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       # taz.de -- Debatte Antisemitismus im Deutschrap: Ihr seid langweilig
       
       > Die Düsseldorfer Rapper Kollegah und Bang sind für den Echo-Preis
       > nominiert. Schon öfter haben sie sich ekelhaft antisemitisch geäußert.
       
   IMG Bild: Kollegah (bürgerlich Felix Blume) rechts und Farid Bang (ganz rechts)
       
       Der Echo ist der von allen Musikpreisen unbedeutendste. Preisträger werden
       aus Bestsellern des vergangenen Jahres bestimmt. Bei der Verleihung führen
       diese ihre Hits zum Play-back auf. Deshalb löst der Preis nach Vorschrift
       Debatten aus. 2013 nominierte die Jury die Südtiroler Stumpfos Frei.Wild,
       deren Verbindungen ins deutschnationale Milieu bereits dokumentiert waren.
       Es folgten Proteste anderer Künstler und Frei.Wilds Echo-Gewinn im jahr
       2016.
       
       Heuer ist „Jung, brutal, gutaussehend 3“ der beiden Düsseldorfer Rapper
       Kollegah und Farid Bang nominiert; ein Album, das in seiner Ideenlosigkeit
       zum Echo passt. Kollegah und Bang versammeln darauf Disstracks, die selbst
       den eher affirmativen HipHop-Medien zu abgedroschen waren. Eine Zeile auf
       dem Album sorgt nun für die bestellte Aufregung. In „08/15“ rappt Farid
       Bang, sein Körper sei „definierter als ein Auschwitz-Insasse“.
       
       Obwohl menschenverachtend und antisemitisch, wurde der Song vom Echo-Team
       nach „Prüfung“ als „Kunstfreiheit“ eingeordnet. Dabei hätte man es besser
       wissen können: Denn Farid Bangs Sparringpartner Kollegah ist bekannt für
       antisemitische Motive. In seinem Track „N.W.O.“ ziehen „die wahren Leader“
       im Hintergrund „Fäden wie Harfenspieler“, während eine „mächtige
       Minderheit“ der „Schandfleck des Planeten ist.
       
       ## Natürlich mit Verschwörungstheorien
       
       Auf Kritik antwortet Kollegah stets mit neuen Verschwörungsvorwürfen.
       Kürzlich postete er einen Monolog auf YouTube: Die „Waffe des
       Antisemitismusvorwurfs“, heißt es da, diene dazu, sein Hilfsprojekt für
       eine Schule im Westjordanland zu diskreditieren. Dagegen müssten er und
       seine Fans zusammenhalten – Rap-Welt gegen Rest-Welt. Er meint das ernst.
       
       „Wir gegen die“-Fantasien verkaufen sich hierzulande gut, die Böhsen Onkelz
       haben ihre Karriere darauf gegründet. Problematisch ist, dass viele Medien
       daran mitstricken. Von Deutschlandfunk bis Tagesspiegel herrscht Einigkeit
       darüber, dass die Deutschrap-Szene ein Antisemitismusproblem habe. Dabei
       vertreten rund 20 Prozent der Deutschen antisemitische Ansichten – der eine
       oder die andere DeutschrapperIn wird darunter sein.
       
       Auch haben nicht erst Rapper Judenfeindlichkeit erfunden: Wegen seiner
       jüdischen Wurzeln wurde bereits Beatles-Manager Brian Epstein von Paul
       McCartneys Vater misstrauisch beäugt. In der Debatte über Kollegah tritt
       ein Aspekt hervor, der den Diskurs über muslimischen Antisemitismus
       dominiert: Er gilt als Sache einer Minderheit, damit man nicht über den
       Antisemitismus im eigenen Umfeld reden muss. Diese Woche hat Innenminister
       Seehofer verkündet, die CSU sei von dem ungarischen Ministerpräsidenten
       Viktor Orbán inspiriert. Im Wahlkampf hatte Orbán behauptet, der jüdische
       Millionär George Soros wolle Ungarn mit Migranten fluten. Nun kündigte
       Orban „Anti-Soros-Gesetze“ gegen die Zivilgesellschaft an. Wer von Kollegah
       spricht, darf von Seehofer nicht schweigen.
       
       11 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Werthschulte
       
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