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       # taz.de -- Bericht von Friedensforschungsinstitut: Weltweit Billionen für Waffen
       
       > 2017 sind die weltweiten Ausgaben für das Militär wieder deutlich
       > gestiegen – erstmals seit 2012. Deutschland ist überdurchschnittlich
       > daran beteiligt.
       
   IMG Bild: Aufstieg zur militärischen Supermacht: Chinas Anteil an globalen Militärausgaben beträgt 13 Prozent
       
       Stockholm taz | Die Trendwende ist da. Seit 2012 hatte es leicht sinkende
       Zahlen gegeben. Das ist nun vorbei. 2017 sind die weltweiten Ausgaben für
       das Militär wieder deutlich gestiegen. Auf 1,739 Billionen US-Dollar hat
       sie das internationale Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in
       seinem am Mittwoch veröffentlichtem „Military Expenditure“-Rapport
       berechnet. Das ist ein Plus von 1,1 Prozent gegenüber 2016. Deutschland ist
       mit einem Anstieg von 3,2 Prozent überdurchschnittlich an der
       Aufrüstungsspirale beteiligt.
       
       Massiv aufgerüstet wird aber vor allem im Nahen und Fernen Osten. In Asien
       habe es in den vergangenen Jahren sowieso keine Aufrüstungspause, sondern
       seit 29 Jahren ununterbrochen eine Aufwärtsentwicklung gegeben, betont
       Sipri. Auch 2017 gebe es hier die größten Steigerungsraten, vor allem in
       China, Indien und Saudi-Arabien.
       
       China habe seine Militärausgaben so um 5,6 Prozent auf 228 Milliarden
       Dollar erhöht. Seit 2008 habe sich der Anteil des Landes an den globalen
       Militärausgaben damit von 5,8 auf 13 Prozent mehr als verdoppelt. Chinas
       Aufstieg zur militärischen Supermacht werde auch dadurch deutlich, dass die
       USA als größte Militärmacht zwar immer noch 2,7-mal mehr als China für
       diesen Bereich ausgeben. 2010 war es allerdings noch das Sechsfache
       gewesen.
       
       Die USA gaben 2017 etwa 610 Milliarden Dollar für das Militär aus, 35
       Prozent der globalen Militäraufwendungen insgesamt und so viel wie die
       Zweit- bis Achtplatzierten auf der Sipri-Liste zusammen: China,
       Saudi-Arabien, Russland, Indien, Frankreich, Großbritannien und Japan.
       
       Nach jahrelanger Stagnation sei ab 2018 wieder mit einem „signifikantem
       Anstieg“ der US-Rüstungsaufgaben zu rechnen, erwartet Sipri. Der Grund:
       Mehrausgaben für die Modernisierung des konventionellen und nuklearen
       Waffenarsenals. Saudi-Arabien wandte im vergangenen Jahr ganze 10 Prozent
       seines Sozialprodukts für das Militär auf und setzte mit einem Plus von 9,2
       Prozent und Ausgaben von knapp 70 Milliarden Dollar seine massive
       Aufrüstung fort.
       
       ## Russland mit dem größten Minus
       
       Während in keiner Region der Erde durchschnittlich mehr als 1,8 Prozent des
       Sozialprodukts in die Rüstung investiert werden, sind es im Mittleren Osten
       5,2 Prozent, konstatiert Sipri. Sieben der zehn Länder, die den höchsten
       Anteil ihrer Wirtschaftsleistung ins Militär stecken, finden sich hier.
       Saudi-Arabien verdrängte 2017 sogar Russland vom dritten auf den vierten
       Platz des Militärrankings.
       
       Russland verzeichnete mit 20 Prozent weniger Ausgaben das größte Minus
       unter den Militärmächten. Dies führt Sipri auf „seit 2014 anhaltende
       wirtschaftliche Probleme“ zurück. Mit 66,3 Milliarden Dollar wandte
       Russland 4,3 Prozent des Sozialprodukts für das Militär auf.
       
       Für die USA beträgt diese Zahl 3,1 Prozent. Den 2-Prozent-Anteil am
       Sozialprodukt, den die USA im aktuellen Handelsstreit mit der EU
       einfordern, erfüllt laut Sipri von den größeren Mitgliedsländern bislang
       außer den USA und der Türkei (2,2 Prozent) nur Frankreich (2,3).
       Deutschland kommt auf der Sipri-Liste mit 44,3 Milliarden Dollar und damit
       dem höchsten Wert seit 1999 auf Platz 9, liegt allerdings laut offiziellen
       Zahlen derzeit nur bei 1,24 Prozent.
       
       1 May 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
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