&Itemid=125
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anne Fromm
       
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