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       # taz.de -- Sanierungsfall Humboldthain-Schule: Nicht so hüpfen, dann geht das schon
       
       > An einer Weddinger Grundschule sind die Toiletten kaputt, die Aula ist
       > asbestbelastet. Saniert wird das erstmal trotzdem nicht.
       
   IMG Bild: Stinken vielerorts zum Himmel: Schulklos. Hier eine Toilette an einem niedersächsischen Gymnasium
       
       An der Weddinger Humboldthain-Grundschule sind die Toiletten kaputt. Sie
       würden offenbar so dermaßen stinken, dass ihr Sohn sich weigere, in der
       Schule aufs Klo zu gehen, erzählt eine Mutter. Nun gibt es theoretisch Geld
       und einen Plan, diese Misere zu beheben: Finanzsenator Matthias
       Kollatz-Ahnen (SPD) und seine Parteifreundin Bildungssenatorin Sandra
       Scheeres haben kürzlich eine Art „Fahrplan“ vorgestellt, was wann wo
       repariert werden soll. Die Humboldthain-Schule taucht dort allerdings gar
       nicht auf.
       
       Wie kann das sein, denken sich die Eltern, sind die Toiletten noch nicht
       kaputt genug? Es ist komplizierter, sagt Schulstadtrat Carsten Spallek
       (CDU). Tatsächlich habe man fünf Millionen Euro Sanierungsbedarf, und zwar
       nicht nur für die Toiletten, bei der Bildungsverwaltung angemeldet. Warum
       die in dem Sanierungsfahrplan nicht auftauchen, wisse man im Schulamt auch
       nicht. In der Bildungsverwaltung heißt es, der Fahrplan werde ja
       fortgeschrieben. Was nicht ist, kann also noch werden.
       
       Eigentlich ist es aber auch ein bisschen egal, was in diesem Fahrplan
       steht. Denn was mit fortschreitender Schulbauoffensive – 5,5 Milliarden
       Euro sollen investiert werden – immer deutlicher wird. Trotz Geld, trotz
       Plan für das Ausgeben dieses Geldes: Das Nadelöhr bleiben die Ressourcen.
       
       In der Baumaßnahmenplanung des Bezirks Mitte ist die
       Humboldthain-Grundschule mit ihrer WC-Sanierung nur „Nachrücker“ für die
       Arbeiten, die bis 2019 begonnen werden sollen. Das heißt: Nur falls für das
       Hochbauamt noch Personal vom Himmel fällt, können die jetzigen
       Humboldt-SchülerInnen während ihrer Grundschulzeit doch noch die
       Annehmlichkeiten funktionierender Wasserklosetts genießen.
       
       ## Mittes „Toilettenranking“
       
       Natürlich kann man nicht alles sofort sanieren, die Schulbauoffensive geht
       deshalb ja auch über zehn Jahre. Spalleks Schulamt hat deshalb ein
       „Toilettenranking“ das man stets zu Rate ziehe, wenn die knappen Ressourcen
       verteilt werden müssen. Und da gibt es offensichtlich noch schlimmere
       Örtchen als die der Humboldthain-Schule. Was aber klar wird: dass sich da
       bereits ein Rückstau bei der Schulbauoffensive bildet, Geld und Fahrplan
       zum Trotz.
       
       Manches wird vielleicht auch gar nicht saniert: In der Aula der
       Humboldthain-Grundschule wurde Asbest verbaut. Im Kollegium klage man seit
       Jahren über eine Häufung von Atemwegsinfekten, erzählt eine Lehrerin. Das
       Gutachten des Schulamts stellte fest: Wenn man nicht so doll auf der
       Theaterbühne rumhüpft, dann geht das schon, weil man nicht so viele
       Schadstoffe aufwirbelt.
       
       Die Schulleiterin hat die Aula jetzt einfach ohne amtliche Anordnung
       gesperrt.
       
       16 May 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Klöpper
       
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