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       # taz.de -- Kolume Habibitus: Weißsein ist eine Droge
       
       > Modelabels wie Warwear und Dandy Diary? Das passiert, wenn weiße Männer
       > mit pseudopolitischen Provokationen ins Klo greifen.
       
   IMG Bild: Gescheitertes Projekt Dandy Diner: Veganer Fast-Food-Laden mit Schweine-Logo in Neukölln
       
       Fashion-Leute haben keinen guten Ruf. Sie gelten als oberflächlich,
       unreflektiert, ungebildet und prätentiös. Das Aushängeschild dafür sind
       meistens Frauen mit viel Make-up auf High Heels. Dabei sind die wahren
       Katastrophen des Modebusiness weiße deutsche Typen.
       
       Die zwei bekanntesten D-Promis unter ihnen betreiben [1][Dandy Diary], ein
       deutschsprachiger Blog für Männermode und mittlerweile eine Marke, geprägt
       von Mittelmäßigkeit und gelegentlicher Provokation.
       
       Die Prise von Alman-Humor, die es eben braucht, um einen veganen
       Fast-Food-Laden mit Schweine-Logo in Neukölln zu eröffnen. [2][Das „Dandy
       Diner“, so hieß der Laden damals], hielt sich nur für einige Monate. Sicher
       auch, weil „Macht nicht so fett“ nicht das überzeugendste Verkaufsargument
       für vegane Burger ist. Burger ohne Kalorien sind wie Kaugummizigaretten,
       also Platzhalter für unerfüllte Sehnsüchte.
       
       Ihr Hipster-Imbiss blieb nicht die einzige gescheiterte Business-Idee. 2016
       wollten sie sich mit einer schäbigen Modekollektion namens
       „Deutschland-Pack“ die Farben der deutschen Flagge neu aneignen, damit sie
       nicht nur mit Nazis in Verbindung gebracht werden.
       
       ## Benzinkanister und Feuerzeug
       
       Ein bisschen unverkrampfter Nationalismus, why not, hat in den letzten
       Jahren super funktioniert. Sollte es ein „Deutschland-Pack 2“ geben, ist zu
       befürchten, dass es einen Benzinkanister und ein Feuerzeug dazu gibt, für
       unverkrampfte deutsche Teens, die „Migrationskritik“ üben wollen oder so.
       
       Ab und zu organisieren die Jungs auch peinliche Partys. Auf der Berliner
       Fashion Week im Januar stellten sie kleinwüchsige Menschen als freaky
       Attraktionen aus und im Rahmen des Berliner Gallery Weekends veranstalten
       sie nun eine orientalistische Party mit „Happy End“.
       
       Massagen, Glückskekse und Anspielungen auf fetischisierende Bilder
       ostasiatischer Frauen für den Exotik-Faktor dürfen genauso wenig fehlen wie
       das Bashing von Sexarbeiter_innen. Aber Hauptsache, kurz vorher auf dem
       Blog kulturelle Aneignung bei Zalando anprangern. YOLO!
       
       Auf einem ähnlich billigen Level bewegt sich das Label Warwear von zwei
       Kartoffelboys, denen noch eine Möglichkeit eingefallen ist, als weiße
       Personen von Krieg zu profitieren.
       
       ## Pseudopolitische Provokation
       
       Wer sich nicht „für eine Seite entscheiden“ will, kann sich für 50 Euro
       einen Pulli gönnen, auf dem die Flaggen zweier „im Konflikt“ stehenden
       Länder beziehungsweise Regionen ergebnisoffen nebeneinanderstehen.
       Kurdistan und Türkei, Israel und Palästina, Großbritannien und Indien.
       
       Als es Kritik hagelte, verteidigte sich das Label mit der Aussage, den
       Profit „an die Opfer der Kriege“ zu spenden. Welche Opfer welcher Kriege,
       fragt man sich.
       
       Was die Warwear-Flops mit Dandy Diary gemeinsam haben? Sie zeigen, was
       passiert, wenn weiße Männer ihren Habitus wie übel gestreckte Drogen
       ballern, drauf nicht klarkommen und mit pseudopolitischen Provokationen ins
       Klo greifen.
       
       29 Apr 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://dandydiary.de/
   DIR [2] /Aus-der-zeozwei/!5346831
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hengameh Yaghoobifarah
       
       ## TAGS
       
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