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       # taz.de -- Unruhen an der Gaza-Grenze: Zwei Tote und Dutzende Verletzte
       
       > An der israelischen Grenze werden zwei Palästinenser durch Schüsse
       > getötet. Demonstranten lenken Drachen mit brennender Flüssigkeit nach
       > Israel.
       
   IMG Bild: Palästinensische Demonstranten tragen am Freitag einen verwundeten Mann weg
       
       Gaza/Tel Aviv dpa | Bei erneuten Zusammenstößen mit israelischen Soldaten
       sind im Gazastreifen zwei Palästinenser getötet worden. Die beiden seien an
       der Grenze zu Israel durch Schüsse tödlich verletzt worden, teilte das
       palästinensische Gesundheitsministerium am Freitag mit. Einer der Toten sei
       ein Mensch mit Behinderung gewesen. 126 weitere Palästinenser seien
       verletzt worden, davon rund die Hälfte durch Schüsse. Israels Regierung kam
       indes anlässlich der [1][70-Jahr-Feiern des jüdischen Staates] in Tel Aviv
       zusammen.
       
       Bei Massenprotesten an der Gaza-Grenze sind seit Ende März nunmehr 37
       Palästinenser getötet und Hunderte durch Schüsse israelischer Soldaten
       verletzt worden. Die israelische Armee hat immer wieder betont, die meisten
       der Getöteten seien „Terroristen“ gewesen.
       
       Es ist der schlimmste Gewaltausbruch seit dem Gaza-Krieg 2014. Anlass für
       den [2][„Marsch der Rückkehr“] ist der 70. Jahrestag der israelischen
       Staatsgründung. Die Palästinenser sehen die Staatsgründung als Katastrophe
       an, weil 1948 Hunderttausende von ihnen fliehen mussten oder vertrieben
       wurden. Sie pochen auf ein „Recht auf Rückkehr“ in das heutige israelische
       Staatsgebiet. Israel lehnt dies ab.
       
       Nach palästinensischen Schätzungen ging die Zahl der protestierenden
       Palästinenser weiter zurück – von am Anfang mehreren Zehntausend auf am
       Freitag nur noch mehrere Hundert. Die israelische Armee sprach von rund
       3000.
       
       ## Autoreifen und präparierte Lenkdrachen
       
       Junge Palästinenser zündeten am Freitag Dutzende Autoreifen an und
       präparierten Hunderte Lenkdrachen. Sie lenkten die Drachen nach Israel –
       mit brennenden Flüssigkeiten sowie arabischen und hebräischen Botschaften
       wie „Zionisten: Es gibt keinen Platz für Euch in Palästina“. Bei ähnlichen
       Aktionen in den vergangenen Tagen hatten mehrfach Felder in Israel Feuer
       gefangen, wie die Times of Israel berichtete.
       
       Nach Augenzeugenberichten feuerten israelische Soldaten am Freitag massiv
       auf die Drachen. Die Armee teilte lediglich mit, dass mehrere Drachen am
       Boden gelöscht worden seien, wenn notwendig.
       
       Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sprach in einer Mitteilung
       bezüglich der Massenproteste von „ungewöhnlich schweren und ernsten
       Verletzungen der Patienten, die sehr komplexe Behandlungen brauchen“.
       Mitarbeiter der Organisation hätten seit Anfang April mehr als 500 Menschen
       mit Schussverletzungen versorgt. „Die meisten der Patienten werden infolge
       ihrer Verletzungen langfristige physische Schäden haben“, hieß es.
       
       Die Proteste im Gazastreifen sollen bis zum 15. Mai dauern. Am 14. Mai 1948
       wurde der Staat Israel gegründet. Die Palästinenser begehen den 15. Mai als
       Nakba-Tag (Tag der Katastrophe), weil im ersten Nahost-Krieg 1948 rund
       700.000 Palästinenser flohen oder vertrieben wurden. Am 14. Mai wollen die
       USA zudem die US-Botschaft in Jerusalem eröffnen.
       
       Am Freitagmorgen hatte die israelische Armee die palästinensische
       Bevölkerung davor gewarnt, sich dem Grenzzaun zu nähern. Ein Armeeflugzeug
       warf Flugblätter über dem Küstengebiet ab, wie die Armee mitteilte.
       
       „Ihr beteiligt Euch an gewaltsamen Unruhen“, heiße es darin. „Die
       Terrororganisation Hamas nutzt Euch aus, um Terroranschläge zu verüben.“
       Die Armee versuche, die Verluste zu begrenzen, werde aber keine
       Beschädigung der israelischen Sicherheitseinrichtungen dulden.
       
       ## Feierlichkeiten fortgesetzt
       
       Die Hamas hatte 2007 die Macht im Gazastreifen an sich gerissen. Sie wird
       von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuft. Sie hat
       sich die Zerstörung Israels auf die Fahne geschrieben und strebt die
       gewaltsame Einrichtung eines islamischen Palästinas auf dem Gebiet zwischen
       Mittelmeer und Jordan-Fluss an.
       
       Israel setzte am Freitag seine Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen
       fort. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kam zu einer
       festlichen Kabinettssitzung in Tel Aviv zusammen. „Wir sind sicher, dass
       wir die Fähigkeit haben, uns selbst zu verteidigen“, sagte Netanjahu. Dies
       sei „die Essenz der Unabhängigkeit“. „Wir hören die Drohungen aus dem
       Iran.“ Die israelischen Sicherheitskräfte seien auf jede Entwicklung
       vorbereitet.
       
       Die Feiern enden nach 70 Stunden am Samstagabend. Während des Sabbat gibt
       es von Freitagabend an eine Ruhepause. Der Staat Israel wurde zwar am 14.
       Mai 1948 ausgerufen. Israel feiert sein 70. Jubiläum allerdings nach dem
       hebräischen Kalender. Deshalb begannen die Feierlichkeiten schon am Abend
       des 18. April.
       
       20 Apr 2018
       
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