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       # taz.de -- Relegationsspiel Kiel gegen Wolfsburg: Störche gegen Wölfe
       
       > Holstein Kiel spielt gegen Wolfsburg um einen Platz in der 1. Bundesliga.
       > Trotz ständiger Widrigkeiten geht der Klub schier unaufhaltsam seinen
       > Weg.
       
   IMG Bild: Hier platzt Kiels Gästeblock bereits aus allen Nähten: Sollte der Aufstieg gelingen, ist das Holstein-Stadion zu klein
       
       Kiel taz | Eines muss man der Fußballmannschaft von Holstein Kiel schon
       jetzt, vor dem Relegations-Hinspiel beim [1][Bundesliga-Drittletzten VfL
       Wolfsburg] am Donnerstag, lassen: Sie lässt sich einfach nicht von ihrem
       Weg abbringen. Dabei herrschte an Störfeuern kein Mangel.
       
       Da ging es lange Zeit vor allem um die Frage, wie es mit Erfolgscoach
       Markus Anfang weitergeht. Der 43-Jährige hatte die KSV Holstein im
       vorherigen Sommer – 36 Jahre nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga Nord –
       in die zweithöchste Spielklasse zurückgeführt. Dort sorgten die Kieler, die
       sich „Störche“ nennen, für Furore. Als Abstiegskandidat Nummer eins in die
       Saison gestartet überraschte Kiel alle Experten und hatte im Frühjahr beste
       Chancen auf den direkten Sprung in die Bundesliga.
       
       Dann kam die Zukunftsdebatte um Anfang, an dessen Verpflichtung der 1. FC
       Köln schon im Dezember Interesse bekundet hatte. Letztlich erklärte der
       gebürtige Kölner, dass er von Juli an beim „Eff-Zeh“ arbeiten werde. Sein
       derzeitiges Kieler Team fühlte sich offenbar nicht im Stich gelassen,
       sondern hielt Kurs – Richtung Relegation.
       
       Die Stimmung wurde nicht einmal getrübt, als das Holstein-Präsidium den
       grotesken Entschluss getroffen hat, die drei Frauenteams des Vereins
       auszugliedern. Die Kosten in Höhe von kolportierten rund 100.000 Euro pro
       Jahr erschienen als zu hoch. Das eingesparte Geld wollte man lieber in das
       erfolgreiche Männerteam stecken. Die Frauen hätte man beim VfB
       untergebracht. In den Foren gab es wütende Reaktionen. Letztlich gab das
       Holstein-Präsidium kleinlaut zu verstehen, dass die Frauen bleiben dürften.
       
       ## Ausnahmegenehmigung? Abgelehnt!
       
       Nicht davon, und auch nicht von der Stadionfrage ließ sich das Team aus der
       Bahn werfen. Sollte Kiel der Aufstieg gelingen, stellte sich lange die
       Frage, wo das Team seine Heimspiele austragen wird. Das Holsteinstadion
       fiel bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) erstmal durch. Mit der Kapazität
       von 11.760 Zuschauern [2][sei es zu klein]. Die DFL fordert 15.000 Plätze.
       Kiels Antrag auf Ausnahmegenehmigung? Abgelehnt!
       
       Bleibt nur die Frage, wo die Schreitvögel im Aufstiegsfall spielen. Der
       Bundesliga-Absteiger Hamburger SV hat mitgeteilt, dass er sein
       Volksparkstadion nicht zur Verfügung stellt, da das Team dort täglich im
       Trainingsbetrieb sei. Holstein-Heimspiele im Millerntorstadion des FC St.
       Pauli sind nur schwer vorstellbar, da die Fan-Gruppen der Klubs über Kreuz
       liegen. So wurde über die Standorte Bremen, Rostock und Hannover
       nachgedacht. Für das 250 Kilometer entfernte Stadion liegt schon eine
       Zusage von 96-Präsident vor.
       
       Am Mittwoch erteilte die Deutsche Fußball Liga eine Ausnahmegenehmigung,
       die an Auflagen geknüpft ist. Der Lizenzierungsausschuss der DFL befasste
       sich noch einmal mit neuen Unterlagen, die Kiel kurzfristig eingereicht
       habe. Unter anderem wolle der Club bis Ende Oktober durch eine
       Zusatztribüne die erforderliche Kapazität von 15.000 Zuschauerplätzen im
       Holstein-Stadion ermöglichen. Wenn die Norddeutschen die angekündigten
       Maßnahmen nicht umsetzen, kann die DFL die Ausnahmegenehmigung wieder
       entziehen.
       
       ## Kein klarer Favorit
       
       Trainer Anfang hatte nun die Aufgabe, dieses erneute Störfeuer
       auszublenden. „Die Mannschaft konzentriert sich auf das, was wir
       beeinflussen können. Die Stadiondiskussion können wir nicht beeinflussen“,
       sagte er am Dienstag. Mit seinem Team befinde er sich in einer komfortablen
       Situation. „Wir haben keinen negativen Druck. Wir sind nicht in der
       Pflicht, aufsteigen zu müssen. Wir wollen diese Situation einfach
       genießen“, so Anfang.
       
       Einen klaren Favoriten gibt es nicht – dafür zeigte sich der VfL Wolfsburg
       in den vergangenen Wochen als [3][zu schwach] und die Kieler allen
       Widrigkeiten zum Trotz als schier unbeirrbar. Mit ihrer starken Offensive
       (71 Tore in 34 Zweitligapartien), die in Dominick Drexler, Marvin Ducksch
       und Steven Lewerenz ihre herausragenden Kräfte hat, kann Kiel den gut
       ausgestatteten Autoklub durchaus niederringen.
       
       Vor den Duellen mit dem VfL herrscht Selbstbewusstsein. Anfang: „Wir sind
       bislang in jedes Spiel gegangen, um es zu gewinnen. Das wollen wir gegen
       Wolfsburg auch. Wir gehen mit Demut, aber auch mit Mut und Freude in das
       Spiel. Wir können Historisches leisten.“ Zum Rückspiel lädt Kiel am
       Pfingstmontag ins Holsteinstadion – zum vielleicht letzten Mal für längere
       Zeit.
       
       17 May 2018
       
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   DIR Christian Görtzen
       
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