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       # taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > China, Russland und Südkorea fungieren als Therapeuten für einen
       > ADHS-Tyrannen. Und eine Frage: Kann es eigentlich noch söderer werden?
       
   IMG Bild: Prost, Markus Söder!
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Trump droht mit „Regierungsstillstand“.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Welt reagiert interessiert.
       
       Die Koreas wollen den Kriegszustand beenden. An dessen Stelle solle ein
       dauerhaftes Friedenssystem treten. Wird das Abkommen als Trump-Friede in
       die Geschichte eingehen? 
       
       Trump – in Kims Worten der „demente Greis, den er mit Feuer bändigen wird“
       – schreibt den Wandel seiner „Kampagne des maximalen Drucks“ zu. So sehen
       Sieger aus. Beim Kuscheln mit ihrem Spiegelbild nehmen beide die Lehre mit,
       rücksichtslose Aggression führe zum Weltfrieden. Ein beruhigender Gedanke.
       Kim hatte kürzlich noch die Uhren in seinem Staat eine halbe Stunde
       vorstellen lassen, weil ihm danach war. Trump zertrampelt gerade das
       Iran-Atom–Abkommen: Abrüstungsdeals mit den USA scheinen derzeit keine
       belastbare Ware. Kurz: Dieser Frühling kann so plötzlich implodieren, wie
       er kam. Die Rolle Chinas, Russlands, Südkoreas als geduldige Therapeuten
       der beiden ADHS-Tyrannen wird gerade unterschätzt. Vielleicht reicht es für
       eine Friedensnobelpreis-Nominierung für die olympischen Winterspiele.
       
       Finanzminister Scholz sieht in Griechenland eine positive Entwicklung. Also
       doch alles richtig gelaufen bei der sogenannten „Austeritätspolitik“? 
       
       Wie Scholz binnen Wochen von Elbphilharmonie, Schanzenviertel und
       G20-Randale auf internationale Finanzpolitik umschaltet, ringt mir
       Bewunderung ab. Oder Schaudern. Vielleicht kann man das Wirrwarr von EMS,
       IWF, drittem Paket und Restschulderlass auch gar nicht begreifen und der
       Job ist, jedenfalls nicht ohne Not den Eindruck zu erwecken, man habe die
       Patentlösung in der Tasche. Im Nicht-so-Tun-als-habe-er-den-Bogen-raus ist
       Scholz gut, seinen Kosenamen „Scholzomat“ nannte er schlicht „sehr
       treffend“. Okay, Sie haben nach Griechenland gefragt, doch hier sei Bahn
       gebrochen einem Lob des Langweilers. Der Mogul der Machbarkeit ist ein
       unterbewerteter Gegenentwurf zur Große-Fresse-Krankheit unserer Zeit.
       
       Weil die Rapper Kollegah und Farid Bang mit einem Echo ausgezeichnet wurden
       und andere ihren daraufhin zurückgaben, wird der Musikpreis nun komplett
       abgeschafft. Sind prämierte antisemitische Textzeilen wirklich nicht anders
       zu verhindern? 
       
       Bisher war der Echo egal, weil die Musikindustrie dort ihre Verkaufszahlen
       hochwürgte und das Erbrochene fein püriert an Brunnenkresse einer
       Festgemeinde erneut servierte. Jetzt ist er überflüssig, weil zwischen
       Dummheit des Publikums und Ignoranz der Jurys keine Hirnstrommessung mehr
       Unterschiede ermitteln konnte. Dem Branchenverband wird es gelingen, einen
       neuen Preis aufzusetzen, der die beiden Kriterien „egal“ und „überflüssig“
       erfüllt.
       
       Macron bei Trump, Merkel bei Trump: Wer hat da wen am gekonntesten um den
       Finger gewickelt? 
       
       Frankreich verfolgt eine aggressive militärische Außenpolitik – etwa in
       Syrien und zuvor in Libyen. Dafür gibt es Bussi vom Chefballermann im
       Weißen Haus. Deutschland agiert zurückhaltender, bezahlt seine Gasrechnung
       beim Russen und hat schlimm Humanismus. Das findet Trump very sad. In der
       Sache haben der charmante Franzose und seine freudlose Schwester aus Berlin
       Europa repräsentiert. Ohne deutsche Dominanz. Gut gelaufen.
       
       Außenminister Maas hat für einen Sitz Deutschlands im UN-Sicherheitsrat
       geworben. Haben wir nicht andere Sorgen? 
       
       Unser letztes Gastspiel im Sicherheitsrat 2011 und 2012 nutzten Merkel und
       Westerwelle, um vorausschauend gegen das Debakel des Libyen-Krieges zu
       stimmen. Als Mittelmacht der Mäßigung kann dies Privileg also Sinn machen.
       Die Frage ist stets: Wird der Sicherheitsrat sicherer – oder wird der
       Sicherheitsrat nötiger: durch die Politik seiner Insassen. Kauft
       Deutschland sich den Hocker durch mehr Kriegsbeteiligung, kann es auch –
       unleider – draußen bleiben.
       
       Kreuz in Bayern, Kippa in Berlin: Wird mit religiösen Symbolen zu viel
       Symbolpolitik gemacht? 
       
       In Büros, in denen etwa über ein Kopftuchverbot nachgedacht wird, ein Kreuz
       hinzuhängen, ist, nun ja, söder. Es wäre integrativer, einfach die Logik
       tot übern Zaun zu hängen. Noch söderer.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Das Fanzine schwatzgelb.de spricht von „einer der peinlichsten Spielzeiten
       in der Geschichte des BVB“. Nach dem Sieg gegen Leverkusen schickte die
       Südtribüne die bejubelungsbereiten Profis wieder weg. Haaach. Was ist
       dagegen ein SPD-Parteitag?
       
       Fragen: AW/havo
       
       29 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Friedrich Küppersbusch
       
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