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       # taz.de -- Frankfurt nach dem DFB-Pokalsieg: Alle wollen ein Selfie
       
       > Wie der Eintracht-Pokalsieg Frankfurt lahmlegte. Warum der Klub
       > ausgerechnet diesen Erfolg so brauchte. Und: Wieso Trainer Kovac nun
       > gehen darf.
       
   IMG Bild: Frankfurter Stadthelden (untere Reihe) durchs Weitwinkelobjektiv: Eintrachtprofis im Rathaus
       
       Frankfurt taz | Was das Oktoberfest für die Münchner darstellt, ist für die
       Frankfurter ihr Wäldchestag. Ein Volksfest mitten im Stadtwald, nur einen
       Fußweg von der Arena entfernt, werden über Pfingsten immer Kirmesbuden
       aufgebaut. Traditionell Verkehrschaos. Doch am Pfingstsonntag kam es noch
       dicker: Der Übergang am Oberforsthaus war gesperrt, denn ein Autokorso mit
       Blaulicht und Hupkonzert bewegte sich vom Flughafen Richtung Innenstadt:
       Die Eintracht feierte.
       
       Gleich im ersten Wagen saß Niko Kovac und hielt selbst ein Smartphone, um
       zu verewigen, wie [1][ein DFB-Pokalsieg] in Frankfurt am Main gefeiert
       wird. Später auf dem Römerberg bekam Anführer Kevin-Prince Boateng das
       Mikrofon und rief über den scheidenden Trainer: „Ja, er geht zu Bayern.
       Aber er hat uns den Pokal geschenkt. Jetzt kann er auch gehen.“
       
       Etwa 12.000 Menschen versammelten sich, doch mindestens die fünffache Zahl
       war unterwegs, um irgendwo ein Selfie zu machen, einen der Helden zu
       berühren oder nur einen Blick zu erhaschen. Eine Stadt im Ausnahmezustand –
       so hatte es Sportvorstand Fredi Bobic vorhergesagt.
       
       Alex Meier, der Frankfurter Fußballgott, der nach 14 Jahren wohl keinen
       neuen Vertrag bekommt, grölte: „Wer nicht hüpft, ist Offenbacher. Hey,
       hey!“ Und der Römer hüpfte. Torwarttrainer Manfred „Moppes“ Petz trällerte
       einen Frankfurter Gassenhauer („Der Lagerboogie“). Ansonsten ist die
       multikulturelle Eintracht heute ein Spiegelbild ihrer Stadt. Die
       Torschützen sind ein Beispiel: Matchwinner Ante Rebic kommt aus Kroatien,
       Mijat Gacinovic aus Serbien. Fast dasselbe gilt für die Baumeister: Der
       gebürtige Berliner Kovac hat kroatische Wurzeln, Bobic wurde in Maribor,
       heute Slowenien, geboren. Eintracht betont diese Identitäten, weil sie die
       Frankfurter Realitäten widerspiegeln.
       
       ## Eintrachts Gesamtetat
       
       Deutscher Meister war dieser stolze Klub nur ein einziges Mal: 1959. Da gab
       es die Bundesliga noch gar nicht. Pokalsieger immerhin viermal. 1974 und
       1975, 1981 und 1988. Es waren die Zeiten von Jürgen Grabowski, Bernd
       Hölzenbein und von Karl-Heinz Körbel. Wenn die Bayern München empfingen,
       war ein Frankfurter Sieg keine Sensation. Heute jedoch ist der
       Eintracht-Gesamtetat so hoch wie der Umsatz der Bayern alleine im
       Merchandising.
       
       Eintracht hat seit diesem Jahr mehr als 50.000 Mitglieder, baut auf einer
       veralteten Tennisanlage eine eigene Geschäftsstelle mitsamt Profitrakt. Die
       Teilnahme an der Europa League soll endlich die internationale Strahlkraft
       vergrößern. Präsident Peter Fischer, bundesweit bekannt, seit er sich
       wortreich mit der AfD angelegt hat, bekannte nach den dramatischen
       Schlussminuten in Berlin: „Nach dem, was ich da erlebt habe, werde ich nie
       an einem Herzinfarkt sterben. Ich sterbe also einen anderen Tod.“
       
       21 May 2018
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Frank Hellmann
       
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